Diese Planung für die Neckarline ist hinfällig, der Pylon (rechts) wird derzeit vom Investor überarbeitet. Foto: Neckarline

Grünes Licht für "längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt" in Bayern.

Rottweil - Während man in Rottweil weiter auf die Hängebrücke wartet, bringt sich die Konkurrenz in Position - wenn auch in einiger Entfernung: In Lichtenberg in Bayern gibt es jetzt grünes Licht für die "längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt".

Die Brücke im Landkreis Hof soll das Höllental auf einer Länge von 1030 Metern überspannen. Die Besonderheit: Ihr Standort liegt in einem Naturschutzgebiet. Das 22-Millionen-Euro-Projekt, das auch eine zweite, kleinere Brücke über das benachbarte Lohbachtal umfasst, ist deshalb seit Jahren heftig umstritten.

Jetzt aber haben zwei Minister der Debatte ein Ende gesetzt: Der bayrische Umweltminister Thorsten Glauber kam am Dienstag höchstpersönlich nach Lichtenberg, um zu verkünden, dass für die Frankenwaldbrücke eine Ausnahmegenehmigung erteilt werde. Begleitet wurde er von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, der mit 400.000 Besuchern jährlich rechnet. 2023 soll die Brücke fertig sein.

Die Zustimmung wird damit entgegen aller Bedenken von Naturschützern erteilt. Diese befürchten einen irreparablen Eingriff in das Ökosystem des Höllentals. Eine Bürgerinitiative versuchte bis zuletzt, das Projekt zu verhindern. Der Umweltminister schwärmte dagegen lokalen Medien zufolge von einem "Vorzeigeprojekt" für Oberfranken". Die Brücke biete einen "unverstellten Blick auf einen grünen Ozean aus Bäumen". Auf einer Fotoanimation ist zu sehen, wie sich die Brücke an der Stadtmauer von Lichtenberg entlang zieht - ähnlich wie in Rottweil.

Was ist mit der Rottweiler Brücke?

Doch was ist denn nun mit der Rottweiler Brücke, die 2016 ebenfalls als "längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt" angekündigt war? Aus den zunächst geplanten 950 Metern wurde nach einer zwangsläufigen Umplanung ein erster Bauabschnitt mit rund 600 Metern - vom Bockshof bis zur Felsnase auf dem Berner Feld. Auf Brückenpfeiler wird verzichtet, stattdessen soll ein großer Pylon die Kräfte aufnehmen. Und an dem hakt es derzeit noch: Den ersten Entwurf, der an die Golden Gate Bridge in San Francisco erinnerte und bereits abgesegnet war, hat Investor Günter Eberhardt nämlich wieder zurükgezogen. Er wolle etwas Einzigartiges schaffen, ließ er verlauten.

Dabei hätte der lange diskutierte Bebauungsplan zur "Neckarline" im März im Gemeinderat beschlossen werden sollen. Damit wiederum wäre der Weg frei für die Beantragung der Baugenehmigung gewesen. Die im März angekündigte Verzögerung von einem Vierteljahr ist nun auch schon wieder obsolet. Die neuen Pläne hätten noch vor der Sommerpause vorgestellt werden sollen.

Investor Günter Eberhardt meldet sich am Mittwoch auf unsere Nachfrage und erklärt: "Die Konstrukteure und Techniker schaffen echt hart an dem Pylon." Ziel sei, den Architekturpreis und den Ingenieurpeis zu gewinnen, zudem müsse alles bezahlbar sein. "Das dauert halt, bis wir den Diamant geschliffen haben." Bis Herbst sollte es möglich sein, das "finale Konzept" vorzulegen. "Wir sind dran. Statische Feinheiten noch, dann geht’s los", meint er.

Die Hängebrücke in Lichtenberg sieht er übrigens nicht als Konkurrenz: "Die sind zu 100 Prozent im Wald unterwegs, und wir gehen über eine sehr schöne Brücke in die schöne Felsenstadt Rottweil hinein - das wird einmalig." Er versichert: "Die Brücke in Rottweil kommt zu 100 Prozent und wird zu 150 Prozent ein Megabauwerk." Man brauche eben noch etwas Geduld.