Peter Auginski betreut die historische Bibliothek des AMG. Foto: Kammerer

Peter Auginski betreut die historische Bibliothek des AMG. Licht, Säure und Schimmel schaden Büchern.

Rottweil - In meterhohen Regalen stapeln sich tausende alter Bücher. Die historische Bibliothek des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) ist ein Eldorado für jeden Geschichtsliebhaber. Doch Licht, Säure und Schimmel haben den alten Zeitzeugen zugesetzt.

"Eine Leidenschaft für Bücher hatte ich schon immer", erzählt Peter Auginski. Und wohl auch eine kleine bibliothekarische Veranlagung. Denn schon als 13-Jähriger habe er seine 20 Karl-May-Bände inventarisiert, erinnert sich der Musiklehrer heute.

Seit fünf Jahren betreut er nun die historische Bibliothek des AMG. Wenn er von den alten Werken erzählt, die im sanierten Kohlenkeller des Schulgebäudes lagern, kommt er ins Schwärmen. "Die Bibliothek ist das kulturelle Herzstück unserer Schule", betont der Bücherliebhaber.

Rund 10 200 Bücher aus den Jahren 1400 bis 1830 lagern hier. Die Lehrer des humanistischen Gymnasiums – heute AMG – haben ihr Wissen mit den Werken erweitert. Viele stammen von lateinischen, griechischen und hebräischen Schriftstellern, aber auch Bücher über Recht, Geschichte, Deutsch, Biologie und Geografie finden sich in "der umfassenden Sammlung humanistischen Wissens", wie Peter Auginski gerne sagt.

Nur wenige haben Zutritt zum alten Kohlenkeller, und ausgeliehen wird keines der alten Bücher. Wissenschaftler und Studenten haben jedoch die Möglichkeit, die Werke vor Ort einzusehen.

Lange Zeit wurden die alten Schätze nicht optimal gelagert. Durch feuchte Luft kam es zu Schimmelbildung, der Holzwurm hat sich jahrhunderte lang an vielen Buchdeckeln zu schaffen gemacht, und viele Seiten sind durch Fett- und Brandflecken unleserlich geworden. "Auch Licht, Säure und Staub haben die Werke angegriffen", erklärt Auginski.

Seit 30 Jahren sind die literarischen Kostbarkeiten nun im ehemaligen Kohlenkeller untergebracht. Ein Luftentfeuchter hat den Schimmel vertrieben, in den Metallregalen tummeln sich keine Holzwürmer mehr und den Zerfall durch Säure bekämpft Auginski mit säurefreien Kartons.

Stück für Stück lässt er die angegriffenen Werke nun von einem Fachmann restaurieren. Kaputte Buchdeckel werden durch Holz oder Leder verstärkt, und zerrissene Seiten durch ganze Seiten "aufgefüllt". Doch die Erhaltung des alten Kulturgutes hat seinen Preis. "Pro restauriertem Buch kann man mit 500 Euro rechnen", erklärt Auginski. Ein jährlicher Etat der Stadt hilft ihm dabei, die alten Schätze zu erhalten.

Den materiellen Wert der Bücher kann man schlecht festlegen, weiß Auginski. Er hänge davon ab, wie viel einem Sammler ein Buch bedeutet, und wie viel er deshalb bereit ist zu ausgeben. Ein tausendseitiges Hauswirtschaftsbuch aus dem 17. Jahrhunderts schätzt Auginski auf einen Sammlerwert von 15 000 Euro.

"Doch Geld kann der Wert der Bücher niemals darstellen", stellt der Fachmann klar. Dieser bestehe vielmehr darin, dass sie den Geist ihrer Zeit repräsentieren. Sicher, in den meisten Bereichen wurde das Wissen bis heute dutzendfach aufgefrischt, doch die Bücher vermitteln trotzdem ein Bild von den Gottesvorstellungen, der Gesellschaftsordnung und den Problemen der jeweiligen Zeit.