Jens Weidner spricht am 27. Februar bei den "Denkanstößen" in Rottweil. Foto: Kottmeier

Kriminologe eröffnet die "Denkanstöße"-Reihe 2019 und spricht nicht nur über Motivation.

Rottweil - Jens Weidner ist Kriminologe, Hochschuldozent und Sozialisationsforscher – und absoluter Optimist. Vor knapp 300 Jahren hätte man ihn dafür noch gnadenlos verurteilt und beschimpft. Denn damals prägte Gottfried Wilhelm Leibniz den Begriff mit seiner Überzeugung, dass wir in der "besten aller möglichen Welten leben" – und diese Vorstellung teilten nur wenige seiner Philosophen-Kollegen.

Doch heutzutage ist der Begriff Optimismus ein durchaus positiver – und Weidner weiß auch, warum. Bei seinem Vortrag am Mittwoch, 27. Februar, im Kraftwerk Rottweil bei "Denkanstöße"-Reihe des Schwarzwälder Boten will er auch dem Publikum zeigen, wie man Optimist werden kann. Im Interview mit unserer Zeitung gibt er bereits einen kleinen Vorgeschmack.

Herr Weidner, mal ganz simpel gefragt: Warum würden Sie den Menschen raten, am 27. Februar zu ihrem "Denkanstöße"-Vortrag ins Kraftwerk Rottweil zu kommen? Was erwartet das Publikum?

Weil ich garantieren kann, dass der Vortrag mehr Glaube und Freude in ihr Leben bringen wird. Ich werde dem Publikum einfache Werkzeuge mit an die Hand geben, mit denen sie selbst zu Optimisten werden können. Und die Zuhörer werden erfahren, was für Türen ihnen dieser Optimismus in allen möglichen Bereichen des Lebens und vor allem im Beruf öffnen kann. Natürlich ist es schön, durch eine positivere Lebenseinstellung ein fröhlicher Mensch zu sein, aber darum geht es nicht – sondern darum, mit dieser Einstellung auch erfolgreich zu werden. Auf jeden Fall kann ich versprechen: Die Rottweiler Zuhörer werden am Ende des Abends das Kraftwerk positiv gestimmt verlassen.

Können Sie uns ein Beispiel geben, was genau man sich unter den erwähnten Werkzeugen vorstellen muss?

Es wird zum Beispiel um eine ganz einfache Technik gehen, die ich auch selber anwende. Ich habe angefangen, eine Liste zu führen mit allen Punkten, in denen ich denke, dass ich toll bin. Und diese Liste wird kontinuierlich länger, mit jedem Punkt der meiner Meinung nach dazu kommt – oder auch mit Komplimenten, die ich von anderen erhalte. Auf meiner Liste stehen inzwischen 33 Punkte. In meiner Tätigkeit an der Hochschule habe ich innerhalb kürzester Zeit dreimal so richtig Mist gebaut, einfach Böcke geschossen. Aber dann kann ich mir denken: "Na gut, ich führe immer noch mit 33 zu drei!" Forscher nennen das den Above-Average-Effekt – sich quasi besser zu fühlen, als man vielleicht eigentlich ist. Und so viel besser mit Kritik und eigenen Fehlern umgehen zu können – die es dann in der Zukunft natürlich zu vermeiden gilt.

Ist Optimismus wirklich für jeden erlernbar? Oder gibt es auch einfach Menschen, die von Grund auf pessimistisch sind?

Man kann alles lernen, wenn man die dafür nötige Motivation mitbringt. Ich mache aus niemandem einen Optimisten – aber ich zeige ihm, wie er sich selbst zum Optimisten machen kann. Und zwar mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Zwar unterhaltsam aufbereitet, aber dennoch mit einer stichhaltigen Basis. Hier bei uns in Deutschland herrscht eine starke Kritikkultur, ich setze mich für eine Lobkultur ein. Ich stelle mich den nörgelnden Pessimisten entgegen – mein Job ist es, Deutschland optimistischer zu machen.

Wie sind Sie von Ihrer Tätigkeit als Kriminologe dazu gekommen, Menschen Tipps für ihr alltägliches Leben zu geben?

Ich war schon immer eine Art Coach und Ratgeber, nur eben in einer etwas anderen Ausprägung. Als Kriminologe war es im Grunde meine Aufgabe, gewalttätige Verbrecher wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Das gelingt bei knapp zwei Dritteln der Fälle – und dennoch versuchen wir es bei allen. Und dafür braucht man definitiv ein optimistisches Menschenbild als Grundlage. Ja, dieser Mensch kann sich ändern! Ja, wir können es schaffen, ihn wieder auf die richtige Bahn zu leiten und ihm zu helfen! Es ist kein so großer Sprung von dieser Art von Optimismus hin zum "Alltags-Ratgeber", wie es auf den ersten Blick vielleicht scheint.

Sie waren bereits 2016 Redner bei den "Denkanstößen" Was hat Sie dazu bewegt, nun zurückzukehren?

Zum einen finde ich, dass das Kraftwerk in Rottweil eine sehr coole Location ist. Es hat mir beim ersten Mal viel Spaß gemacht, dort zu sprechen. Und auch die Kooperation mit dem Schwarzwälder Boten und den anderen Partnern empfand ich letztes Mal als sehr unkompliziert und angenehm. Der Hauptgrund ist aber natürlich das Publikum. Die Zielgruppe dieser Vorträge sind Menschen, die sich freiwillig 105 Minuten lang diesem Thema widmen und sich darauf einlassen, was ich zu sagen habe. Sie üben ganz unterschiedliche interessante Berufe aus, oftmals in einflussreichen Positionen. Ein Publikum wie dieses besteht genau aus den Machern und Macherinnen, von denen Deutschland lebt und die ich mit meiner Botschaft erreichen möchte.