Gisela Rehberg (links) und Helferin Ann-Katrin Rebl, die beim DRK ein freiwilliges Soziales Jahr absolviert, bereiten den Laden für den Verkauf vor und sind mit Freude bei der Sache – auch wenn die Arbeit im Tafelladen zunehmend schwierig wird. Foto: Otto

Ausschuss: Helfer am Limit, Lebensmittel knapp. Stadt verdoppelt ihren Zuschuss. Ansturm ist enorm.

Rottweil - Nachmittags bilden sich in der Lorenzgasse ganze Menschentrauben: Der Ansturm auf den Rottweiler Tafelladen ist riesengroß, die ehrenamtlichen Helfer sind längst am Limit. Mit einer Verdopplung des städtischen Zuschusses soll der Betrieb weiter gesichert werden.

Schon morgens geht es rund im Tafelladen des DRK-Kreisverbands – und zwar hinter den Kulissen: Ware muss eingesammelt, sortiert, ausgezeichnet und eingeräumt werden. Es ist eben ein richtiger Laden – nur dass der vorwiegend von Ehrenamtlichen gestemmt wird und Brot, Gemüse, Joghurt, Wurst und die vielen anderen Dinge gespendet sind.

Am Nachmittag geht es dann erst richtig rund: Es ist Verkaufszeit. Durch die Flüchtlingskrise ist der Kundenkreis der Tafel enorm angestiegen. Rund 800 Berechtigungsscheine sind inzwischen ausgegeben worden, an jedem Schein hängen meist einige Familienangehörige, sodass rund 2500 Menschen von der Tafel profitieren. Zum Vergleich: In den Anfängen der Tafel vor neun Jahren waren es etwa 180 Berechtigungsscheine, wie sich Leiterin Gisela Rehberg erinnert.

Doch jetzt sind die physischen und psychischen Belastungsgrenzen der rund 40 Ehrenamtlichen erreicht. "Sie brauchen dringend hauptamtliche Unterstützung", erklärte DRK-Kreisgeschäftsführerin Uta Swoboda in der Sitzung des Kultur-, Sozial- und Verwaltungssausschusses am Mittwoch. Zudem habe es bereits erste Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln gegeben – Spannungen zwischen alten und neuen Kunden seien die Folge. Es entlade sich Frust, für die Tafel-Mitarbeiter sei dies sehr belastend. Einen Aufnahmestopp von Bedürftigen wie in anderen Städten wolle man auf jeden Fall verhindern.

Der DRK-Kreisverband beantragt deshalb in allen Gemeinden, die die Tafel unterstützen – Rottweil, Zimmern, Dietingen, Wellendingen, Villingendorf, Herrenzimmern und Deißlingen – eine Erhöhung des Sachkostenzuschusses von 0,187 auf 0,374 Euro pro Einwohner. Für Rottweil bedeutet das: Statt wie bisher mit 4800 Euro pro Jahr wird die Tafel künftig mit 9300 Euro pro Jahr unterstützt.

Im Ausschuss stieß der Antrag auf breiten Zuspruch. "Die Arbeit ist aller Ehren wert. Wir stehen dahinter", betonte SPD-Fraktionssprecher Arved Sassnick. Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) sieht einen klaren Bedarf, der gar keine andere Wahl lasse. Laut Monika Hugger (CDU) helfe dies nicht zuletzt, den sozialen Frieden zu wahren. Sie wollte wissen, ob immer noch alle Lebensmittel auf Spendenbasis kommen. Wie Gisela Rehberg erläuterte, ist das in der Satzung so festgelegt, was es allerdings schwierig mache, lange haltbare Lebensmittel zu beschaffen. Diese werden von Geschäften eher selten aussortiert.

Uta Swoboda betonte deshalb, dass man über jede Spende, auch von Privatpersonen, froh sei. Sie werbe schon jetzt bei Firmen dafür, beispielsweise im Rahmen einer Weihnachtsaktion an die Tafel zu denken.

Das Ja zur Erhöhung des städtischen Zuschusses fiel einstimmig aus. Auch aus den anderen Gemeinden gibt es laut Uta Swoboda bereits positive Signale.

Gisela Rehberg freut sich, dass es für die gewaltige Aufgabe nun etwas Entlastung gibt. Um die Lage im Laden zu entzerren, wird außerdem daran gedacht, die Berechtigten auf spezielle Einkaufstage aufzuteilen. Da sei allerdings Fingerspitzengefühl gefragt – wie eigentlich immer im Rottweiler Tafelladen.