Am Kratzbaum haben die Streuner von Sinnlos Planlos nicht allzu viel Zeit verbracht, sondern ganz genau beobachtet, was wo geht. Foto: Nädele Foto: Schwarzwälder Bote

Schmotziger: Lehren aus den vielen Leerständen: Die Gruppen schauen genau nach dem Geschehen

Vielsagende Tatoos auf Körperteilen lokaler Prominenz, tiefe Einblicke in prominente Lokale, Leerstände und anderer Glanz vergangener Tage oder auch das Narrentreffen in Überlingen – den Schmotzigengruppen gingen gestern Abend die Themen nicht aus.

Rottweil (pn/bos). Zum Abheben setzt die nächste Generation dieses Jahr an. Zwar haben die Jungs durchaus schon Schmotzigen-Erfahrung, doch gestern starten sie mal ganz unverschämt als Raumfahrer mit eigener Rakete durch.

Nahtlos weiter geht es mit Porompompom und Tamtam über das lustige Zigeunerleben. Das fahrende Völkchen hat seine Wohnwagen am Turm aufgestellt und bietet allerlei feil. Dabei ist – ganz angekommen in Rottweil – oftmals mehr Schein als Sein. Der Blick in die Glaskugel offenbart es dann: "Wenn alles steht so leer", "dann brauchad mir koi Brück". Dass manches, wenn nicht vieles, inzwischen mit modernen Frisörläden à la früher oder auswärts gefüllt wird, hilft da nicht. Wenn der Bart ab ist, hat auch der Typ vom barber Shop nichts mehr zum Schaben. Und zur Landesgartenschau findet Nahtlos auch gleich noch einen Slogan: "Es blüht nix, aber es keimt in älle Ecka!" Übrigens: Viel mehr wert als die Tickets für die große Blühparade sind schon jetzt die Narrenbändel, die bei Nahtlosunter Tisch über den Tisch, pardon, aus dem Sakkofutter, gehen!

"Auf goht’s, es isch jetzt Fasnetszeit" halten auch die Männerstimmen nicht mit Ratschlägen hinterm Berg. Dass der Handel im trauten Städtchen mit seinen verträumten Gassen aus den vielen Touris Wertschöpfung generiert, sei eine echte Herausforderung. Zwischen dem schnellen Gang aufs Klo, damit Piccolo und Bier aus dem Bus wieder abgelassen werden können, Stadtführung und Rückkehr zum Bus sei wenig Zeit für den großen Einkauf.

Ganz andere Streuner haben sich auch im Städtle umgeschaut: Sinnlos Planlos hält Ausschau, wo in Rottweil wohl was los ist – oder los gemacht werden könnte. Im Bockshof nicht, da kochten die Emotionen hoch. Im Kapellenhof auch nicht, da sind die Sitzmöbel auch ohne Steinschlag von oben in die Brüche gegangen. Die Lösung für das "aktive Leerstandsmanagement" der Stadt sehen die Vierbeiner im Citymanager, bevor sie weiter ziehen vorbei an ungeleerten aber gechipten Mülltonnen und dem einen oder anderen Gastro-Betrieb.

Gut, dass da die fünf Köche von Stattkultur lieber einen Mops in den Topf packen und keine Katzen. "Rottweils Gastronomie ist in die Jahre gekommen", bleibt für sie nur noch "Kebap, Asia oder Verzicht". Kurzerhand tischt Stattkultur deshalb die eigenen Spezialitäten fürs Prekariat auf. Hoffnung mache da die Villa Duttenhofer. Sollten dann die Preise nicht zum Geldbeutel passen, gebe es zumindest mit der Holzterrasse die zweite Haupttribüne für den Narrensprung. Wenn das kein ›Hu-Hu-Hu" wert ist!

Doch bis dahin ist noch Zeit. Gestern war Schmotziger. Und den nutzten auch die Drachen von Retterspitz für ihren Auftritt – ganz beflügelt. Ganz erdverbunden dagegen das Quartett von Vernarred. Da sag’ noch einer, Kinder kennten keine Schuld... So, wie die schauen, haben sie einige Leichen in ihrem Textkatalog, den sie genüsslich durchblättern.