Baldev Raj erinnert an ausreichendes Trinken und luftige Kleidung. Foto: Geiger

Südländer in Rottweil geben Tipps für Umgang mit Wärme. Business-Look trotz hoher Temperaturen.

Rottweil - Vergangene Woche gab es keinen Tag, an dem das Thermometer bei uns tagsüber nicht über 30 Grad geklettert ist. In anderen Ländern sind solche Temperaturen nicht ungewöhnlich. Wir haben Tipps gesammelt, wie man mit der Hitze zurechtkommen kann.

Emrah Kapti, ein Mitarbeiter des "Bistro United Cafe", hat türkische Wurzeln und weiß: "In der Türkei ist es heißer als in Deutschland, aber es ist eine andere Hitze, auch wegen der Luftfeuchtigkeit." Zur Abkühlung könne man in der Türkei auch mal schnell ins Meer springen und baden. Bei der Arbeit sei die Hitze aber unausweichlich, vor allem in der Küche. Er erzählt auch, dass in der Türkei in fast jedem Haus eine Klimaanlage oder ein Ventilator zu finden sei, was die Temperaturen in den Räumen natürlich deutlich herunterkühle.

Dem stimmt auch der Inhaber des Obst- und Gemüseladens "egemarket" Riza Ünal zu und rät dazu, sich einfach so oft wie möglich im Schatten aufzuhalten.

Der in Indien geborene Besitzer des "young fashion", Baldev Raj, meint: "In Indien sind die Leute es gewohnt, dass es heiß ist, das ist der Unterschied zu den Deutschen." Außerdem, erklärt er, dass es wichtig sei, genügend Wasser zu trinken und dünne, luftige Kleidung zu tragen.

Minhong vom "Mandarin Garden" berichtet, dass er in China einmal 45 Grad erlebt habe. "Weil die chinesischen Frauen nicht braun werden wollen, tragen sie Hüte mit breiter Krempe und überall stehen Sonnenschirme." Das spende auch angenehmen Schatten. Im Sommer bleibe man – wenn man nicht gerade arbeiten muss – am liebsten zu Hause in einem gut klimatisierten Gebäude und erledige die Alltagsgeschäfte überwiegend morgens und abends.

Das merkt auch Alessio vom Eiscafe Pinocchio an. "In Italien sind vor allem ältere Menschen erst ab etwa 17 Uhr wieder in den Städten." Hier in Rottweil, so habe er es beobachtet, sei die Stadt tagsüber immer belebt. "Wenn es einem zu heiß ist, muss man notfalls einfach ganz viel Eis essen, das kühlt von Innen", sagt er mit einem Zwinkern und lacht.

Aber wie sieht es aus, wenn man nicht die luftige Kleidung tragen kann, die man will, weil man in einem Betrieb mit festem Dresscode arbeitet? So geht es zum Beispiel Bankangestellten, die auch aufgrund häufigen Kundenkontakts auf angemessene Kleidung achten müssen.

Die Mitarbieter der Volksbank Rottweil sollten beispielsweise immer Business-like gekleidet sein. Für die Männer heißt das: Hemd, Anzugshose (beides ist auch in kurz erlaubt) und Fliege oder Krawatte. Für die Frauen: Bluse, schicke Hose, Rock oder Kleid sowie Halstuch oder Kette. Es gebe dort zwar keine Klimaanlagen, jedoch erhält jeder Mitarbeiter, der möchte, einen Ventilator vom Institut gestellt, um das Arbeiten erträglicher zu machen, so eine Mitarbeiterin. Außerdem, erklärt sie, gebe es einen Wasserspender, an dem sich alle Angestellten kostenlos bedienen dürften.

Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, mit der Hitze einigermaßen zurechtzukommen – auch am Arbeitsplatz. Doch was, wenn gar nichts mehr hilft? Können Arbeitnehmer in Deutschland hitzefrei bekommen?

Die Antwort ist: nein. Temperaturen über 26 Grad sind in Arbeitsräumen aber normalerweise nicht vorgesehen. Der Arbeitgeber sollte aber, wenn in den Arbeitsräumen Temperaturen von mehr als 35 Grad herrschen, diese herunterkühlen oder für Ersatzräume sorgen. Dem Arbeitgeber muss dafür aber Zeit gegeben werden. Ein Kompromiss, falls das Herunterkühlen der Räume nicht gelingt, wäre, sich auf einen Tag im Homeoffice zu einigen und einfach von zu Hause aus zu arbeiten. Gibt es Arbeitsplätze im Freien, muss der Arbeitgeber außerdem dafür sorgen, dass es genügend Schatten und kühle Getränke gibt sowie schwere Arbeit morgens erledigen lässt.