Gudrun Müller und Wolfgang Himmel berichten aus dem ersten Treffen der Dialoggruppe. Foto: Nädele

Wenn Gegner als Befürworter reden: Moderator bewertet erste Zusammenkunft der Dialoggruppe als gelungen.

Rottweil - Laut nachgedacht über Chancen und Risiken des Projekts Hängebrücke hat die Dialoggruppe bei ihrem ersten Treffen. Perspektivwechsel waren angesagt: der Investor in der Rolle eines Familienvaters, ein Anlieger mit dem Blickwinkel der Verwaltung.

 

Als so bunt wie die Zusammensetzung empfindet Wolfgang Himmel die Meinungen in der Dialoggruppe zur geplanten Hängebrücke. Nach dem ersten Treffen zogen der Moderator vom Konstanzer Büro "translake" und Gudrun Müller, die den Prozess von Seiten der Stadtverwaltung betreut, ein positives Fazit. "Ich denke, dass der erste Abend gelungen ist", blickt Himmel am Dienstag vor Pressevertretern zurück. Die mehr als 50 Teilnehmer hätten sich aufeinander eingelassen und seien respektvoll miteinander umgegangen – trotz ganz unterscheidlichen Wissenstands und ganz unterschiedlicher Standpunkte.

Gesammelt haben Himmel, seine Kollegin Stephanie Bee und Gudrun Müller zu Beginn zahlreiche Stichwörter, die den Teilnehmern zu Fragen, Bedenken, Problemen und Lösungen rund um die Hängebrücke eingefallen sind. Ob in der Gruppe bislang die Befürworter oder die Gegner überwiegen, sei laut Himmel nicht abgefragt worden. Man müsse im Prozess flexibel bleiben und Schritt für Schritt machen. Vielmehr stand die Arbeit in kleinen, wechselnden Teams an, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit den Fragen beschäftigt haben, was einen am Projekt stört oder begeistert, was es zu verbessern und zu bedenken gäbe.

Aus 18 Perspektiven – eines Einwohners, eines Anliegers, eines Narren, des Bauherrn, der Kinder und Familien, eines Behinderten, der Behörden, eines Extremsportlers oder etwa der Stadtverwaltung – beleuchtete die Dialoggruppe dabei die Hängebrücke. "Das ist wichtig, um sich in andere reinversetzen zu können", erklärt der Moderator. Und er meint, das Vorhaben ist gelungen. Jedenfalls kamen die Gruppen nach den Schilderungen nicht nur auf die bekannten Argumente, wie die Belebung der Innenstadt oder die Veränderung des Landschaftsbildes, sondern brachten auch neue Gedanken in den Prozess ein. Blindenschrift auf dem Handlauf könnte beispielsweise die Hängebrücke auch für Blinde zum Erlebnis machen. Aus dem Blickwinkel von Familien rückt der Bedarf an Toiletten in die Ideensammlung.

Himmel und Müller sind zuversichtlich, mit der Dialoggruppe konkrete Themen herausarbeiten zu können, die am Ende in eine Empfehlung für den Gemeinderat münden sollen. Von Seiten der Stadträte gibt es das Versprechen, sich bei der Entscheidung dann an dieses Fazit zu halten – oder, im anderen Fall, zu begründen, warum man sich darüber hinwegsetzt. Mit dem Blick von außen lobt Himmel ausdrücklich den Weg mit dem informellen Beteiligungsprozess, den Rottweil eingeschlagen hat. Klar sei: Die Entscheidung müsse aber der Gemeinderat treffen.

Für das nächste Treffen am 19. September sollen nun offene Fragen aufgearbeitet und die bisherige Arbeit zusammengefasst werden. In der dritten Runde am 10. Oktober könnte dann schon über den Entwurf für die Gemeinderatsempfehlung gesprochen werden.