Rund 80 Zuschauer verfolgen Präsentation und Debatte zum geplanten Schulprojekt im Vaihinger- und Eckhof. Foto: Schulz

Auch nach drei Stunden Ausschusssitzung bleiben viele Fragen offen. Wird Pächter mit ins Boot geholt?

Rottweil - Am Mittwochabend sollten die Fakten auf den Tisch kommen, was die Pläne der Stiftung SELBSTentwicklung für den Vaihinger- und den Eckhof betrifft. Doch auch nach drei Stunden Ausschusssitzung blieben viele Fragen offen – zum Bedauern der Räte.

»Heute sollen die Fakten im Vordergrund stehen«, leitete Oberbürgermeister Ralf Broß die Debatte im Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss über Pläne für eine private Bildungseinrichtung im Eschachtal ein. Martin Busch und Ulrike Schiller als Vorsitzende der Stiftung stellten ihre Konzeption vor, nachdem zuvor Unternehmensberater Norbert Wölbl und Winfried Schmid von WSS die Werbetrommel für das »außergewöhnliche und außergewöhnlich wertvolle Projekt« (Wölbl) gerührt hatten. Gut 90 Minuten ließ Broß für die Darstellung Raum. So kam das Gefühl, es werde etwas abgewürgt, schon gar nicht auf. Die 80 Interessierten harrten aus. Und auch die Ausschussmitglieder hörten und schauten aufmerksam zu.

Als erster war es dann Walter Stegmann (FWV), der seine verhaltene Enttäuschung deutlich machte, dass bei alledem das indes eigentlich relevante Thema »Eckhof« zu kurz gekommen sei. Die Akademie im Vaihingerhof sei nicht strittig, pflichteten auch Gerhard Aden (FDP), Jörg Stauß (FWV) und Heide Friederichs (FFRundPRoFI) bei. Die Chance, die Konzeption für den Eckhof in die Waagschale zu legen, damit die Stadträte abwägen können im Vergleich »mit dem, was wir heute haben«, so Stegmann, sei verpasst.

Busch hatte dafür aber eine einfache Erklärung: Der Eckhof komme in der Konzeption bislang deshalb zu kurz, weil sie im Gegensatz zum Vaihingerhof viele Informationen noch nicht hätten. »Wir haben keine Ahnung vom baulichen Zustand«, sagte er. Und: »Wir wissen nicht, ob und wie wir den Eckhof stemmen können, wenn es doch die Stadt nicht kann.« Sibylle Schumacher (CDU) hatte an die »sehr hohen Investitionen« erinnert, die dort in absehbarer Zeit auf die Stadt zukommen würden, was in der Klausurtagung des Gemeinderats zur Haushaltskonsolidierung dazu geführt hatte, dass die Verwaltung Alternativen für die Liegenschaften prüfen sollte.

Eine Reihe von Fragen ganz praktischer Art beantworteten Schiller und Busch gestern Abend in der Sitzung den Stadträten. Wie lange es wohl dauern könne mit der staatlichen Anerkennung der Schule, an der dann einmal der Haupt- und Werkrealschul-Abschluss möglich sein soll, wie die Schüler ins Eschachtal kommen, wie das mit der Landschaftspflege aussehen könnte – seit mehr als einem Jahr beschäftigt sich die Stiftung mit dem Projekt, Busch kann überdies auf mehrere Jahrzehnte Erfahrung in Lackendorf verweisen, da gibt es dazu schon Vorstellungen und Ideen. Wo keine konkreten Antworten zu geben waren, wie etwa zum Interesse der Rottweiler Schulen an Projekten, hielt Busch auch damit nicht hinterm Berg: »Wir haben mit verschiedenen Schulleitern Gespräche geführt, von denen wir wussten, dass sie es vertraulich behandeln.«

Während sich Schumacher und Aden vom Konzept und dem Projekt fasziniert zeigten, schlugen Friederichs und Arved Sassnick (SPD) zurückhaltendere Töne an. Für sie stehe im Vordergrund, die öffentlichen Schulen zu stärken, sagte die ehemalige FFRundPRoFI-Sprecherin, und nicht eine weitere Konkurrenz aufzubauen. Ihr fehle »das Fleisch an dem ganzen Papier«. Sassnick meinte in einer Sitzungspause: »Es kommt mir so vor, als ob einer aus dem Flugzeug springt und dann beschließt, einen Fallschirm zu nähen.«

Ein Anliegen zog Broß gestern Abend aus den Äußerungen der Räte für die weiteren Gespräche: Versucht werden soll, ob die heutigen Pächter des Eckhofs nicht ins Boot genommen werden können. Armin Dahler und Walter Hall waren unter den Zuhörern, von denen einige durchaus optimistisch aus der Sitzung gingen. Noch ist nichts beschlossen, hatte Broß einleitend gesagt. Und von Busch bekamen sie wiederholt zu hören, dass auch von Seiten der Stiftung noch »offen ist, wie wir uns entscheiden«.