Schon sich in die Zuordnung der rund 5000 auf dem Areal des Handwerkergebäudes gefundenen Scherben zu vertiefen, kann ein spannendes Unterfangen sein. Foto: Schnekenburger

Neues Buch dokumentiert detailliert die Entwicklung einer innerstädtischen Fläche des römischen Rottweils.

Rottweil - Die "grüne Reihe" ist ein stehender Begriff. Und auch wenn die dort erscheinenden Bücher nicht in die Jackentasche passen und auch sonst ziemlich "sperrig" sind, nicht wenige sehnen sie herbei. Am Freitag erscheint das nächste – wieder mit Rottweil-Bezug.

Schon mit der Nummerierung stellt "Der Gebäudekomplex M von Rottweil – Studien zur Entwicklung eines innerstädtischen Siedlungsareals" gewisse Ansprüche. Es ist der sechste Band der in der grünen Reihe herausgebrachten Forschungsberichte zum römischen Rottweil. Der siebte Band, das nebenbei, der sich mit den römischen Gräberfeldern beschäftigt, liegt bereits seit fast drei Jahren vor. Doch egal wer wie zählt und wann was herauskommt, in diesem Fall herausgekommen ist ein Buch, in dem Johannes Lauber die Erkenntnisse zu einer zentralen Fläche von Arae Flaviae zusammenträgt.

Der Gebäudekomplex "M" ist in mehrfacher Hinsicht von besonderem Interesse. Er beansprucht ein Areal von rund 100 Metern Breite und gut 70 Metern Tiefe direkt an der Hauptachse und ziemlich in der Mitte von Arae Flaviae. Führt man sich vor Augen, wo diese Fläche liegt, im Bereich hinter Römerschule und Turnhalle bis auf das Bauhofgelände, wird augenfällig, weshalb sich hier besonders viele Befunde dokumentieren und damit Erkenntnisse formulieren lassen: kaum ein Quadratmeter, der während der vergangenen gut 100 Jahre nicht archäologisch untersucht worden wäre.

Schließlich kommt diesem Bereich, darauf verweist auch der Untertitel des neuen Buches, auch in der diachronischen Betrachtung besondere Bedeutung zu. Der aus fünf verbundenen Baukörpern gebildete Komplex, dessen Lage und Grundriss im Vergleich mit Grabungen in anderen römischen Siedlungen die teilweise gewerbliche Nutzung nahelegt, die ihm den Namen "Handwerkerbau" eingebracht haben, steht auf historischem Grund. Auch dieser verweist in Richtung Handwerk, wobei die Vorbesitzer noch in teilweise unterkellerten Holzgebäuden lebten und arbeiteten. Noch älter ist die Nutzung der Fläche für zwei Kastelle. Im Klartext: Wo später die Handwerkerbauten kommen sollten, befand sich die Nordecke des Lagers des Expeditionstrupps, der im letzten Drittel des ersten Jahrhunderts die Lage in der Neckaraue untersuchte und wohl für so gut befand, dass sich in Stufen über eine weitere militärische Nutzung die römische Stadt hier entwickeln konnte. Nicht nur Strukturen von zwei Kastellen finden sich auf dem Grundstück. Auch was die Soldaten hier verloren oder weggeworfen haben, kam wieder ans Licht. Was in zeitlicher Abfolge später in der zivilen Nutzung hinzu kam, natürlich auch.

So treten im neuen Buch neben die Berichte über Grabungen, die Anlagen, über Befunde und Interpretation nebst historischer Einordnung viele Seiten Katalog. Was an Scherben greifbar ist – eine ganze Menge – wird genau eingeordnet. Viele Stücke der teils mit prächtigen Dekoren versehenen feinen Keramik aus Gallien, aber auch die Scherben anderer Provenienz sind namentlich bekannten Werkstätten zuzuordnen. Rund 300 Münzfunde sind ebenso dokumentiert wie die etwa 130 Fibeln und etliche Stücke aus militärischer Nutzung. Auch wenn sich das Buch vor allem an Wissenschaftler richtet und so etwas wie die detaillierte Basis für mögliche künftige Interpretationen oder weitere Grabungen sein kann, bietet es dem Laien Einblicke in die römische Vergangenheit Rottweils und viel Material, diese Einblicke zu vertiefen. Selbst wer nur in den Handexemplaren in der Bücherei oder im Museum in den Berichten liest, wird spannende Eindrücke gewinnen können. u Am kommenden Freitag, 14. März, wird das Buch im Dominikanermuseum offiziell übergeben. Der Vorstellung ab 18 Uhr schließt sich eine Themenführung an.

Das Buch:

Johannes Lauber/Landesamt für Denkmalpflege (Hg.): "Arae Flaviae VI. Der Gebäudekomplex M von Rottweil – Studien zur Entwicklung eines innerstädtischen Siedlungsareals", Verlag Konrad Theiss, 340 Seiten, 60 Euro