Zwischen Gefängnis (rechts vorne), Jugendherberge (rechts im Hintergrund) und Münster entsteht das Wohn- und Geschäftshaus im Herzen Rottweils. Fotos: Otto Foto: Schwarzwälder Bote

Nach Start mit vielen Hindernissen 21 Wohnungen verkauft. Suche nach Mieter für Ladenfläche.

Rottweil - Eigentlich kann Bernhard Merz als erfahrenen Bauherrn und Investor so schnell nichts aus der Ruhe bringen. Doch das Bauprojekt in der Höllgasse – mitten in der historischen Innenstadt – hat ihn Nerven gekostet. Inzwischen sind die kniffligsten Probleme gelöst, das Richtfest steht bevor.

Gemeinsam mit der Firma Züblin als Generalunternehmer setzt Merz das Ergebnis eines städtischen Architektenwettbewerbs um. Ziel war es, die Baulücke zwischen Gefängnis und Bruderschaftsgasse, wo einst die Alte Paketpost stand, mit einem Wohn- und Geschäftshaus zu bebauen – städtebaulich verträglich und dabei trotzdem zeitgemäß. Der Entwurf des Büros Schaudt machte das Rennen, Merz war als Investor schon vorher im Boot – und stand dann vor einem schwierigen Unterfangen: der Neubau sitzt passgenau in der Baulücke, drumherum gibt es so gut wie keine Fläche, das Untergeschoss mit den Tiefgaragen grenzt direkt an die umliegenden Grundstücke.

Das sorgte gleich zu Beginn für Verzögerungen. Ein aufwendiger Verbau in die Tiefe wurde notwendig, per Spezialbohrer mussten acht Meter lange Nägel zur Verankerung gesetzt werden. "Wir mussten durch die Straße durch, teilweise in die Nachbargrundstücke hinein", berichtet Merz. Und dafür mussten zuvor alle Anwohner unterschreiben – einer tat dies nicht. Letztlich sei man nicht umhin gekommen, ein Beweissicherungsverfahren mit mehreren hundert Seiten Umfang zu erstellen – um eventuelle spätere Schäden dokumentieren zu können.

Das Spezialunternehmen für den Verbau konnte wiederum in dieser Zeit nicht loslegen und rückte zwischenzeitlich zu einer anderen Baustelle ab. Zahlreiche Fachingenieure von Züblin und Merz waren gefordert, zwei Projektleiter sind auch jetzt täglich auf der Baustelle. Jedes Detail des 6,2-Millionen-Euro-Projekts – darauf belief sich zumindest die Kalkulation zu Beginn – wird geprüft. Ein enormer Aufwand – aber letztlich liefere Züblin Qualität, so Merz, für den dieser Neubau "ein Lehrstück in jeder Hinsicht" ist, wie er sagt.

Mieter für Ladenfläche ist abgesprungen – die Suche läuft wieder

Inzwischen sei man aber "aus dem Gröbsten raus". Zeitlich liegt das Projekt wieder gut im Rennen, die Hochbauarbeiten seien flott verlaufen. Nach den Spezialarbeiten in der Tiefe mit auswärtigen Unternehmen habe man nun auch Handwerker aus der Region gewinnen können.

Bis Mitte nächsten Jahres, so schätzt Merz, werden die Arbeiten noch dauern. Von den Anwohnern gebe es größtenteils Verständnis – "auch wenn inzwischen vereinzelt der Hinweis kommt, dass es schön ist, wenn wir dann mal fertig sind", so Merz. Mit dem großen Richtfest am 25. Juli steht zumindest ein wichtiger Meilenstein bevor.

Ein Wermutstropfen ist laut Merz allerdings, dass der Wohntextilien-Hersteller Irisette, der eigentlich mit einem Flagshop in die Geschäftsräume im Erdgeschoss einziehen wollte, aufgrund der anfänglichen Verzögerungen abgesprungen ist. Doch die Suche laufe auf Hochtouren, erste Kontakte seien geknüpft. "Ich bin zuversichtlich, dass wir zeitnah einen Einzelhändler finden." Der Standort als Verbindungstangente zwischen Innenstadt und Nägelesgraben mit dem Müllermarkt im geplanten Neckar-Center sei vielversprechend.

Im Ergeschoss des Neubaus in der Höllgasse sind rund 200 Quadratmeter Verkaufsfläche geplant, in den oberen Geschossen entstehen 21 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen. Alle sind bereits verkauft und kommen teilweise auch auf den Rottweiler Wohnungsmarkt.

Was mit dem direkt angrenzenden Gebäude Oberamteigasse 10 passiert, das Merz im Zuge des Neubaus gekauft hat, steht noch nicht fest. Bevor er dort weitermache, müsse das Neubauprojekt erst abgeschlossen sein. "Da brauchen wir erst wieder ein bisschen Luft drumherum", sagt Merz. Und die ist in der Kernstadt nun mal knapp.