Beide Hände in den Hosentaschen, denn aktuell gibt es keine Arbeit mehr. Damir Manojlovic freut sich auf ein baldiges Wiedersehen im Café Lehre. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Die letzten Minuten an einem sonnigen Mittag

Rottweil (apf). Es sind manchmal die Kontraste, die eine Situation absurd erscheinen lassen. Und es sind alltägliche Momente, die im Inneren den Nachhall verstärken. So am Donnerstag gegen halb zwei in Rottweil.

Die Sonne scheint und schickt Frühlingsgefühle. Es schreit geradezu nach einer Mittagspause im Freien in einem Café mit Blick auf all die Flanierenden. Theoretisch ja, praktisch in den Zeiten, in denen "Corona" das Zepter schwingt, fast eine Utopie.

Drei Menschen erhoffen jedoch ähnliches und sitzen an zwei Tischen beim Café Lehre. Dann sind da noch Freunde des Wirtes und ein Gast im Inneren. Salat mit Pute? Ja, bitte. Er schließe in einer knappen Stunde. Bitte? Ja. Es kommen ja fast keine Gäste mehr. Er habe lange durchgehalten. Doch nun sei es soweit. Dabei halten die Tische Abstand. Unvernünftig – in so vielerlei Beziehung – sind nun mal die Menschen.

Klammer auf: Entweder schieben viele Panik und horten Klopapier oder sie machen Party und rücken enger zusammen als vor "Corona". Klammer zu.

So wird der Salat mit Pute erst einmal der letzte für eine gewisse Zeit sein. Oder nicht? Wie geht es weiter? Er wisse es nicht. Er hoffe. Auch auf Hilfe von oben. In diesem Fall finanzielle. Schließlich laufen die Fixkosten weiter, aber die Einnahmen verschwinden.

Im Gastraum gesellt sich, zwei Tische weiter, der letzte Gast dazu. Er trinkt eine Weinschorle. Dann noch eine. Draußen Stille. Vöglein zwitschern, Sonne scheint. Die muntere Runde, die sonst herrlich auf- und anregende Gespräche über Sportereignisse wie Champions-League-Spiele führt, hat an diesem Tag über diese Themen geschwiegen. Sie ist gegangen.

Dann noch ein selbstgebrannter Schnaps aus Bosnien. Zur inneren Reinigung. Der Wirt schreibt und zählt. Die letzte Rechnung. Man lächelt sich an.

Wiedersehen macht Freude. Nur wann? Die Sonne scheint. Der Frühling klopft vehement an. Doch innerlich, da wird es so langsam ungemütlicher.