Fotos: Alt Foto: Schwarzwälder Bote

Edwin Eha macht aus Bäumen Kunst

Edwin Eha streicht mit der Hand über die spiegelglatte Oberfläche des rustikalen, honigbraunen Holztisches. Er tut es, als würde er einem lieben Kind über die Wange streichen. "Das ist Birne", sagt der Schreiner stolz, während sein Blick schon zu einem seiner anderen "Kinder" wandert.

Rottweil-Zepfenhan. Das Haus des 52-jährigen Holzkünstlers in der Kepplerstraße in Zepfenhan ist für das Auge ein Irrgarten aus Kunst, Dekoration und Möbelstücken. Wohin der Blick auch schweift, trifft er auf Holz. Erstaunlich, welche Bandbreite und Schönheit die Natur dem wahrscheinlich ältesten und bis heute wichtigsten pflanzlichen Roh- und Baustoff mitgegeben hat. Und doch braucht es den Blick eines Edwin Eha, auch in einem Stück angefaulten Holzes ein wirkungsvolles Möbelstück zu sehen. Verstocken nennt man übrigens diesen Prozess, den der 52-Jährige nicht immer allein der Natur überlässt.

Das systematische Faulen ist genau wie die Trocknung des Holzes die Kunst vor der Kunst. "Trocknet das Holz zu schnell, kommt es zu Rissen", erklärt Eha. Diese können zwar durchaus dekorativ sein, sind aber vor allem bei den wuchtigen, meterlangen Tafeln unerwünscht. Und so ist Ehas Wirkungsstätte neben Galerie und Werkstatt zu einem beachtlichen Teil ein Holzlager. Diele über Diele stapelt sich in den geräumigen Heuböden des Bauernhauses. Sie lagern dort teilweise seit mehr als 16 Jahren. Darunter Exemplare, die für Eha von unschätzbarem Wert sind. Mooreiche zum Beispiel. Eha nimmt ein Stück des zu Dielen gesägten pechschwarzen Stammes in die Hand und dreht ihn. "Was ist das?", fragt er herausfordernd. Jahrzehnte, ja vielleicht noch länger, lag der Eichenstamm in einem Moor bei Zepfenhan, bis Eha ihn fand. Das Moor färbte das Holz dunkel und konservierte es. Was Eha daraus macht? "Ich weiß es noch nicht."

Bei den kleineren Holzbrocken bestimmt ohnehin das Material die Form. Ein Krebsgeschwür in der Borke einer alten Eiche, ein tiefes Astloch in einem Obstgehölz – aus ihnen werden Herzen, Körper, Engel, und manch verschlungene Wurzel endet gar als Heilland vor einem modernen weißen Kreuz auf Schiefer an einer Wand. "Gegensätze zeichnen ein Kunstwerk aus. Form, Farbe, Material", zählt Eha auf. Diese müssten nicht unbedingt harmonisch sein. Manchmal sei der Bruch das, was den Gegenstand erst zur Kunst mache. In diesem Sinne geht der Schreiner auch bei seinen Möbelstücken so manches Wagnis ein. Ein alter Industrieschrank wird mit einer armdicken Eichenplatte zum Unikat. Einem alten Holzbett schenkt der Handwerker als großdimensionierter Spiegel ein zweites Leben.

"Das Holz ist mein Lehrmeister", sagt Eha und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Das gelte nicht nur fürs unbearbeitete Holz, sondern auch für jenes, dass als Möbelstück, Wandverkleidung oder Gebrauchsgegenstand einst eine ganz andere Aufgabe hatte. "Massivholz hat einen großen Vorteil. Es hat eine lange Lebensdauer", betont Eha. Da gelangt man ohne großen Umweg von der Kunstfertigkeit zur Nachhaltigkeit.

Altem eine neue Verwendung zuschreiben, mit Maß und Sorgfalt einem Rohling eine Bestimmung geben, das ist die Idee hinter Ehas Leidenschaft für Holz. Und damit ist er, der vor 20 Jahren mit In–Holz–Art neben dem Hauptberuf seine Berufung fand, nicht allein. Mittlerweile hat er zwei Helfer, die ihn bei seinen Aufträgen unterstützen, in seiner Werkstatt aber auch selbst kreativ sein können. Geht es nach dem Zepfenhaner, dürfen es durchaus noch mehr werden. "Wir wollen eine Künstlergruppe bilden", erklärt er.

Derweil gibt der 52-Jährige sein Wissen in Workshops weiter, die er gemeinsam mit der katholischen Erwachsenenbildung veranstaltet. "Die Kurse sind bereits ausgebucht", freut sich Eha über das Interesse.

Wer sich von die Arbeit des Holzkünstlers einen Eindruck verschaffen möchte, kann das donnerstags nach Absprache tun. Aber Vorsicht, wer die Welt von Edwin Eha betritt, der sollte mehr als nur ein bisschen Zeit mitbringen.

Weitere Informationen: www.in-holz-art.de Besuch des Ausstellung nach Absprache unter Telefon 0172/3 72 48 94 oder 0151/ 1 72 05 34