Religion: Jusos und Julis besuchen in Rottweil die jüdische Gemeinde / Berührendes Erlebnis

Rottweil. Die Mitglieder der Jusos Rottweil sowie der Jungen Liberalen Rottweil haben gemeinsam die jüdische Gemeinde in Rottweil besucht. Dies schreiben die politischen Jugendorganisationen von SPD und FDP in einer Pressemitteilung.

Nach der Begrüßung gab es ein einstündiges Gespräch zwischen Rabbiner Friberg und den Vertretern der politischen Jugendorganisationen. Dies sollte der Start für eine Reihe gemeinsamer Aktionen und Treffen sein, die die Jugendorganisationen zum Thema Antisemitismus organisieren wollen, wie Sebastian Holzhauer, Kreisvorsitzender der Jusos, erklärte.

Der Rabbiner erzählte den Besuchern, dass die meisten der rund 250 Gemeindemitglieder aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion stammen und daher überwiegend russisch sprechen. Obwohl der Rabbi selbst nicht russisch spreche, stelle das für die Gemeindearbeit kein Hindernis dar. Was sie verbinde, sei ihr gemeinsamer Glaube. So treffen sie sich bisweilen mehrfach wöchentlich und beteten oder tauschten sich gegenseitig über ihre Religion aus.

Da in der Sowjetunion die jüdische Religion verboten war, habe es nur geringes Wissen über diese gegeben. Das Wissen über den eigenen Glauben sei erst hier in Deutschland neu entdeckt und vertieft worden.

Beleidigungen auf der Straße

Leider nehme in ganz Europa der Antisemitismus immer größere Ausmaße an. So seien Beleidigungen auf der Straße schon fast alltäglich, und viele der jüngeren Generation entschieden sich für die Ausreise nach Israel. Dabei sieht der Rabbiner vor allem den sehr einseitig beschriebenen Nahost-Konflikt als Hauptursache. Allerdings gebe es auch Versuche, Grenzen zu überwinden, erzählte Friberg von einem Rabbi, der einen Lesekreis mit einem Imam gegründet habe, in der ihre beiden Gemeinden zusammen religiöse Texte lesen und diese dann diskutieren.

"Es ist wichtig, dass auch wir als politische Jugendorganisationen gerade in Zeiten, in denen es wieder vermehrt zu Antisemitismus in Deutschland kommt, ein klares Zeichen dagegen setzen", meinte der 18-jährige Michael Kühn von den Jungen Liberalen laut Pressemitteilung.

Nach dem sehr informativen Gespräch durften die jungen Besucher noch an dem festlichen Gottesdienst teilnehmen, der den Schabbat einleitet. Dieser Gottesdienst verläuft dabei etwas anders, als eine christliche Feier. So folgen auf eine Predigt anschließend gemeinsame Gebete und Gesänge, wobei diese Gesänge einen großen Platz innerhalb des Gottesdienstes einnehmen.

Insgesamt sei es ein außerordentlich interessantes und berührendes Erlebnis für die Gäste der Gemeinde gewesen, heißt es in der Mitteilung.