Stadt erwägt neues Mittel gegen unerwünschten gefiederten Gäste. Dreck nervt Hausbesitzer.
Rottweil - In speziellen Taubenhäusern werden ihre Eier ausgetauscht, füttern ist sowieso verboten, und dennoch sind die Tauben und ihr Dreck in der Innenstadt weiter ein Problem. Jetzt soll die "Antibabypille" für Tauben helfen, die Population einzudämmen.
Eigentlich verhalten sie sich recht unauffällig: In kleinen Grüppchen streunen sie durch die Fußgängerzone auf der Suche nach Essbarem oder sitzen leise gurrend im Fachwerkgebälk hoch über der Stadt. Doch sie machen Dreck. Viel Dreck, der auch noch Krankheiten übertragen kann. Der Kot nervt die Hausbesitzer, und Städtlebesucher machen um so manche Sitzbank lieber einen Bogen.
"Es ist eine Plage", hatte Stadtrat Adelbert Hugger (CDU) jüngst im Ausschuss vorgebracht. Gerade im Münsterort und oberhalb des Schwarzen Tors sei die Situation für die Anwohner extrem. Auch der Lorenzort ist betroffen. Hugger sieht vor allem die vielen weggeworfenen Lebensmittel als Grund dafür, dass sich die Tauben pudelwohl fühlen und munter vermehren. "Da werden Eiswaffeln weggeschmissen und ganze Pizzastücke landen im offenen Mülleimer – da fressen die Tauben sich satt", ärgert sich Hugger.
Kann nun eine neue "Antibabypille" für Tauben helfen, dem entgegenzuwirken? Die Stadt zumindest zieht den Einsatz dieses Mittels in Erwägung. "Wir haben eine entsprechende Anfrage an die Tierschutzbeauftragte im Ministerium Ländlicher Raum gestellt", so Fachbereichsleiter Bernd Pfaff. Erste Versuche mit der Tauben-Pille, die unters Futter gemischt wird, scheinen vielversprechend, meint Pfaff. Wann und wie der Einsatz erlaubt ist, müsse nun geklärt werden.
Der Vorteil sei, dass man damit auch Tauben erreiche, die nicht in einem der beiden städtischen Taubenhäuser nisten. Dort werde ein beträchtlicher Aufwand betrieben, um die Zahl der Tauben in den Griff zu bekommen. Im Zwei-Tages-Rhythmus müssen die Vögel angefüttert werden, damit sie dort ihre Eier legen. Diese werden dann gegen Gipseier ausgetauscht – 70 an der Zahl waren es im vergangenen Jahr, informiert Pfaff. Allerdings, so war in der Ausschusssitzung durchgeklungen, funktioniert jener Taubenturm unterhalb der neuen Jugendherberge recht gut, der im Bockshof lässt die Tauben dagegen ziemlich kalt.
Viel wohler scheinen sie sich in den unzähligen Nischen und Dachvorsprüngen der historischen Häuser zu fühlen. Die Stadt setzt auf das Engagement der Hausbesitzer und hat zu Jahresbeginn in einem Schreiben nochmals dazu aufgefordert, Dachluken zu schließen und durch Taubennetze und -gitter Nistplätze unbrauchbar zu machen.
Auch Turmfalken als natürliche Feinde sind laut Pfaff eine "wirkungsvolle und rechtlich erlaubte Bestandskontrolle". Doch eine solche Ansiedlung sei sehr komplex und nicht einfach. Bleibt also ein Versuch mit der Pille für die Taube. Die Antwort aus dem Ministerium wird mit Spannung erwartet.