Seit dem Jahr 2014 führen Heike Boetzel (von links), Theresia Dreischulte Klos, Birgit Harder und Petra Wagner den Verein "FhF + Auswege". Das Vorstandsteam hat findige Ideen, um Kontaktdaten an den Mann oder die Frau zu bringen, oder Unterstützer zu gewinnen. Foto: Verein Foto: Schwarzwälder Bote

Verein: "Frauen helfen Frauen + Auswege" stellt sich vor / Vorstand als Wegbereiter / Serie

Es gibt Tage, da steht bei Hanne Blust und Renate Weiler in der Beratungsstelle das Telefon nicht still. Mehr als 370 Beratungsgespräche haben die beiden im vergangenen Jahr geführt.

Rottweil. Blust, Diplom-Sozialpädagogin und systemische Beraterin sowie Weiler, Psychologische Beraterin, sind auch Fachkräfte für Prävention und Intervention bei sexuellem Missbrauch, haben Betroffene ein Stück des Wegs begleitet. Das Angebot des Vereins "Frauen helfen Frauen + Auswege" ist also gefragter denn je. Damit aber die gesamte Beratungs- und Präventionsarbeit überhaupt geleistet werden kann, gibt es für das ehrenamtliche Vorstandsteam um Petra Wagner, Birgit Harder, Theresia Dreischulte-Klos und Heike Boetzel eine Menge zu tun. Auf etwa 120 Stunden wird der monatliche Arbeitsaufwand des Vorstands geschätzt.

Der Verein, der 132 Mitglieder zählt, finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und Zuschüsse des Landkreises sowie einiger Städte und Gemeinden im Kreis. Von diesem Geld können lange nicht alle Kosten gedeckt werden, der Verein ist jedes Jahr auf Spenden und Zuwendungen angewiesen, um die Finanzierungslücke zu schließen.

"Nicht immer ganz einfach", wissen Birgit Harder und Heike Boetzel. Immer wieder gilt es, Förderer und Unterstützer zu gewinnen und auf die Arbeit des Vereins aufmerksam zu machen. "Das ist Aufgabe des ehrenamtlich tätigen Vorstands. Wir tun alles dafür, dass die Beratungsstelle gute Arbeit auf fachlich hohem Niveau leisten kann", sagen Petra Wagner und Birgit Harder. Der Vorstand versteht sich als Wegbereiter, der sich um die Rahmenbedingungen kümmert, damit professionelle Beratung angeboten werden kann. Die Beraterinnen arbeiten autark. "Darauf legen wir sehr großen Wert. Es gibt keinerlei Informationen über die Hilfesuchenden, lediglich Zahlen", so Birgit Harder. "Die Beratungsstelle hat Daten, die streng vertraulich sind. Anonymität ist oberstes Gebot".

Die Vereinsarbeit habe sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt, wurde ausgebaut und dem Bedarf entsprechend angepasst. Da im Bereich des sexuellen Missbrauchs nicht nur Frauen betroffen seien, habe man im Jahr 2012 den Arbeitsbereich "Auswege" geschaffen – eine Fachberatungsstelle bei sexuellem Missbrauch, für männliche und weibliche Betroffene.

Die Arbeit geht dem Verein – leider – nicht aus. Aus diesem Grund wird auch viel Augenmerk auf Prävention gelegt. Seit vergangenem Jahr wurde für diesen Bereich Sarah Link engagiert. Sie kümmert sich um die Mitmachausstellung "StandPUNKTE" und gemeinsam mit Renate Weiler und Hanne Blust auch um weitere Präventionsmaßnahmen und Informationsveranstaltungen für pädagogische Fachkräfte in Kindergärten und Schulen, die ebenfalls stark nachgefragt sind. Zudem haben die Damen immer wieder ganz findige Ideen, um dezent, aber doch nachhaltig auf sich und die Angebote aufmerksam zu machen. So gibt es beispielsweise die Lesezeichenaktion, bei der die Kontaktdaten des Vereins über den örtlichen Buchhandel verteilt wurden. Oder die Taschentuchaktion: Apotheken bekleben Taschentuchpackungen mit einem Aufkleber "Von Gewalt habe ich die Nase voll!" und verteilen sie an die Kunden. Ähnlich erfolgreich die jüngste Aktion des Vereins, bei der Visitenkarten mit Kontaktdaten auf den Toiletten der Rottweiler Gastronomie verteilt wurden. Die Aktion kam bei Gästen, aber vor allem bei den Gastronomen, sehr gut an.

Weitere Informationen: www.fhf-auswege.de www.nein-sagen-auswege-finden.de

Die Fälle von häuslicher Gewalt und Frauen in Notsituationen häuften sich, eine Anlaufstelle für Betroffene gab es nicht. Und so fand sich im Jahr 1991 eine Gruppe engagierter Frauen zusammen, die den Verein "Frauen helfen Frauen" aus der Taufe hob, und ein Notruftelefon einrichtete. Heute ist der Verein professionell aufgestellt und leistet beachtliche Arbeit. In einer kleinen Serie stellt der Schwarzwälder Bote die Arbeit vor.