Von Teilnehmern, die Warnwesten tragen, angeführt und begleitet, rollt der Tross der Radler bei dieser ersten Critical Mass (kritische Masse) durch die Rottweiler Innenstadt – wie hier in der Hochbrücktorstraße. Foto: Wolf Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: Critical Mass will auf Gleichberechtigung des Fahrrads aufmerksam machen

Wo kommen denn die vielen Radler her? Dies mag sich am Freitagabend so mancher, der – ob zu Fuß oder mit dem Auto – in der Innenstadt unterwegs war, gefragt haben.

Rottweil (aw). Viele, das waren 70 Frauen, Männer und Kinder, die sich kurz nach 18 Uhr auf ihre Drahtesel schwangen, um entlang der Achse zwischen den Kreisverkehren am Kriegsdamm und am Landratsamt ihre Runden zu drehen, erweitert um eine Schleife, die über Nägelesgraben, Flöttlinstor- und Schramberger Straße zum Heimburger-Kreisel und von dort über die Marxstraße zurück in die Königstraße führte.

Diese Pedaleure hatten sich getroffen, um die erste Critical Mass in Rottweil zu veranstalten. Eine scheinbar unorganisierte Aktion, wie sie in vielen Städten inzwischen regelmäßig stattfindet mit dem Ziel, auf die Bedeutung des Fahrrads als gleichberechtigtes Fortbewegungsmittel im Individualverkehr hinzuweisen.

Die Idee zu dieser Premiere war im Arbeitskreis (AK) Rad-Kulturstadt Rottweil entwickelt worden – als Reaktion auf die Ergebnisse der von diesen engagierten Radlern durchgeführten Umfrage zum Rottweiler Fahrradklima. Danach war der AK zu der Einschätzung gekommen, dass Rottweil weit entfernt sei von einer Stadt mit einer ausgeprägten Radkultur, in der Radfahrer sich willkommen fühlen. Nach wie vor dominiere unter den Verkehrsmitteln klar das Auto.

In diesem Zusammenhang stellte der AK unlängst im Rathaus seine Schlussfolgerungen vor und zeigte auf, wo es im Stadtgebiet besonders auffallende Schwachstellen für Radler gibt und wie ein zeitgemäßes Radverkehrskonzept aussehen könnte. Darin sieht man beim AK ein echtes Zukunftsprojekt für die Agenda 2030 und für die Landesgartenschau 2028.

Ziel und Ehrgeiz städtischer Radpolitik müsse es daher sein, nicht nur heutigen Radlern das Radfahren zu erleichtern, sondern mehr Bürger zum Umsteigen "auf dieses umweltfreundliche, gesunde und das Stadtbild pflegende Verkehrsmittel" zu gewinnen. Das A und O für eine erfolgversprechende Radpolitik sei eine Infrastruktur, die Radlern mehr Sicherheit bietet. Insbesondere für ungeübtere Kinder und Senioren dürfe Radfahren in Rottweil keine Mutprobe sein, wie sie Teilnehmer des individuellen Radverkehrs fast täglich bei ihrer Fahrt durch Rottweil bestehen müssten.

Dies blieb den Akteuren am Freitagabend erfreulicherweise erspart: Die motorisierten Verkehrsteilnehmer folgten dem gemächlich dahinrollenden Tross der Fahrräder geduldig oder warteten, bis die Kreisverkehre wieder frei waren. Und immer wieder gab es aufmunternde Zurufe von teils staunenden Passanten – vielleicht ein Hinweis darauf, dass das Anliegen der Radler wohlwollend aufgenommen wurde.