"Sempre Pronto" – "Immer bereit" – ist die Devise von Giovanni Detta, Betreiber der "Hochbrücke". Foto: Beyer

Lockerungen ab Montag. Gastronomen fürchten weiter um Existenz. "Dass es sich nicht rechnet ist klar."

Rottweil - Ab Montag dürfen die ersten Gastronomiebetriebe wieder öffnen. Doch für manchen Wirt in Rottweil stellt sich die Frage: Lohnt sich das angesichts der strengen Auflagen?

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Bernd Pfaff, bei der Stadtverwaltung Rottweil zuständiger Fachbereichsleiter, atmet zunächst einmal durch. Nach der wochenlangen Zwangspause stehen für einen weiteren Bereich Lockerungen an. Anfang der Woche hatten das Sozial- und das Wirtschaftsministerium des Landes die Corona-Verordnung für Gaststätten angepasst. Damit war klar: Erste Betriebe dürfen ab Montag, 18. Mai, wieder öffnen. Weniger klar war hingegen, welche Betriebe genau das sein werden. Alles in allem sind es in Rottweil immerhin 120 Gastronomiebetriebe.

Auch Cafés und Eisdielen dürfen wieder öffnen

Beim Ordnungsamt der Stadt laufen entsprechend viele Anrufe der Gastronomen auf. "Bei Fragen wenden sie sich an uns", schildert Pfaff, der mit seinem Team dann erklärt, "was geht und was nicht" - soweit dies bereits feststeht. Vieles laufe da gerade beim Ordnungsamt zusammen, erklärt der Fachbereichsleiter und lobt die gute Abstimmung mit Detlev Maier vom Gewerbe- und Handelsverein (GHV) sowie mit dem Landratsamt. Bislang ist klar: Die Verordnung ermöglicht es Betrieben mit Schank- und Speisewirtschaftserlaubnis, ab Montag wieder Gäste zu bewirten. Wie es für Cafés oder Eisdielen aussieht, war hingegen vom Land zunächst nicht näher definiert. Am Dienstag gab es Klarheit: Auch Eisdielen und Cafés dürfen öffnen.

Von "Speisewirtschaften" ist in der Verordnung die Rede. Für Bars und Kneipen gelten die Lockerungen also noch nicht. Wer am Montag wieder aufmachen darf, der hat strenge Anforderungen zu erfüllen. Die Tische - im Innen- wie im Außenbereich - müssen so gestellt sein, dass der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten ist. Bei den Durchgängen, Treppen, Türen und Sanitärräumen sind die Schutzabstände zu beachten. Es darf nur Sitz-, keine Stehplätze geben.

Namenslisten müssen geführt werden

"Das sind große Herausforderungen für die Gastronomen", spricht Bernd Pfaff zudem die Mundschutzpflicht für das Personal, die Empfehlung für Servierwagen oder auch das Führen einer Namensliste an. Denn mit Einverständnis der Gäste hat der Wirt die Namen mit Datum und Uhrzeit und Kontaktdaten zu erfassen und vier Wochen lang aufzubewahren - um notfalls nachverfolgen zu können, wer sich wo angesteckt haben könnte. "Wir hoffen da auf das Verständnis der Gäste", so Pfaff.

All diese Maßnahmen bedeuten natürlich für die Gaststätten erhebliche Umstände. "Durch Hygienemaßnahmen müssen wir Personal anders organisieren, es ist ein Mehraufwand", erklärt Marco Koch, der Betreiber der neuen "Villa Rottweil". Deshalb habe er auch vorläufig für Dienstag einen Ausnahmeruhetag als Ausgleich eingeplant. Giovanni Detta von der Pizzeria Hochbrücke rechnet hingegen mit keinen größeren Personalaufwand: "Wie vorher werden zwei Mitarbeiter kommen, die zur Zeit noch in Kurzarbeit sind." Beniamino Mascia, Betreiber des italienischen Restaurants Rotuvilla, vermutet hingegen, dass durch die geringere Zahl an Gästen sogar am Ende mehr Zeit übrig bleibt.

Auflagen gefährden Wirtschaftlichkeit

Doch gerade die verringerten Gastzahlen stellen für viele Betriebe die eigentliche Herausforderung dar. Problematisch könnte es für kleinere Betriebe werden. Wenn sich durch die Abstandsregeln die Zahl der Sitzplätze reduziert, könnte die Wirtschaftlichkeit verloren gehen.

"Möglich, dass es sich nicht rechnet. Wenn sich nicht schnell etwas ändert in den nächsten Monaten, ist es sowieso vorbei", fürchtet Sigrid Deutschle, die Wirtin des Goldenen Bechers. Auch Tarsem Singh Chandi vom "Taj Mahal", ist sich unsicher, ob sich der Betrieb lohnen wird: "Die Umsätze werden niedrig sein, das wird schwer, aber wir werden es versuchen." Marco Koch findet deutliche Worte: "Dass es sich nicht rechnet ist klar, dafür braucht man nicht BWL studiert haben." Doch zumindest er ist sich sicher, dass das Restaurant im eingeschränkten Betrieb mehr einbringt, als wenn es geschlossen bliebe.

Lösung: Außengastronomie vergrößern?

Eine Lösung könnte sein, die Bereiche für die Außengastronomie zu vergrößern. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung und der Feuerwehr soll es dazu diese Tage eine Begehung geben, um Möglichkeiten abzuklären. In diesem Zusammenhang wolle sich die Stadtverwaltung auch "zu den Sondernutzungsgebühren Gedanken machen", meint Pfaff.

Doch nicht für alle Betriebe ist die Außenbewirtung die rettende Lösung. So kann das Taj Mahal seinen Außenbereich in keine Richtung ausweiten, schließlich wollen die benachbarten Geschäfte die Flächen selber nutzen. Und auch Deutschle müsste erst ihren Nachbarn fragen.

Doch trotz der Sorgen freuen sich alle Wirte darauf, ihre Gäste wieder willkommen zu heißen.