Quelle: Unbekannt

Darauf haben die Leute gewartet: Als der Narrenmeister und seine Leute gestern kurz vor Mittag durchs Schwarze Tor zogen, um die Fasnet auszurufen, war klar: Auch in diesem Jahr gibt es wieder glanzvolle Zeiten.
Folgt man dem Herold, muss der Anblick der Amtsstuben im Rathaus am Sonntagmorgen traurig gewesen sein. Was die Narren vermutet hatten – jetzt wurde Gewissheit daraus: Verwaltet wird dort, und nicht viel mehr. Staubtrocken geht es zu, und knickrig ohnehin. Man kann schließlich nichts ausgeben, wenn man nichts hat.
Doch siehe da: Die Stadt kann auch anders. Haben die Narren doch tatsächlich Grünzeug in den Beamtenbehausungen gefunden. Denn nach der Entscheidung, dass Rottweil eine Gartenschau bekommt, will man sich schließlich vorbereiten. Das Programm, das bis dahin zu absolvieren ist, geben die Namen der Pflanzen vor. Von »Kaiserkronen« bis »Männertreu« ist alles dabei.
Freilich hilft aller gute Wille nicht, wenn es bessere gibt. Aus Sicht der Narrenzunft sind das naturgegeben die Narren. Im Gegensatz zur Rathausbesatzung gibt es hier Kompetenz und gutes Aussehen. Proklamator   Marius Kirsner breitet die Vorteile der neuen Obrigkeit aus. Nicht ohne Stirnrunzeln über das Handeln der alten. So gebe es nicht nur Turm, Hängebrücke und ein neues »Feuerwehr-Vereinsheim«, sondern bald auch noch einen Park. Damit ist nicht etwa die in weiter Ferne liegende Gartenschau gemeint, sondern die Skateranlage, für die der Rollbrett-Verein kämpft. Manchem Narren mag die Investition wunderlich vorkommen, andere finden sie wunderbar.
Wunderbar fände es die neue Obrigkeit im übrigen auch, wenn nicht jeder am heutigen Montag sein Narrenkleid anlegen und »d’Stadt nab« springen würde. Schon im Sinne der Prävention: Narren mit Glocken birgt die Gefahr, einen krummen Rücken zu bekommen, beim Federahannes-Sprung lauert eine Zerrung im Fußgelenk, und als Schantle kommt man wegen des Schirmhaltens mit einem Tennisarm nach Hause.
Ob die Argumente verfangen, zeigt sich heute um acht Uhr. Dann beginnt der historische Narrensprung. Damit auch jederw in der Stadt davon Kenntnis erlangt, verkünden die Ausscheller die frohe Botschaft. Und weil eben doch noch ein paar Taler im Rathaus gefunden wurden, werfen die Narren das Schokoladengeld mit vollen Händen ins Publikum. Damit sind die glanzvollen Zeiten angebrochen. Die Tagwach-Kapelle fügt der Vorfreude noch den richtigen Unterton hinzu: »Auf, wachet auf...« So geht es mitten hinein in die Rottweiler Fastnacht.