Der Strahlemann kommt nicht nach Rottweil. Foto: Schuler

Ex-Verteidigungsminister kommt nicht zum Wahlkampftermin nach Rottweil.

Rottweil - Karl-Theodor zu Guttenbergs Auftritt bei der Wahlkampfveranstaltung in der Rottweiler Stadthalle, der für Mittwoch geplant war, ist abgesagt. Auf den Kreisverband der CDU kommen dennoch einige Kosten zu. Die Halle sei gemietet und 25 Ordner für die Veranstaltung engagiert worden, so Kreisgeschäftsführer Winfried Hennemuth. Plakate und Anzeigen seien ein zusätzlicher Kostenpunkt gewesen.

Der Rücktritt des Verteidigungsministers scheidet die Geister. Nach wochenlanger Diskussion und Protesten hat Guttenberg die Konsequenzen aus seiner mangelhaften Doktorarbeit gezogen. Der Leiter des bischöflichen Konvikts Doktor Fiedler hätte das Protestschreiben an Kanzlerin Angela Merkel (CDU), eingereicht von rund 20 000 Promovierenden und Promovierten, sofort unterschrieben. "Um was es hier doch geht, ist die Unterscheidung von materiellem und geistigem Diebstahl", sagt Fiedler.

Im Bewusstsein der Bevölkerung sei wohl ein Autodiebstahl gravierender als einer von geistigem Eigentum. Diese Unterscheidung sei erschreckend. Er empfindet die Vorbehalte, die immer wieder in der Debatte auftauchten, als lächerlich: "Allein der Umfang und die Qualität der Arbeit weisen doch auf einen bewussten Vorsatz hin, das braucht keine Kommission mehr prüfen." Die Tatsache, dass es überhaupt so weit gekommen sei, trotz Betreuung durch den Doktorvater, sei empörend.

Guttenbergs Arbeit verstoße maßgeblich gegen die zwei Prinzipien der Wissenschaftlichkeit: Zum einen sei dies die Eigenständigkeit, zum anderen die Nachprüfbarkeit; beides sei bei zu Guttenberg nicht erfüllt, so Fiedler. Er weiß, wovon er spricht, denn für seine Promotion hat er drei Jahre in diversen Archiven, etwa in London, Paris oder in Damaskus zugebracht. "Hätte zu Guttenberg gleich gestanden, dann wäre dies auch für ihn ehrenhafter gewesen", urteilt Fiedler und ist auf die Auswirkungen der kommenden Landtagswahlen gespannt.

Der promovierte Rechtsanwalt Alfred Seifriz meint dazu, dass das Internet das Abschreiben sehr erleichtert habe. Er selbst habe seine Dissertation noch in mühevoller Arbeit mit einer Schreibmaschine geschrieben. Fußnoten setzen sei das Schlimmste gewesen, denn es gab keine spezielle Vorrichtung, um diese anzulegen. "Ich war deswegen zu ordentlicher Arbeit angehalten", erklärt Seifriz.

Auf die Frage ob er es nicht dreist finde, dass zu Guttenberg eine Plagiatserklärung abgegeben habe, antwortet Seifriz: "Bis jetzt ist noch von keiner Hochschulkommission nachgewiesen, dass der Freiherr mutwillig abgekupfert hat." Dennoch sieht Seifriz die Sache sehr skeptisch und stellt fest: "Die Sanktionen gegen ihn waren richtig und alles, was man tun konnte, hat die Universität Bayreuth in die Wege geleitet." Auf der wissenschaftlichen Ebene sei die Sache also erledigt. Ganz anders verhalte sich das auf der politischen Ebene. "Natürlich ist das eine Blamage für ihn", sagt Seifriz.