Erika Strigl mit ihrer Hündin Tosca. Die 75 Jahre alte Frau sucht seit Langem eine neue Mietwohnung in Rottweil. Doch die Vermieter wollen keine Haustiere. Foto: Schulz Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Erika Strigl sucht und sucht und findet nichts / "Keine Haustiere" heißt es

In Rottweil eine Mietwohnung zu bekommen, ist nicht einfach. Diese Erfahrung macht auch Erika Strigl. Das Rottweiler Urgestein muss seine Bleibe verlassen. Der Vermieter hat Eigenbedarf angemeldet. Strigls Handicap: Sie hat einen Hund. Einen Pudel namens Tosca.

Rottweil. Erika Strigl steht stellvertretend für immer mehr Menschen, die ein neues Zuhause in und um Rottweil suchen. Tage, Wochen, Monate, zuweilen gar Jahre dauert diese Suche. Doch oft vergeblich. Der Wohnungsmarkt ist angespannt, weiß Guido Speiser, Vorsitzender des Mietervereins in Rottweil. Etwas zu erträglichen Preisen zu bekommen, erscheint in diesen Tagen äußerst schwer. Speiser berichtet von Quadratmeter-Preisen von 8,50 bis neun Euro im Neubaubereich. Normalverdiener könnten sich diese Preise nicht leisten. Und auch sonst würde das Wohnen immer teurer werden.

Wer nicht ins Schema passt, hat keine Chance

Die Vermieter können sich aus einer immer größer werdenden Schar an Interessenten aussuchen, wen sie einziehen lassen. Die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot. Speiser verweist auf die Warteliste bei der Stadtbau Rottweil. Dort seien mehr als 100 Interessenten vermerkt (wir berichteten mehrfach). Speiser fordert die Stadtverwaltung auf, sich stärker für preisgünstiges Wohnen zur Miete zu engagieren.

Es ist fast wie Rosinenpickerei. Es hat den Anschein, dass wer nicht ins Schema F passt, kaum eine Chance hat, etwas zu bekommen. So scheint es auch Erika Strigl zu ergehen. Sie besitzt einen Pudel. Tosca heißt die Hundedame, ist 13 Jahre alt, was 90 Menschenjahren entspricht. Seit 14 Jahren wohnt sie in der Au. Malerisch gelegen, viel Grün drumherum, Ruhe.

Ihr Vermieter hat vor geraumer Zeit Eigenbedarf angekündigt und macht jetzt Ernst, berichtet die 75-jährige Frau. Sie ist im Spital auf die Welt gekommen, in der Hohlengrabengasse aufgewachsen, hat später viele Jahre in der Suppengasse gewohnt. Sie will aus Rottweil nicht raus. Es ist ihre Stadt. Aber sie muss aus der Wohnung raus. Man habe ihr mit Räumungsklage gedroht, sagt Erika Strigl im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Es ist nicht so, als wäre sie untätig gewesen. Sie hat auf Zeitungsannoncen reagiert, mit Vermietern telefoniert, sich vorgestellt, Freunde und Bekannte in Bewegung gesetzt. Bislang alles ohne Erfolg. Der Grund? Immer wenn sie gesagt habe, dass sie mit einem Hund einziehen wolle, habe sie eine Abfuhr kassiert. "Keine Haustiere", habe es geheißen. "Dabei ist Tosca doch kein Kampfhund", so Strigl. Die 75-Jährige liebt Tiere, sie hat immer schon Hunde gehabt, kümmert sich um ihre zwei Island-Pferde in einem Stall in der Nähe. Früher nahm sie mit ihren Hunden und Pferden an Wettbewerben und Leistungsschauen statt. Pokale, Urkunden und Fotografien in ihrer Wohnung zeugen davon.

Stadträte wollen Erika Strigl unterstützen

Auch eine vierköpfige Familie ist in Wohnungsnot geraten. Sie wohnt bislang im Gebäude der alten Feuerwache. Ihr Manko? Sie ist sozial schwächer gestellt. In ihrer misslichen Lage wandte sich die Familie an die Aktion Patenschaft von Evelyn Fischer. Warum sie die Wohnung überhaupt räumen muss?

Tobias Hermann, Sprecher der Stadtverwaltung, erklärt: Mittelfristig wolle man das Gelände Feuerwache und gegenüberliegende ehemalige WKD-Gebäude städtebaulich neu entwickeln. Dies werde mit dem Umzug der Feuerwehr in das neue Feuerwehrgerätehaus möglich. In einem ersten Schritt soll das Gebäude nun still gelegt werden. Nur so lasse sich beispielsweise vermeiden, dass aufgrund des Leerstands und mangelnder Beheizung im Winter Wasserleitungen platzen.

"Deshalb haben wir die Mietverhältnisse befristet abgeschlossen und die Mieter sehr frühzeitig darauf hingewiesen, dass das Mietverhältnis nicht über den Betrieb des Feuerwehrhauses hinaus aufrecht erhalten werden kann. Eine Familie, die im Rahmen unserer sozialen Fürsorgepflicht in einer dort befindlichen Notunterkunft untergebracht war, werden wir in einer anderen geeigneten Wohnung der Stadt Rottweil unterbringen."

Erika Strigl hat die Suche mürbe gemacht. Vor Kurzem, bei der Verabschiedung von Stadtschreiberin Julia Willmann, hat sie einen Schwächeanfall erlitten. Es geht ihr wieder gut. Anwesende Stadträte haben ihr zugesagt, sich persönlich um eine Wohnung für sie zu kümmern.