Das Ergebnis des Bürgerentscheids steht fest und ist bekannt. Da lohnt sich ein genauer Blick auf die Ergebnisse. Foto: Nädele

Bürgerentscheid: In Innenstadtnähe ist Beteiligung niedrig. Nach dem Entscheid ist vor der OB-Wahl.

Rottweil - Es bleibt bei den Ergebnissen von Sonntagabend. Deshalb lohnt sich erst recht ein genauer Blick auf die Zahlen. Wo gingen besonders viele Wähler an die Urne, wo war die Beteiligung niedrig? Und wann kommt die Brücke?

"Es ist sehr gut gelaufen", sagt Hermann Leins, der Leiter des Rottweiler Bürgerbüros, über den Entscheid zur Hängebrücke. Inzwischen sei das Wahl-Team aber auch eingespielt. Zumal der Bürgerentscheid am Sonntag der zweite in Rottweil war. Zum ersten Mal wurden die Bürger am 20. September ja 2015 zu ihrer Meinung befragt. Damals ging es um den Standort des Gefängnisses auf dem Esch.

Wahlbeteiligung

"Wir sind zufrieden", erklärt Leins zu den 48,4 Prozent Wahlbeteiligung. Oberbürgermeister Ralf Broß hat diese am Sonntag ebenfalls als "ordentlich" bezeichnet, nachdem von 19 931 Berechtigten 9652 ihre Stimme abgegeben hatten. Egal ob Gemeinderats-, Kreistags oder Oberbürgermeisterwahl: Die Beteiligung pendele sich leider bei um die 50 Prozent ein, berichtet Hermann Leins. Als OB Broß 2009 ins Amt gewählt wurde, lag sie beispielsweise bei 50,9 Prozent.

Im Fall der Abstimmung zur Hängebrücke lohnt sich ein Blick auf die einzelnen Wahlbezirke. Besonders hoch war die Beteiligung in Hausen. Dort gaben knapp 47,8 Prozent der Berechtigten ihre Stimme ab. Im Kirchengemeindesaal "Ferdinand-Reitze-Weg" wurden mit 47,3 Prozent ebenfalls viele Kreuzchen gesetzt.

Zu den Schlusslichtern zählen dagegen ausgerechnet die Wahlbezirke in und nahe der Innenstadt. Das ehemalige Spital kommt lediglich auf 29,9 Prozent, die Eichendorffschule auf 29,4 (Altes Gymnasium: 33,78). Das ist insofern bemerkenswert, als dass das Spital dem Bockshof am nächsten liegt. Vom Brückeneinstieg und den erwarteten Touristenströmen sind gerade die Innenstadtbewohner betroffen. Zur zahlreichen Abgabe ihrer Stimme führte das dennoch nicht. Niedriger war die Wahlbeteiligung nur im Vinzenz-von-Paul-Hospital mit 26,3 Prozent sowie im Kindergarten Hegneberg mit lediglich 16,6 Prozent.

Was den Durchschnitt nach oben treibt, ist die Briefwahl. Dort lag die Beteiligung bei 93,4 Prozent. 2451 Anträge wurden gestellt, 2290 Stimmen abgegeben. 161 Voten von Briefwählern wurden also nicht zugelassen – zumeist wegen Formfehlern. Denn der rote Umschlag, den die Briefwähler abgeben, muss eine eidesstattliche Erklärung und den verschlossenen blauen Umschlag mit dem Stimmzettel enthalten. Das klappt nicht immer fehlerfrei.

Laut Leins entscheiden sich immer mehr Bürger für die Briefwahl. Um das Auszählen zu beschleunigen, gibt es deshalb in Rottweil vier Briefwahlbezirke. Der Trend sei nicht zu stoppen, das wolle er auch gar nicht, meint Hermann Leins. Aber für ihn steht fest: "Die Urnenwahl ist die echteste Wahl. Da steht man selbst in der Kabine."

Übrigens hat der Gemeindewahlausschuss die vorläufigen Ergebnisse von Sonntagabend bestätigt.

 Zeitplan

Wie geht es jetzt weiter? Mit dem Ja der Bürger zur Hängebrücke hat die Stadt den Auftrag erhalten, die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Bau der Hängebrücke zu schaffen. Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan könnte laut Ralf Broß im April oder Mai in den Gemeinderat eingebracht werden. Wie dessen Abstimmung ausgeht, ist klar: Schließlich ist der Bürgerentscheid gültig und damit verbindlich. Investor Günter Eberhardt hat am Sonntag angekündigt, "mit Vollgas an die Planung" zu gehen und ein Ingenieurbüro mit der Aufstellung des Bebauungsplans zu beauftragen.

Der OB rechnet vor, das Verfahren könne dann ein Jahr dauern. Läuft alles glatt, könnte Anfang 2018 mit dem Bau der rund 600 Meter langen Brücke begonnen werden, die Fertigstellung dann im Herbst 2018 erfolgen.

Nächste Wahlen

Auch Hermann Leins hat einen strengen Zeitplan, denn nach der Abstimmung ist vor der Wahl: Am 10. April endet die Bewerbungsfrist für die Wahl des Oberbürgermeisters (7. Mai). Tags darauf gehen die Stimmzettel in Druck und er und seine Kollegen müssen sich schon an die Briefwahlunterlagen machen.

Apropos OB-Wahl: Auch Kandidat Harald Becker meldet sich nach dem Entscheid zu Wort. Er respektiere das Ergebnis natürlich. "Bürgerentscheidungen sind sehr wichtig für die Demokratie", teilt er mit. Allerdings zeige die Wahlbeteiligung, "dass das Prestigeobjekt offenbar nicht mal die Hälfte der Wähler interessiert". Er werde den geplanten Bau kritisch begleiten. Gleichzeitig fordert er verbilligte Eintrittskarte für Rottweiler und Familien.

Wer im Rathaus Chef ist, steht längst fest, wenn die nächste Wahl, die des Bundestags, am 24. September stattfindet. "Das ist dieses Jahr schon heftig", sagt Hermann Leins. Die Verwaltung komme aus dem Wahlmodus gar nicht mehr heraus. Da ist es gut, dass er und seine Mitarbeiter solch ein eingespieltes Team sind.