Es wird kräftig geschnupft und gehustet im Landkreis. Vor der "echten" Grippe schützt die Impfung. Foto: Hildenbrand

Gesundheitsamt: Nur die Spitze des Eisbergs wird gemeldet. In Schulen regieren Vertretungspläne.

Kreis Rottweil - Viele haben es schon hinter sich, doch die bösen Viren grassieren immer noch: Die Grippewelle erreicht in diesen Tagen im Landkreis ihren Höhepunkt, so die Einschätzung des Gesundheitsamts in Rottweil.

 

"Hat’s dich auch schon erwischt?" So oder so ähnlich beginnen derzeit viele Gespräche. Die Grippewelle hat auch den Kreis Rottweil voll getroffen. "Es ist deutlich heftiger als in früheren Jahren", sagt Ulrike Riebl vom Gesundheitsamt. Die Grippemeldungen, die hier eingehen, geben einen Anhaltspunkt für den Verlauf der Erkrankungswelle, zeigen aber nur "die Spitze des Eisbergs", so Riebl. Denn die Grippe ist nicht meldepflichtig, nur wenn ein Abstrich gemacht und im Labor ausgewertet wird, wird der Fall registiert – pro Woche bis zu sechs Fälle.

Seit Jahresbeginn ist dabei eine kontinuierliche Kurve nach oben zu verzeichnen, jetzt habe sich der Anstieg etwas verlangsamt. "Wir rechnen mit dem Erreichen des Höhepunkts in den nächsten Tagen, dann ist zu hoffen, dass es runtergeht", sagt die Ärztin des Gesundheitsamts.

Die Zahlen sind das eine, das subjektive Empfinden das andere: In den Büros sind viele Stühle derzeit leer, die Wartezimmer bei der Ärzten voll, und auf Schritt und Tritt begegnet man Geplagten, die die Grippe oder zumindest eine schwere Erkältung hinter sich haben.

"Ja, ich bin auch betroffen", sagt denn auch Wolfgang Mack hustend am Telefon. Der Schulleiter des Rottweiler Leibniz-Gymnasiums und geschäftsführender Schulleiter der Gymnasien hatte in den letzten Tagen und Wochen "extrem viele Ausfälle", sowohl auf Lehrer- als auch auf Schülerseite zu verzeichnen – sich selbst eingeschlossen. "Die Schule ist nunmal ein Ort, an dem sehr viele Bazillen ausgetauscht werden", weiß Mack. Höhepunkt sei hier bereits vor der Fasnet gewesen, mittlerweile habe sich die Lage gebessert. Der Unterrichtsausfall hielt sich laut Mack jedoch in Grenzen, es wurden viele Vertretungsstunden geleistet. Und für die Schüler, die krankheitsbedingt Klassenarbeiten verpasst haben, gibt es regelmäßig freitags einen gesammelten Nachschreibetermin.

Echte Influenzafälle noch nicht nachgewiesen

Während junge Menschen eine Grippe oder Erkältung meist gut wegstecken, sieht es bei den älteren anders aus. "Wir haben im Moment sehr viele schwere Erkrankungen der oberen Atemwegsorgane", sagt Andrea Schmider, Pressesprecherin der Helios-Klinik in Rottweil. Bei Menschen mit Vorerkrankungen kann dies besonders gefährlich sein, weshalb sie vom Hausarzt ins Krankenhaus eingewiesen werden. Echte Influenzafälle, betont Schmider, sind bislang aber nicht nachgewiesen worden. Und weil das Krankenhaus- personal selbst natürlich verstärkt der Ansteckung ausgesetzt ist, sei der Krankenstand momentan "relativ hoch". Mitarbeiter mit Patientenkontakt sind dazu angehalten, bei den ersten Anzeichen eines Infekts zuhause zu bleiben.

Anderswo versuchen viele Mitarbeiter, möglichst lange durchzuhalten, doch auch im Rottweiler Rathaus gibt es mehr Krankheitsfälle als sonst zu dieser Jahreszeit. "Besonders betroffen sind derzeit Betriebshof und Musikschule", weiß Pressesprecher Tobias Hermann. Er kann jedoch beruhigen: "Die Arbeit geht weiter. Und wir hoffen jetzt einfach auf das Frühjahr."

Denn in der Tat hat die Heftigkeit der Grippewelle auch mit dem tristen und trüben Wetter zu tun. "Man geht weniger an die frische Luft", sagt Ärztin Ulrike Riebl, "und erwiesenermaßen sind Menschen, die häufig draußen sind, weniger krank". Und: Wer geimpft ist, kann sich zumindest vor den derzeit drei kursierenden Grippeviren sicher fühlen. "Die Zahlen zeigen, dass der Impfstoff voll greift", sagt Riebl. Wer sich für die nächste Saison wappnen will, solle sich die Impfung für den Herbst vornehmen, empfiehlt sie. Doch an den nächsten Winter will man vorerst freilich überhaupt nicht denken.