Kevin Kummer in Aktion. Er ist der Mann für das Außergewöhnliche und setzt gerne ganz besondere Ideen um. Fotos: Kevin Kummer Team Foto: Schwarzwälder Bote

Kevin Kummer: Der 23-Jährige begeistert mit seinen abgefahrenen Videos

Rottweil. Triathlet Patrick Reger stürzt sich beim Ironman in Südafrika in die Fluten, ein Rennfahrer lässt den Motor aufheulen, Hunderte tanzender Menschen werden vom DJ angeheizt – Kevin Kummers Videos sind kleine Kunstwerke. Hunderte von Bildern, manche in 6K-Auflösung, eng aneinander gepackt, schnelle Schnitte zum Beat, Luftaufnahmen, Perspektivwechsel und Filter – das sind die Mittel, die der 23-Jährige nutzt, um innerhalb weniger Minuten eine Geschichte zu erzählen.

"Content Producer" nennt er sich. Ob Partys, Firmenportraits, Sportevents oder Reportagen – Kummer und seine Kamera sind dabei. Gerne gibt er Einblick in seine "verrückte Parallelwelt", wie er sie selbst nennt. In dieser kann es schon einmal sein, dass aus Werbeaufnahmen für einen Schraubenhersteller plötzlich eine halbe Pyro-Show wird und die Mitarbeiter vor fliegenden Funken abgelichtet werden. Es darf alles sein, nur nicht langweilig. "Das hängt natürlich auch davon ab, ob der Kunde offen für was Geiles ist."

Kummer ist ein Macher mit einem Kopf voller Ideen, der auch dann rattert, wenn er eigentlich Urlaub hat. Seine Einfälle und seine Produktionen zeichnet aus, dass sie immer "ein bisschen drüber" sind, wie er sagt. Schnell, intensiv, eindrücklich soll es sein. Und wenn es mal schnell gehen muss, wird das Material eben auch mal kurz vor Ort geschnitten und bearbeitet, um es gleich über die Social-Media-Kanäle hochzuladen. "People, brands, passion", Menschen, Marken, Leidenschaft – das ist sein Ding.

Der Unterschied seiner Arbeit zum typischen "9-to-5-Job" könnte wohl nicht größer sein. Eine typische Woche gibt es nicht. Der Kalender für 2020 ist bisher blank, kann aber auch innerhalb eines Tages knallevoll sein. "Das geht immer Schlag auf Schlag." Der Rottweiler, der sein Studio aktuell in Neukirch hat, hat sich ein Netzwerk an Partnern und Kunden aufgebaut. Damit hat er bereits im zarten Alter von 16 Jahren angefangen.

In seiner Zeit am Leibniz-Gymnasium interessierte er sich vor allem für Kunst, wechselte in der neunten Klasse ans Technische Gymnasium mit dem Schwerpunkt Gestaltung. Parallel war er im Nachtleben unterwegs. Alles begann mit Fotos, die er für 50 Euro pro Abend bei Kraftwerk-Partys schoss. Irgendwann wurden daraus Festivals, Firmenevents und Reisen. Mit dem Kraftwerk-Team flog er in europäische Weltstädte und traf Prominente. Schon damals begann es, normal zu werden, für einen Auftrag mal eben spontan für einen Tag nach London zu fliegen, um dort zu drehen.

Nach der kaufmännischen Ausbildung bei einer Werbeagentur in Rottweil warf der 23-Jährige seinen Plan vom Studium über Bord und machte sich im September 2017 selbstständig. Das Fotografieren, Filmen und Gestalten hat er sich selbst nach dem Prinzip "learning by doing" angeeignet.

Kürzlich war Kummer in Griechenland, um Produktfotos für einen Olivenölhersteller zu schießen. Davor hatte er sich bei Rennfahrer Nico Rosberg, der jemanden für (Film-)Aufnahmen suchte, beworben und es unter die Finalisten geschafft. "Ich versuche, mich immer wieder neu herauszufordern", sagt Kummer.

Eines seiner Highlights: die Arbeit mit Vorbild Paul Ripke, einem bekannten deutschen Fotografen. "Für das Bewerbungsvideo habe ich versucht, so gut wie alles anders als normal zu machen", erinnert sich Kummer lachend. Mitten im Winter habe er fünf Stunden lang in T-Shirt und kurzer Hose auf dem Plettenberg gesessen und das Video gedreht. Heraus kam dabei ein einminütiges Video, in dem er sich selbst und seine Fähigkeiten vorstellte und damit als einer unter 2000 Bewerbern ausgewählt wurde.

Danach durfte er Ripke und den Rapper Marteria 2018 zum Superbowl begleiten. "Das alles habe ich erst gut eine Woche vor Abreise erfahren", erzählt Kummer. Bei Minus 25 Grad Celsius wurde im US-amerikanischen Minnesota gedreht.

Kummer muss oft spontan die Koffer packen. Feste Arbeitszeiten kennt er nicht. "Ich sitze ganz oft abends länger im Studio oder muss eben am Wochenende arbeiten." Das ist der Preis für einen Job, der Kummers Leidenschaft ist. "Es fühlt sich einfach nicht wie Arbeit an."

Umso wichtiger sei es dann trotzdem, auch eine "Base" zu haben, in seinem Fall Rottweil, die Heimat. In die großen Städte zieht es ihn nicht. "Dort wäre man nur einer in einem Haifischbecken. Von Rottweil aus komme ich überall schnell hin." Generell ist ihm wichtig, in der Region vernetzt zu sein.

Bis er da war, wo er jetzt ist, galt es jedoch einige Hürden zu überwinden. Das erste Jahr der Selbstständigkeit war hart. Kummer investierte jeden verdienten Euro in neues Equipment und schärfte sein Profil. "Ich wollte den Nagel auf den Kopf treffen", sagt er. Die Kunden kommen nicht wegen Hochzeitsfotos oder Passbildern zu ihm, sondern für besondere Projekte. Bei den meisten seiner Aufträge ist er allein unterwegs. Wenn es um einen Imagefilm oder Firmengeschichten geht, hat er ein Team aus zwei bis drei Freelancern in der Hinterhand, die er aktivieren kann. Zudem arbeitet seit August ein Student im Rahmen seines Praxissemesters bei Kummer. Ihn begeistert bei der Arbeit zu sehen, sei ein gutes Gefühl. "Es ist schön, andere zu motivieren."

Und wenn dann ein neuer Auftrag reinkommt, heißt es erst einmal Brainstorming. "Da kann es schon ganz schön nerdig werden. Wir lassen uns gerne von Instagram, neuen Ideen, Stories und Filtern inspirieren", erklärt Kummer. Wenn die Idee steht, setzt der 23-Jährige sie gern in so genannten "Run and gun"-Produktionen um. "Das ist quasi eine One-man-show mit einfachen Mitteln, ohne großes Team." Diese Art des Filmemachens will das Nachwuchstalent künftig forcieren. Außerdem würde er gerne die Videoplattform Youtube intensiv bespielen und einen Podcast starten.

"Immer Vollgas", sagt er lachend. "Ich versuche, alles mitzunehmen, auch wenn es manchmal echt krass wird." Und bei allem Reisen und Arbeiten hält sich Kummer doch ein paar Termine im Jahr für die Ereignisse frei, die ihm am Herzen liegen, etwa fürs Southside-Festival, bei dem er immer am Start ist. Denn "das, was Bock macht, darf nicht zu kurz kommen".