Christian Oser ist gerne mit seinen Motorradkumpels unterwegs. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Motorradclub: Gesetzeshüter engagieren sich als "Blue Knights" sozial / Christian Oser ist einer von ihnen

Sie sind Gesetzeshüter, die Motorrad fahren und auch nach Dienstschluss noch jede Menge Gutes tun – die "Blue Knights" leben ihren Beruf und polieren ganz nebenbei das Image von Motorradclubs auf.

Kreis Rottweil. Den Begriff "Gang" mögen die "blauen Ritter" ebenso wenig wie die Bezeichnung "Kutte" für ihre Lederwesten. Das Ganze habe so einen negativen Beigeschmack, meint Christian Oser, Präsident der "Blue Knights, Chapter 35 Germany, Highlands". "Aber die One Percenter haben diese Jacken nicht für sich gepachtet", stellt Oser klar, dass es auch friedfertige Motorradclubs gibt. Als "One Percenter" bezeichnet man Motorradgangs, die ohne Rücksicht vorgehen und oftmals mit organisierter Kriminalität zu tun haben.

Ganz anders ist das bei den "Blue Knights". Ihre Mitglieder sind Polizisten, Zöllner, Gemeindevollzugsbeamte, Feldjäger oder im freiwilligen Polizeidienst tätig – eben jeder, der Motorrad fährt und das sogenannte "besondere Festnahmerecht hat" (im Gegensatz zum Jedermann-Festnahmerecht, wenn man jemanden auf frischer Tat ertappt).

Zudem tragen sie keine Totenköpfe oder Teufelsfratzen als "Backpatch" (Rückenaufnäher) auf ihren Jacken, sondern einen Ritter in blauer Rüstung auf einem weißen Pferd. Das Logo hat nichts Bedrohliches, im Gegenteil. Es verdeutlicht, dass die Gesetzeshüter auch nach Dienstschluss ihre Aufgabe als Beschützer noch sehr ernst nehmen. Und auch der Hinweis auf die Heimat ist in der Jacke versteckt. So ist die Lederweste nicht blau wie bei anderen Chapters, sondern schwarz in Anlehnung an Schwarzwald und Schwarzkittel.

"Dort, wo die Ritter sind, kann man hingehen"

"Wir wollen ein anderes Bild rüberbringen. Es geht nicht nur um Ausfahrten und Besuche anderer Motorradclubs. Uns liegt die Gemeinnützigkeit sehr am Herzen", erklärt Oser. Der 55-Jährige ist seit 1984 bei der Polizei und als Einsatztrainer im Kampfbereich an der Polizeihochschule in Schwenningen tätig. Zudem ist er Gründungsmitglied des Chapters, also der Sektion oder Ortsgruppe "Blue Knights Highlands", deren Mitglieder mehrheitlich aus dem Zollernalbkreis, dem Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Kreis Rottweil kommen.

Ursprünglich kommt der Name "Blue Knights" ebenso wie die Idee aus den USA. 1974 wurde die Gruppe motorradfahrender Polizeibeamter in Bangor (Maine) gegründet. 1989 schwappte die Idee über den Atlantik nach Europa, wo es in vielen Ländern Sektionen des "Law Enforcement" (Straverfolgungs-) Clubs gibt. In Deutschland sind es mittlerweile 40, weiß Oser. Insgesamt sind es mehr als 24 000 Mitglieder in rund 600 Chaptern weltweit.

Gut 13 Mitglieder hat das Highlands-Chapter von Oser. Der Name rührt daher, dass eine Dopplung vermieden werden sollte. Das Chapter Germany 2 in Lahr trägt bereits die Namensergänzung Schwarzwald. Oser war zuerst bei diesem, das von kanadischen Militärpolizisten vor 27 Jahren als viertes europäisches Chapter gegründet wurde.

Die Highlands-Sektion feierte kürzlich ihren fünften Geburtstag. "Wir hatten einige Interessenten aus der Region, denen Lahr zu weit war, also gründeten wir unser eigenes Chapter", erklärt Oser.

Auch drei Frauen sind dabei, eine aus der Hundestaffel in Rottweil. Was die "Blue Knights" am deutlichsten von "herkömmlichen" Motorradclubs unterscheide, sei die finanzielle und materielle Unterstützung von sozialen Einrichtungen oder benachteiligten Personen.

In Erinnerung geblieben ist Oser besonders die Feier zum fünften Geburtstag des Chapters. In Todtnauberg habe man für einen langjährigen Bergwachtvorsitzenden, der damals seit 20 Jahren an einer Muskelkrankheit litt, 3000 Euro unter dem Motto "Wir helfen Helfern" gespendet, damit dieser eine Rollstuhlrampe in sein Haus einbauen kann.

Zudem habe man die Patenschaft für einen 18-Jährigen übernommen, der an einer seltenen Muskellähmung leidet und daher viele bürokratische Hürden zu meistern hat. "Als Polizist kann man doch besser mit Behörden sprechen als Zivilisten", erklärt Oser.

Regelmäßig seien die "Blue Knights" auch bei einer Behindertenschule zu Gast. "Die Kinder wissen: Dort, wo die Ritter sind, kann man hingehen", sagt der 55-Jährige. Viele wollten ja nach Feierabend nichts mehr von ihrem Job hören, doch für ihn sei die Polizei mehr als nur seine Arbeitsstelle: eine Berufung.

Bei Sektion herrscht ein besonderer Geist

Einer der Highlands-Mitglieder ist auch Polizeioberkomissar Markus Maier von der Verkehrspolizeidirektion Zimmern. Er ist seit der Gründung mit dabei und eingetreten, um mit Kollegen Motorrad zu fahren. "Mir gefällt der Zusammenhalt und dass sich bei den ›Blue Knights‹ mehrere Dienstzweige vereinen. Außerdem stehen wir für eine gute Sache ein", sagt er.

"Das ist der Spirit der Blue Knights", sagt Oser. Für ihn bedeute das nicht, einfach nur eine Jacke mit Abzeichen zu tragen. "Da gibt es den schönen Spruch: If it’s not in your heart, don’t wear it on your back (Wenn es nicht in deinem Herzen ist, dann trage es nicht auf deinem Rücken)".