Die künftige JVA soll das ehrgeizige Ziel einer Vollversorgung mit 100 Prozent erneuerbarer Energien anstreben. Symbolbild. Foto: dpa

Ökologisches i-Tüpfelchen. Vorstand des Ortsverbands will Gefängnis-Neubau mit Vollversorgung aus erneuerbarer Energie.

Rottweil - Der Gefängnisneubau soll Maßstäbe setzen. Das hat Oberbürgermeister Ralf Broß bereits mehrfach betont. Der Grünen-Ortsverband greift das nun auf mit dem Ruf nach dem ökologischen i-Tüpfelchen – wenn schon, denn schon.

Den Vorstandsmitgliedern des Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen ist unvergessen, wie Staatsrätin Gisela Erler in der Bürgerversammlung zur JVA mit den Worten "Einspruch euer Ehren!" nach vorn drängte. So drückte sie ihren Horror angesichts einer Folie aus, die das Offenburger Gefängnis ins Esch klonte. Das löste Nachdenken aus, durch Kritik der JVA-Gegner zusätzlich befeuert. Der Grünen-Vorstand sieht darin das Initial für den Beschluss der Landesregierung, keine JVA von der Stange zu bauen, sondern einen Architektenwettbewerb auszuloben. In diesem Wettbewerb soll sich nun die architektonische Lösung herausschälen, die im sensiblen Esch ein Optimum an Natur- und Landschaftsschutz erlaubt.

In ihrer jüngsten Vorstandssitzung gingen die Ortsgrünen nun einen Schritt weiter: "Wenn der Bau umfassend innovative Maßstäbe setzen möchte, so muss er gleichrangig auch dem Klimaschutz dienen", fordert ihr Sprecher Frank Sucker. Und sein Stellvertreter Jörg Hügel meint, die künftige JVA soll das ehrgeizige Ziel einer Vollversorgung mit 100 Prozent erneuerbarer Energien anstreben. Das wäre das ökologische i-Tüpfelchen eines zeitgemäßen Gefängnisses.

Laut Pressemitteilung des Grünen-Ortsverbands wurden in der Offenburger JVA im vergangenen Jahr rund zwei Millionen Kilowattstunden Strom verbraucht – etwa der Durchschnittsverbrauch von 600 Zweipersonenhaushalten. Die JVA Rottweil werde also mit ihren 400 Häftlingen und 200 Beschäftigten so etwas wie ein neuer kleiner Teilort. Das lasse unter anderem an Bioenergiedörfer wie Rottweil-Hausen denken. Auf jeden Fall seien bei der Planung des Gefängnisses schon frühzeitig energetische Fragen einzubeziehen, bestimmen architektonische Vorgaben doch in hohem Maß den Energieverbrauch.

Die Grünen plädieren für eine Gebäudehülle, die sich am Passivhausansatz orientiert. Das halten sie keineswegs für utopisch. Vielmehr sei das bereits im österreichischen Justizzentrum Korneuburg verwirklicht. Auch die interne Haustechnik ordnet sich dort diesem hohen Anspruch unter.

Rottweils Grüne erwarten jedenfalls, dass ein fundiertes Energiekonzept alle Möglichkeiten untersucht, wie das Gefängnis sich mit regionalen erneuerbaren Energien versorgen lässt. Fotovoltaik auf den Dachflächen ist ihnen jetzt schon ein klares Muss.

Der Ortsverband rechnet beim Land mit offenen Ohren. Immerhin verlange es von Privatleuten, beim Heizungsaustausch 15 Prozent der Hauswärme über erneuerbare Energien abzudecken. Auch werden Landesgebäude inzwischen mit 100 Prozent Ökostrom versorgt. Das verpflichtet geradezu, betonen die Grünen abschließend.