Noch sind die Bagger im Industriegebiet Berner Feld nicht für Bau des Aufzugstestturms bestimmt. Foto: Otto/ThyssenKrupp Elevator

20 von 22 Stadträten stimmen Aufstellungsbeschluss zur Änderung des Bebauungsplans zu. Verfahren rollt an.

Rottweil - Die einen sehen es als "Beginn eines Abwägungsprozesses", die anderen als Durchbruch für die Realisierung des Aufzugstestturms von ThyssenKrupp Elevator: Der Gemeinderat fällte am Mittwochabend den Aufstellungsbeschluss zur Bebauungsplanänderung auf dem Berner Feld.

Und die Abstimmung brachte ein eindeutiges Ergebnis: 20 Stadträte stimmten für den Aufstellungsbeschluss und gaben damit ein deutliches Signal für das Mammutprojekt, nur zwei Stadträte – Heide Friederichs und Hubert Nowack von FFRundPRoFi – stimmten dagegen. Johannes Bergmann, Leiter Grundstücksentwicklung bei ThyssenKrupp Elevator, verließ nach der Abstimmung hochzufrieden den Sitzungssaal: "Das ist ein sehr erfreuliches Ergebnis. Rund 90 Prozent Zustimmung, das hat man nicht immer."

Signal: Rottweil will den Turm

Das Signal kommt also an beim Unternehmen. Rottweil will den Turm. Damit keine Zweifel aufkommen, hatten auch die nicht anwesenden Stadträte Hubert Ernst, Herbert Sauter (beide CDU) und Karl-Heinz Weiß (FWV) den Oberbürgermeister gebeten, eine Erklärung vorzulesen, in der sie sich für die Bebauungsplanänderung und damit für das Projekt aussprechen.

Und auch Heide Friederichs ist für den Turm. Eigentlich. "Nur eben nicht an diesem Standort", erklärte sie nach der Abstimmung. Ihr Nein habe klar "historisch-denkmalschützerische" Gründe. Das Bauwerk sei zu dominierend für das Stadtensemble.

Ihr Fraktionskollege Max Burger kündigte an, das Bauprojekt weiterhin kritisch-konstruktiv begleiten zu wollen. "Ich zeige mich lernfähig", meinte er angesichts der Tatsache, dass er mit zwei zuvor gestellten Anträgen baden ging. Denn die Forderung, eine Umweltprüfung "mit hochwertigem Umfang und Detaillierungsgrad" erarbeiten zu lassen, sahen sowohl Oberbürgermeister Ralf Broß, als auch die anderen Fraktionen als völlig überflüssig an. Schließlich seien man zur Berücksichtigung der im Antrag von FFRundPRoFi genannten Punkte ohnehin gesetzlich verpflichtet. "Das entspricht alles dem üblichen Verfahren, da stricken wir dann ja doppelt", so der OB.

Das Ansinnen wurde vom Gremium wegen Überflüssigkeit abgelehnt, ebenso der Antrag, "mit den unmittelbar betroffenen Gemeinden Dietingen und Zimmern o. R. das Benehmen herzustellen". Dies sei im Fall der Bebauungsplanänderung für das Industriegebiet auf dem Berner Feld "nicht angezeigt", so Broß. "Benehmen herstellen heißt, sich binden an die Beschlüsse anderer", erklärte der OB. Hier sei der Rottweiler Gemeinderat aber gefordert, die Planungshoheit zu behalten, selbst zu entscheiden und das nicht an andere zu delegieren. Dass die umliegenden Gemeinden wie von Burger dargestellt nur über die Medien vom Fortgang der Entwicklung erfahren, sei aber falsch, betonte Broß. Eine Beteiligung sei durchaus gegeben, und zwar nicht nur mit Zimmern und Dietingen, sondern auch mit Wellendingen, Deißlingen, Villingendorf, Schömberg und Zimmern unter der Burg.

Mit dem Aufstellungsbeschluss kommt das Planungsverfahren für den 235-Meter-Turm nun also ins Rollen. Der nächste Schritt ist laut Broß abhängig vom Verlauf des Bieterverfahrens bei ThyssenKrupp Elevator. Von dort müssten die konkreten Pläne für den Turmbau kommen, die es dann zu bewerten gilt.

Das Thema Neckartal haben die Räte übrigens offiziell ad acta gelegt: dieser Aufstellungsbeschluss wurde aufgehoben – einstimmig.