Karolin Trübenbach steht derzeit als Eliza Doolittle in Rottweil auf der Bühne. Foto: Trübenbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Schauspieler des Zimmertheaters im Interview / Karolin Trübenbach reizt die Vielfalt / Jede Erkältung ein kleines "Drama"

Rottweil. Karolin Trübenbach ist Sängerin und Schauspielerin. Sie hat unter anderem auf der Landesbühne Oberfranken, am Landestheater Coburg und am Centrum Theater Dresden gesungen und gespielt. Im Rottweiler Zimmertheater war sie bereits in "Die Zauberflöte" und "Peter Pan" zu sehen. Seit der Premiere am 30. Juni steht Karolin Trübenbach als Eliza Doolittle im aktuellen Sommerstück des Zimmertheaters "My Fair Lady" auf der Bühne.

Wo kommen Sie her? Wo sind Sie zu Hause?

Ich komme ursprünglich aus Chemnitz und wohne seit drei Jahren in Tuningen.

Warum sind Sie Schauspielerin geworden? War das immer schon Ihr Traumberuf?

Ich bin ja eigentlich in erster Linie klassische Sängerin. Das war schon immer mein Traumberuf. Ich wusste schon sehr früh, dass ich Sängerin werden wollte. Mit sieben Jahren habe ich begonnen, im Kinderchor der Oper Chemnitz mitzusingen und konnte dadurch schon früh in Opernproduktionen auf der Bühne stehen. Die Theaterwelt hat mich schon damals unglaublich angezogen und fasziniert, ich wollte unbedingt auch irgendwann als Solistin auf der Bühne stehen.

Wie war Ihr beruflicher Werdegang?

Da ich nach dem Abitur nicht sofort einen Studienplatz in Gesang bekam, entschied ich mich damals, zunächst eine solide Ausbildung zu machen und habe Augenoptikerin gelernt. Das ist ein schöner Beruf, aber ich wusste dennoch, ich wollte eigentlich Musik studieren. Nach Abschluss der Optikerausbildung bekam ich dann einen Studienplatz in Gesang an der Universität in Halle (Saale). Nach drei Jahren Studium habe ich an die Musikhochschule Dresden gewechselt, wo ich mein Studium beendet und anschließend freiberuflich als Sängerin gearbeitet habe. Ich habe in professionellen Chören, als Gast an verschieden Theatern und als Mitglied der "10 Sopranos" gesungen und auch Gesangsunterricht gegeben. Meine ersten schauspielerischen Erfahrungen konnte ich beim Sommertheater in Oberfranken sammeln, wo ich neben dem Solomusical "Heute Abend: Lola Blau" auch als Gretchen in "Faust" und als Marianne in "Tartuffe" auftreten durfte. Vor drei Jahren bin ich aus privaten Gründen nach Süddeutschland gekommen und habe hier neben meiner sängerischen Tätigkeit noch ein Masterstudium für Elementare Musikpädagogik an der Hochschule in Trossingen begonnen.

Was ist das Schöne an diesem Beruf?

Oh, da gibt es vieles ... Und es ist gar nicht so leicht, meinen Beruf zu definieren. Aber das ist auch das Tolle daran, dass ich eine große Freiheit habe und mich künstlerisch sehr vielseitig verwirklichen kann: Mit dem Singen, mit der Schauspielerei, mit dem Unterrichten von Musik und Gesang. Als Sängerin bin ich immer auf der Suche nach stimmlicher, technischer Weiterentwicklung. Und es ist wunderbar, den Menschen mit dem Gesang etwas zu erzählen, sie in eine andere Welt eintauchen zu lassen, sie auf eine besondere Art und Weise zu berühren. Als Darstellerin macht es mir viel Freude, in eine Rolle zu schlüpfen und unterschiedliche Charaktere und Wesensarten auf der Bühne ausleben zu können. Besonders das Genre Musical hat daher für mich einen großen Reiz, denn es bietet die Möglichkeit, sich auf vielen darstellerischen Ebenen ausdrücken zu könne. Das Unterrichten ist ebenso eine sehr erfüllende Aufgabe. Schülern zu zeigen, wie sie ihre Stimme entdecken, öffnen und entwickeln können, macht mir großen Spaß.

Was ist das Schwierige an diesem Beruf?

Der eigene innere Kritiker, der einem immer wieder im Wege steht, der aber auch vorantreiben kann. Die Freiheit, die man hat, ist gleichzeitig auch ein Faktor der Unsicherheit und Unregelmäßigkeit im Leben. Man muss generell sehr viel Eigeninitiative an den Tag legen, sich immer wieder neu bewerben, beweisen und behaupten. Als Sänger ist man außerdem nie "fertig" mit der Ausbildung, die Stimme ist ein Instrument des Körpers und sie entwickelt sich daher zeitlebens weiter. Man muss sie immer wieder neu suchen und finden. Aber das ist eigentlich auch etwas Wunderbares und Spannendes. Außerdem ist man als Sänger natürlich sehr auf seine Gesundheit angewiesen. Jede Erkältung, die man bekommt, während man Engagements oder Konzerte hat, ist zumindest "ein kleines Drama". Schließlich ist auch die Vereinbarkeit des Berufs mit der Familie nicht gerade leicht und bedarf einer sehr guten Organisation und Unterstützung.

Seit wann spielen Sie am Zimmertheater Rottweil?

Seit 2015. "Die Zauberflöte" war meine erste Produktion am Zimmertheater.

Wie gefällt Ihnen die Stadt?

Sehr gut! Ich mag Rottweil wirklich gerne, es ist wunderschön und hat so ein mediterranes Flair. Ich fühle mich hier immer ein wenig wie in Italien, in meinem Lieblingsland.

Wie ist das Publikum in Rottweil?

Ich finde es sehr sympathisch, offen und wohlwollend.

Wie entsteht eine Inszenierung? Ist die Probenzeit eine anstrengende Zeit?

Ja, sie ist anstrengend – körperlich, geistig und manchmal auch stimmlich. Man ist in dieser Zeit wie in einer Blase, das ganze Leben dreht sich fast nur um das Stück. Es ist ein großer Prozess des Suchens und des Probierens, des Verwerfens und des Neuentdeckens. Man sucht die Figur, die man verkörpert, sucht nach den eigenen darstellerischen, sängerischen Möglichkeiten, versucht die eigenen Vorstellungen mit denen des Regisseurs zusammenzubringen. Manchmal gelingt es, manchmal nicht; dann muss man sich von den eigenen Ideen verabschieden. Man gerät an seine Grenzen und erweitert sie bestenfalls. Überdies muss sich auch das Ensemble zusammenfinden, und jeder muss sich auf seine Spielpartner einstellen. Es ist ein bisschen, wie ein großes Puzzle zusammenzusetzen, nur dass man vorher nicht weiß, wie das Bild am Ende genau aussehen wird. Da ich außerdem einen gerade anderthalbjährigen Sohn habe, der mich natürlich den Rest des Tages, wenn ich nicht probe, auch noch sehr beansprucht, war die Probenzeit für mich in diesem Sommer schon ziemlich anstrengend.

Was bedeutet eine Premiere für Sie?

Es ist immer ein aufregender, spannender Tag. Man ist wie elektrisiert – vorfreudig und aufgeregt, ein bisschen nervös natürlich, man lauert und wartet auf den Abend. Und man ist sehr gespannt darauf, wie das, was in den letzten Wochen so hart erarbeitet wurde, vom Publikum aufgenommen wird.

Haben Sie eine Lieblingsrolle?

Hm...da gibt es einige. Die Eliza Doolittle ist eine davon.

Ist Theater heute in?

Absolut! Theater bleibt immer in, denke ich. Es ist eine einzigartige Unterhaltungsform, die durch keine andere abgelöst werden kann. Es beeindruckt, berührt und inspiriert Menschen auf eine ganz besondere Weise, denn Theater ist einfach "live" und in gewisser Weise einmalig, da jede Vorstellung anders ist.

An welchem Projekt arbeiten Sie aktuell?

Zurzeit spiele ich Eliza in "My Fair Lady" und anschließend werde ich mich wieder mehr meinem Studium der Elementaren Musikpädagogik widmen.

Ihre Botschaft an die jungen Menschen, die vom Schauspieler- oder Sängerberuf träumen.

Wie es im Schauspiel aussieht, darüber kann ich nicht so gut urteilen, aber wenn einer vom Sängerberuf träumt, dem würde ich sagen: Nur träumen reicht nicht. Neben Talent und einer schönen Stimme bedarf es vieler Arbeit, eines guten, passenden Lehrers und letztendlich einer Riesenportion Glück – um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, den eigenen Weg zu finden und Menschen zu treffen, die einen fördern und unterstützen. Wer diesen Beruf wirklich unbedingt ausüben möchte, der soll es wagen und sich darauf einstellen, dass es ein harter, steiniger, aber auch ein sehr erfüllender und beglückender Weg sein kann.  Die Fragen stellte Tatsiana Zelenjuk.