Ein öffentliches WLAN-Netz für die Innenstadt? Der Gemeinderat berät darüber. Foto: Nädele

Erneute Debatte über öffentlichen Internetzugang in Innenstadt. Ausländische Touristen profitieren.

Rottweil - Einen neuen Anlauf startet Rottweil, was das Einrichten eines freien WLAN-Netzes in der Innenstadt betrifft. Vor knapp einen Jahr hatte sich der Gemeinderat gegen das Projekt aus dem Tourismusleitbild entschieden.

Vor allem mit Blick auf ausländische Touristen hält die Stadtverwaltung ein öffentliches W-LAN-Netz für sinnvoll – und stellt es deshalb heute Abend in der Sitzung des Gemeinderats ein weiteres Mal zur Diskussion. Es spiegle einerseits den touristischen Servicegedanken wider, denn die Gäste in Rottweil müssten dann nicht das Datenvolumen des eigenen Mobilfunktarifs nutzen, um etwa per Smartphone ins Internet zu kommen. Reisende hätten so die Möglichkeit, auch außerhalb der Öffnungszeiten der Tourist-Information an Wissenswertes über die Sehenswürdigkeiten zu kommen, nach dem Busfahrplan oder dem nächstgelegenen Restaurant zu googeln. So verspricht sich die Verwaltung von einem öffentlichen WLAN eine Verlängerung der Aufenthaltsdauer in der historischen Innenstadt. Nicht zu unterschätzen sei auch der Effekt der sozialen Medien. Sprich: Der Bekanntheitsgrad von Rottweil könnte erhöht werden, wenn Gäste vermehrt Bilder von ihrem Aufenthalt posten.

Dass ein flächiger Ausbau eines WLAN-Netzes mit mehreren Zugangspunkten in der Stadt noch andere Möglichkeiten eröffnet, verschweigt die Stadtverwaltung auch nicht. Durch Push-Benachrichtigungen könnten dann Gästeströme gelenkt, zudem ihre Route und die Verweildauer in der Innenstadt analysiert werden.

Die Verwaltung schlägt dieses Mal vor, für das öffentliche Netz selbst als Anbieter aufzutreten. Werbeeinblendungen bei der Einwahl könnten so selbst genutzt werden, um einen direkten Mehrwert zu erreichen – etwa indem auf Veranstaltungen, Attraktionen oder neue Merchandisingartikel aufmerksam gemacht wird. Damit präferiert die Stadt nun einen neuen Weg. Als 2014 und 2015 zuletzt über ein öffentliches WLAN-Netz diskutiert worden ist, stand ein werbefinanziertes Angebot eines gewerblichen Anbieters zur Debatte, der dafür einmalig für die Einrichtung Kosten von 15 000 Euro und jährlich 700 Euro kalkuliert hatte. Würde die Stadt das System selbst anbieten, wäre mit höheren Kosten zu rechnen, räumt die Verwaltung ein – indes ohne diese näher zu beziffern. Zur Verfügung gestellt werden sollen die Mittel aus dem Tourismustopf der Stadtverwaltung. Andere Projekte könnten dafür gegebenenfalls aufgegeben oder abgespeckt werden, heißt es in der Vorlage zur Sitzung heute Abend.

Die Grünen-Stadtratsfraktion, die mit einem entsprechenden Antrag bereits im Mai den Anstoß für die neuerliche Debatte über das Thema gegeben hat, verweist nicht nur auf die zwischenzeitlich veränderten Rahmenbedingungen für den Betrieb für frei zugängliche WLAN-Netze. Überdies weisen die Gremiumsmitglieder Jochen Baumann, Ingeborg Gekle-Maier und Hubert Nowack auch auf die Möglichkeit hin, über eine Kooperation mit dem Gewerbe- und Handelsverein (GHV) nachzudenken.