Lukas Bilger (links) und Manfred Haas stehen vor einem "Iglu" für die Kälber. Fotos: Neumann Foto: Schwarzwälder Bote

Junglandwirte: Der 28-jährige Lukas Bilger übernahm den "Weilerhof" seiner Eltern im vergangenen Jahr

Geregelte Arbeitszeiten gibt es hier nicht, der Beruf ist abwechslungsreich, aber auch anstrengend. Aktuell herrscht eine große Unsicherheit in dieser Branche. Die Rede ist von Landwirten. Junglandwirt Lukas Bilger aus Sigmarswangen ist einer davon.

Kreis Rottweil. Der Beruf des Landwirts sei für junge Leute nicht mehr attraktiv. Das hört man oft, doch für Lukas Bilger ist es mehr als nur irgendein Beruf. Der 28-jährige übernahm im vergangenen Jahr den Milchviehbetrieb "Weilerhof" seiner Eltern, die ihn jedoch weiterhin tatkräftig unterstützen.

Bilger hat den Beruf des Landwirts Stück für Stück erlernt. Er absolvierte 2009 seine Ausbildung in Heiligenzimmern und 2010 in Schleswig-Holstein. Anschließend folgten Praktika in landwirtschaftlichen Betrieben, unter anderem in Brandenburg und in Rostock. 2014 schloss er die Meisterschule in Donaueschingen erfolgreich als "Landwirtschaftsmeister" ab. Außerdem ist Bilger Mitglied im Ortschaftsrat Sigmarswangen und Vertreter des Milchausschusses des Landkreises Rottweil im Landesbauernverband. Seit 1963 ist der Milchviehbetrieb am selben Standort in Sigmarswangen.

Milchproduktion im Fokus

Seit dieser Zeit züchtet die Familie Schwarzbunte Kühe oder auch Holstein-Friesian-Rinder. Der Schwerpunkt dieser leistungsstarken Milchviehrassen liegt auf der Milchproduktion. Das produzierte Fleisch wird ebenfalls vermarktet. Im Durchschnitt sind die Kühe fünf Jahre alt. Stolz führt Bilger über den Familienhof. Die Kühe werden im Liegeboxstall mit Melkstand und teilweise auf Tiefstreustroh gehalten. Im Melkstand werden die Kühe zwei mal pro Tag gemolken und das 365 Tage im Jahr. Geschlachtet wird im Schlachthof in Pforzheim. Auf die Frage, ob und wie man denn als Landwirt abschalten kann, meint Bilger: "Ein Urlaub ist machbar, da mich ja meine Familie unterstützt", doch "zwei Wochen Mallorca wären jetzt nicht möglich, aber das möchte ich auch gar nicht", scherzt er.

Kühe, die demnächst ein Kalb zur Welt bringen, die sogenannten "Trockensteher", werden nicht gemolken und sind ausschließlich auf Stroh zu Hause. "So können sich die Kühe optimal bewegen, so wie es ihnen passt", meint der 28-Jährige. Anschließend zeigt er die sogenannten "Iglus". Hier werden die kleinen Kälber meist zu zweit gehalten. "Die Jungrinder sind im Winter im Stall und im Sommer auf der Weide im Weilertal und halten die steilen Streuobstwiesen vom Verbuschen frei", erklärt Bilger. Die Hanglagen mit den Streuobstbäumen seien mit Maschinen nur schwer zu pflegen. "Die Rinder betreiben aktive Landschaftspflege und nutzen das Gras optimal". Bilger betreibt auch Ackerbau ausschließlich regional im Mühlbachtal. "Im Ackerbau bauen wir Silomais, Wintergerste, Winterweizen und Felderbsen an, wir haben also eine viergliedrige Fruchtfolge", ergänzt der Junglandwirt.

Abwechslungsreicher Beruf

Auf dem Hof arbeiten neben der Familie Bilger aktuell zwei Aushilfen. Auf die Frage ob er sich erklären kann, wieso es immer weniger Junglandwirte gibt, meint Bilger: "Vom Finanziellen her verständlich, vom Mentalen nicht". Gerade der finanzielle Aspekt macht der Landwirtschaftsbranche zu schaffen. Im Milchbereich beispielsweise sinken die Tierbestände und das Ernten und Sammeln der Früchte einer Streuobstwiese koste oft mehr als später damit eingenommen werde. Doch Landwirt sein ist kein gewöhnlicher "Nine-to-five-Job". "Es ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf", meint Manfred Haas, Vorsitzender des Kreisbauernverbands. "Es ist vielmehr eine Lebenseinstellung" ergänzt er.

Abschließend gibt Lukas Bilger noch einen Appell an die Verbraucher mit auf den Weg: "Mehr regionale Produkte kaufen." Dies sei aktuell eines der größten Probleme, meint Manfred Haas: "70 Prozent der Bevölkerung wollen Bio, aber nur fünf Prozent kaufen es dann." Doch nicht nur dieses Thema wird auf der öffentlichen Hauptversammlung des Kreisbauernverbands am Samstag in der Graf-Gerold-Halle in Dietingen seinen Platz finden. Die Unsicherheit in der Landwirtschaftsbranche ist aktuell groß. In welche Richtung wird sich die Landwirtschaft entwickeln?

Hauptredner am Samstag ist Andreas Möller, Autor des Buches "Zwischen Bullerbü und Tierfabrik". Das Thema lautet "Brauchen wir einen anderen Blick auf die Landwirtschaft?" Interessierte sind eingeladen zu kommen. Beginn der Veranstaltung ist um 13.30 Uhr.