reilich, ein Fahndungsplakat ist (noch) nicht nötig. Aber Fachkräfte in unterschiedlichen Berufen werden in der Region dringend gesucht. Foto: Montage: Holweger

Erika Faust, Chefin der Arbeitsagentur Rottweil/Villingen-Schwenningen, zieht Bilanz. Initiative zur Berufsausbildung gestartet.

Kreis Rottweil - Wirtschaftskrise? Finanzkrise? Auf dem regionalen Arbeitsmarkt ist davon kaum etwas zu spüren. Noch nie gab es so viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Auch die Arbeitslosenquote ist stabil. Ganz ohne Sorgen gibt man sich aber auch in der Arbeitsagentur nicht.

Die Fakten sprechen zunächst für sich: Seit Jahren steigt die Kurve der Jobangebote in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Und es sind richtige Jobs, das heißt, sie sind sozialversicherungspflichtig. 2009, mitten in der Finanz- und Wirtschaftskrise, gab es in der Region über 174 000 Arbeitsstellen. Vier Jahre später sind es über 187.000.

Dasselbe Bild zeichnet die Chefin der Agentur für Arbeit Rottweil/Villingen-Schwenningen, Erika Faust, auch für den Kreis Rottweil. Im Juni 2008 zählte man 49.000 Stellen, 2009 folgte das Tief mit 47 400, vier Jahre später sind es 50.600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.

Eine erfreuliche Tendenz, keine Frage. Indes ist es nun so, dass auch die Arbeitslosenquote in den vergangenen drei Jahren zugenommen hat, trotz des immer größeren Angebots an Jobs, trotz des demografische Wandels, der ja eine schwindende Bevölkerungszahl vor allem für den ländlichen Raum vorhersagt.

Dennoch war 2013 beispielsweise die Arbeitslosenquote in der Region mit 3,5 Prozent um 0,3 Prozentpunkte höher als 2012 (3,2), freilich um einiges niedriger als 2010 (4,7). Im Kreis Rottweil wurde ein Quoten-Tief im Jahr 2011 erreicht (3 Prozent). Seitdem geht es leicht aufwärts, 2013 lag die Arbeitslosenquote bei 3,3 Prozent.

Kampagne "Heimspiel! Hier bleiben. Weiter kommen" wurde gestartet

Die zunächst widersprüchliche Entwicklung (mehr Jobs und dennoch mehr Arbeitslose) hat unterschiedliche Ursachen, so Faust. Zum einen steigt kontinuierlich das Renteneintrittsalter. Immer mehr ältere Menschen arbeiten länger. Zudem kehren mehr Frauen nach Familienphase in den Beruf zurück oder bringen beides von Anfang an unter einen Hut. Auch immer mehr EU-Mitbürger finden in der Region eine Beschäftigung. In diesem Jahr wird sich daran nicht viel ändern. Problematisch ist dies daher alles nicht. Es gibt Politiker, die sprechen angesichts dieser Verhältnisse (3,5-Quote) hinter vorgehaltener Hand von einer Art Vollbeschäftigung.

Sorgen bereitet der Vorsitzenden der Geschäftsführung etwas anderes: Der Mangel an Fachkräften wird immer gravierender. Anlässlich der Vorstellung der Dezember-Zahlen sagte Faust, dass insbesondere Fachkräfte mit Fertigungsberufen (1610) sowie mit kaufmännischen (375) und pflegerischen (395) Berufen in der Region gesucht würden. Faust weiß, dass rund 50 Prozent der Jugendlichen ihr Abitur mit sich anschließendem Studium machen. Für die duale Ausbildung gebe es immer weniger Jugendliche. Das ist ein Problem, da das Rückgrat der heimischen Wirtschaft eindeutig die dual ausgebildete Fachkraft sei. Die Region sei nun einmal gekennzeichnet von einem Mix aus industriell und handwerklichen Betrieben.

Und so ist die große Frage, wie man es erreichen kann, dass die Jugendlichen hierbleiben, hier ihre berufliche Chance sehen, sich hier ausbilden lassen. Die IHK hat bereits die Kampagne "Heimspiel! Hier bleiben. Weiter kommen." gestartet.

Die Arbeitsagentur startete jüngst zusammen mit den Jobcentern eine Initiative "Erstausbildung junger Erwachsene". Hier geht es darum, jungen arbeitslosen Erwachsenen ab 25 Jahren ohne Berufsabschluss eine Ausbildung schmackhaft zu machen und sie dabei auch finanziell zu unterstützen. Denn klar ist: jede Fachkraft kann gebraucht werden.