Im neuen VCD-Kreisverband Schwarzwald-Baar-Rottweil sorgt Bahnpolitik für viel Gesprächsstoff.
Kreis Rottweil - Zwei IC-Fernzüge weniger und Zugeinheiten mit weniger Waggons – das erwartet die Fahrgäste der Gäubahn ab dem neuen Fahrplan im Dezember auf der Strecke Stuttgart–Singen. Zu dieser Ausdünnung hagelt es heftige Kritik von vielen Seiten.
Für viel Unverständnis und Unmut sorgt diese Nachricht auch bei den Mitgliedern des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD), der im Umweltzentrum Schwenningen zur ersten Vorstands-Sitzung im neugebildeten gemeinsamen Kreisverband Schwarzwald-Baar-Rottweil zusammenkam.
Im Rahmen von Stuttgart 21 sei noch der zweigleisige Ausbau der Gäubahn versprochen worden, nun aber sei durch den Wegfall der letzten Samstags- und ersten Sonntagsverbindung genau das Gegenteil der Fall, nämlich die Ausdünnung des täglichen Zweistundentakts im Fernverkehr. Dies geschehe, obwohl die Auslastung der dazwischen liegenden Regionalzüge stark zugenommen habe.
"Ein verheerendes Signal", so der Kreisvorsitzende Ekkehard Hausen, "und eine indirekte Aufforderung an die Bürger, in Zukunft wieder mehr ins Auto zu steigen".
Einigkeit herrschte unter den Anwesenden, dass dies ein harscher Gegensatz zum offiziellen Ziel der Klima- und Umweltpolitik sei, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren.
Über den Ausbau der Gäubahn war hierzulande – vor allem Sonntagsreden – in den vergangenen Jahren viel gesprochen worden, doch praktische Fortschritte wurden nach Meinung des VCD nur in der Schweiz erzielt. Im Dezember soll dort mit dem Abschluss eines Streckenausbaus eine Fahrzeitverkürzung einhergehen.
Aufgrund des fehlenden Ausbaus auf deutscher Seite verbummeln die Züge die eingesparte Zeit wieder bis Stuttgart, so dass die Fahrzeit Zürich-Stuttgart jetzt wieder wie früher rund drei Stunden dauert – 45 Minuten länger als es 1996 in einem Vertrag mit der Schweiz vereinbart worden war.
"Bei diesen Entwicklungen wäre es doch am besten, die gesamt Gäubahnstrecke der Schweizer SBB zu übergeben. Die hat ja heute schon einige Strecken im Ausland in Betrieb", forderte bei der Sitzung Fritz W. Lang, der Vorsitzende des Schwäbischen Albvereins, und sorgte damit für eine lebhafte Diskussion.
Kein Geld für den Ausbau
Die Schweiz habe offensichtlich viel mehr Interesse an dieser Zugverbindung. Die Folge der langen Fahrzeit sei doch, dass die Anschlüsse in Stuttgart nicht erreicht würden, weshalb es kein Wunder sei, wenn die Fernzüge immer weniger ausgelastet seien. Auch der Einsatz der Neigetechnik auf der Gäubahn sei nach dem Abzug der ICE-Züge völlig unklar. Auch der Bund, der für den Ausbau der Schieneninfrastruktur verantwortlich sei, stelle kein Geld für den Ausbau bereit, kritisierten die Verkehrsclubmitglieder. Dabei könnten mit vergleichsweise wenigen Mitteln die Fahrzeiten verkürzt werden: Mit zweigleisigen Abschnitten könnten sich Züge während der Fahrt begegnen anstatt wie heute im Bahnhof aufeinander zu warten. Dafür gebe es zwar Pläne, aber nach wie vor kein Geld vom Bund.
Über ein kleines Trostpflaster und Zugeständnis der Bahn berichtete Hermann Krafft, langjähriges VCD-Vorstandsmitglied und Verkehrsexperte: An den Advents-Samstagen soll der IC noch nicht gestrichen werden, damit die vielen Weihnachtsmarktbesucher aus der Schweiz wieder gut nach Hause kommen.