Dicht gefüllt war der Platz neben der Rottweiler Stadthalle, hunderte Menschen aus der Region zeigten der AfD, was sie von ihr halten: nichts. Foto: Günther

Das „Bündnis für Demokratie und Vielfalt“ zeigt sich mit der Resonanz auf die Kundgebung gegen die AfD zufrieden. Etwa 500 Teilnehmer folgten dem Aufruf laut Angaben der Polizei, der Veranstalter selbst spricht von 1200. 

„Wir wollen zeigen, dass wir mehr sind“, begründete Sarah Tretter aus Rottweil, warum sie zu der Kundgebung gekommen war. „Wir müssen vorführen, dass die Gesellschaft vielfältig ist.“

 

Das war allerdings unübersehbar auf dem Platz nahe der Rottweiler Stadthalle, wo die Kundgebung des „Bündnis für Demokratie und Vielfalt“ stattfand. Sie stand unter dem Motto „Rottweil bleibt bunt und vielfältig“. Das galt bereits für die Veranstalter selbst: Das Bündnis wurde unterstützt von 26 Parteien, Vereinen und Gruppierungen. Ihrem gemeinsamen Aufruf, gemeinsam für Demokratie und Vielfalt einzutreten, folgten am frühen Donnerstagabend laut Angaben der Polizei rund 500 Menschen aus der Region. Der Veranstalter sprach am Abend von 1200 Teilnehmern. Anlass war die Veranstaltung der unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehenden Partei AfD zum Thema „Nationalstaat“, die am gleichen Abend in der Rottweiler Stadthalle stattfand.

Geschichte soll sich nicht wiederholen

„Es lässt sich super an“, befand Elke Reichenbach, Rottweiler Stadträtin vom Forum für Rottweil (FFR) schon zu Beginn, „ich freue mich auf eine große, fröhliche Veranstaltung.“ Gemeinsam mit Thomas Busch von Bündnis 90/Die Grünen hatte sie die Kundgebung angemeldet.

„Die Resonanz ist riesig“, hatte sich auch Busch vorab gefreut. „Großartig, wie der Platz sich füllt“, verkündete er von der Bühne. Als er gehört habe, dass die AfD in der Rottweiler Stadthalle eine Veranstaltung abhalten wolle, „da ist mir klar gewesen, dass wir heute hier Haltung zeigen müssen“, rief er dem Publikum unter lautem Applaus zu. „Ich will nicht, dass sich die Geschichte wiederholt“, sagte Busch.

Schwer zu ertragen

Nach ihm trat Rottweils Oberbürgermeister Christian Ruf auf die Bühne. Es sei ihm eine Selbstverständlichkeit, dabei zu sein. Die Veranstaltung der AfD müsse man ertragen, sagte Ruf – „weil wir rechtsstaatlich und demokratisch sind.“ Es falle aber besonders schwer, das zu ertragen. Er sei jedoch stolz darauf, dass so viele Menschen gekommen seien, um für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzutreten.

Als eine weitere Rednerin trat die Bundestagsabgeordnete Lena-Anna Weiss (CDU) auf die Bühne. Sie berichtete von ihren Erfahrungen mit der AfD im Bundestag. „Was ich von der AfD höre, ist immer überspitzt, verfälscht und gegen unsere Demokratie gerichtet.“

„Widerwärtig, die AfD“

Ähnliches wusste der Landtagsabgeordnete Daniel Karrais (FDP) zu berichten: Bei jedem Thema im Landtag, egal worum es gehe, trete ein AfD-Abgeordneter auf, der menschenverachtende Parolen von sich gebe. „Das ist verfassungsfeindlich, das ist widerwärtig und dafür steht die AfD. Dafür steht nicht nur Björn Höcke, sondern auch Emil Sänze und seine Konsorten"

Weitere Redner waren unter anderen die Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur (SPD), Thomas Koch (ÖDP Schramberg) und Luigi Pantisano (Landesvorstand Linke) Aufgelockert wurden die Reden mit Darbietungen unter anderem von der SE-IV-Big-Band und Mitgliedern des Rottweiler Zimmertheaters.

Eine dreistellige Zahl Teilnehmer hatte sich schon zu Beginn der Veranstaltung seitlich am Rand des Platzes zur Stadthalle hin aufgebaut. Dort, hinter Absperrungen, und von mehreren Polizeibeamten misstrauisch beäugt, begrüßten sie die Besucher der AfD-Veranstaltung lautstark.

Diese mussten, wenn auch in einiger Entfernung, an dem Spalier vorbeilaufen und sich die gellenden Pfiffe von mehr als hundert ihrer politischen Gegner anhören, bevor sie die Halle betreten konnten.

Gerade in dem Moment, als das Pfeifkonzert am lautesten tönte, sang auf der Bühne Mailin Klinger vom Rottweiler Zimmertheater den Soul-Klassiker „Don’t let me be misunderstood“. Zu besonderen Vorfällen kam es nicht.

In einer früheren Version dieses Beitrags war ein Zitat von Daniel Larrais verkürzt wiedergegeben worden. Wir haben das korrigiert.

Aufruf

Diese Gruppierungen haben zu der Kundgebung aufgerufen:
Bündnis 90/Die Grünen, Forum für Rottweil (FFR), SPD Kreis Rottweil, CDU Kreis Rottweil, FDP Kreis Rottweil, FWV Rottweil, ÖDP, Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Rottweil, JuSos Kreis Rottweil, Grüne Jugend Rottweil, Junge Union Kreis Rottweil, Junge Liberale Kreis Rottweil, israelitische Kultusgemeinde Rottweil/VS, Fridays for Future Schramberg, Zimmertheater Rottweil, Naturfreunde Rottweil, Freundeskreis Asyl Rottweil sowie die katholische und evangelische Kirche Rottweil. Mit dabei sind zudem der Verein ehemalige Synagoge Rottweil, Omas for Future Rottweil, die Initiative KZ-Gedenken Spaichingen, der Gedenkstättenverbund Neckar-Alb-Gäu, die Gedenkstätte Eckerwald, die Bürgerinitiative für eine Welt ohne atomare Bedrohung und Die Linke Kreisverband Schwarzwald-Baar-Heuberg.