Noch Potenzial sehen die Rottweiler Grünen für Solaranlagen. Foto: Sucker

Über Gefängnisneubau wird wieder diskutiert. Gebäude sollen mehr Energie erzeugen als verbrauchen.

Rottweil - Vor ihrer Sommerpause lenkte die Grünen-Gemeinderatsfraktion den Blick Richtung Sonne. Nicht um sich zu bräunen oder behaglich Sommerfeeling zu tanken, sondern um diese als erneuerbare Energiequelle anzuzapfen.

Solaroffensive gefordert

Wenn man kommunal auf den Klimawandel antworten möchte, steht nach Meinung der Rottweiler Grünen in den kommenden Jahren eine Solaroffensive an. Und so stellte sich laut Fraktionsbericht unter anderem diese Frage: Lässt sich auf der künftigen JVA noch mehr Solarstrom ernten als aktuell geplant?

"Solaroffensive" bedeute für Rottweil, möglichst viele Dächer, Fassaden, Freiflächen oder Parkplätze entschlossen energetisch zu nutzen. "Machen wir’s mit unseren Dächern doch endlich der Natur nach", meinte Frank Sucker.

Und so freuten Rottweils Grüne sich, dass ihr Drängen erfolgreich war und nun doch zusätzliche Photovoltaik-Anlagen auf der JVA vorgesehen sind. Das sei im aktuellen Stand des Bebauungsplans sichtbar, der jüngst dem Gemeinderat präsentiert wurde. Die Fraktion begrüßte weiter, dass darin auch ihre Anregung einer Kombination von Dachbegrünung und Solarmodulen aufgegriffen wurde. Das Grün kühle von unten leistungssteigernd die Module, und die Schatten und Feuchtigkeit spendenden Module förderten Artenvielfalt – eine Win-win-Strategie zwischen Technik und Biologie.

Stören Solarmodule den Ausblick vom Testturm?

Und dennoch: Die Grünen waren immer noch nicht zufrieden. Sie wollen mehr, denn der Bebauungsplan offenbart ihrer Meinung nach weiterhin Solarbrachen. Der Einwand des Oberbürgermeister, Solarmodule trübten den schönen Ausblick vom Testturm, möge subjektiv nachvollziehbar sein, das werde aber der Dringlichkeit des Klimaschutzes nicht gerecht. Die meisten Blicke richteten sich ohnehin auf das Stadtbild und die landschaftliche Schönheit von Alb, Schwarzwald und Alpen. Außerdem ließen die Module die Dachbegrünung ja nicht verschwinden. Vielleicht fasziniere viele gerade das innovative Solarfeld auf den JVA-Dächern, geltet es doch als Ausweis, dass Stadt und Land entschlossen ihre Handlungsspielräume gegen den Klimawandel ausschöpfen. Diese Überlegungen überwiegen für die Grünen gegenüber den ästhetischen Bedenken.

Über Eigenversorgung hinaus

Überhaupt nicht einverstanden war die Fraktion mit der Stellungnahme im Bebauungsplan, wonach Photovoltaikanlagen nur bis zu dem Grad vorgesehen sind, "in dem sie der Eigenversorgung der Anstalt dient". Um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen, komme es darauf an, alle sich bietenden Chancen zum Umstieg auf erneuerbare Energien zu nutzen. Energieplus-Gebäude, die mehr Strom erzeugen als sie verbrauchen, seien inzwischen auch in Deutschland kein Novum mehr. Diesen Vorbildern gelte es nachzueifern, zumal Elektromobilität, Digitalisierung und Wasserstofftechnologien immer mehr grünen Strom verlangten.

Ehrgeiz sei bei der JVA angesagt. "Klimaneutral" klinge schon mal gut, doch "klimapositiv" klinge noch besser, meinen die Grünen abschließend in ihrer Pressemitteilung.