Foto: Bartler-Team

Fans in Rottweil können es zunächst nicht glauben. Alles ist für schöne Party gerichtet.

Rottweil - Der Fußball-Krimi am Mittwochnachmittag Deutschland gegen Südkorea lockt zahlreiche Fußballfans zum Public Viewing. Am Ende geht es mit gesenkten Köpfen nach Hause.

"Der Özil muss raus und den Khedira würde ich auch auswechseln." Beim Public Viewing auf der Bahnhofsterrasse ist man gar nicht begeistert von dem, was "die unseren" da so abliefern. Etwa 100 Fußballfans verfolgen bei Pizza, Bier und Weißweinschorle, wie Südkoreaner Woo-Young Jung nach einem Freistoß den Ball mittig auf den Kasten von Manuel Neuer schießt. Der Ball prallt ab, Stürmer Son will abstauben aber Neuer boxt den Ball weg. Glück gehabt. Nix passiert.

Eine blonde Frau im Trikot von Toni Kroos braucht erst mal einen kräftigen Schluck Bier. Die Deutschen machen’s dem Publikum – auch am Bahnhof – aber nun wirklich nicht leicht. Eben jene Blondine schaut zusammen mit drei Freundinen das Spiel. Sie kommen aus Frittlingen und kennen sich aus, beim Fußball. "Wir schauen sonst auch Bundesliga", lässt die eine wissen. Dann hätte das Trio fast jubeln dürfen. In der 43. Minute donnert Timo Werner den Ball an den Pfosten von Torhüter Cho. "Oahh", halt es über die Terrasse. Allerdings war das Spiel bereits unterbrochen.

Während die Deutschen gegen Ende der ersten Halbzeit die Lücken in der Abwehr der Südkoreaner suchen, suchen Fahrgäste der Bahn noch einen Platz auf der Bahnhofsterasse, wo sich unter Palmen vorzüglich hätte jubeln lassen. "Der muss den Brandt bringen", ist sich das Frauen-Trio einig. Sie hoffen darauf, dass den Südkoreanern in der zweiten Hälfte die Luft ausgeht. Aber Pustekuchen.

Szenenwechsel. Häring-Arena im Neckartal (siehe Bilderstrecke). Dort herrscht eine Stimmung wie im Stadion. Gekreische bei Chancen der deutschen Elf, Anfeuerungsrufe beim Spielaufbau, Gomez-Sprechchöre bei der Einwechslung des VfB-Stürmers. Aber es ist kein Stadion. Daher nutzt alles nichts. Wer weiß, was aus dem Spiel geworden wäre, hätten Jogis lahme Jungs die Unterstützung aus Rottweil direkt mitbekommen können.

Die letzten Minuten. Es fallen die Tore für die Südkoreaner. Das Entsetzen steht den zumeist jüngeren Besuchern ins Gesicht geschrieben. Wie bei Anna, Anna-Lisa und Lara. Die drei angehenden Lehrerinnen sind tief enttäuscht. "Natürlich haben wir gedacht, dass sie gegen die Mannschaft aus Südkorea gewinnen." Die Analyse fällt sachlich aus. Die Nationalmannschaft habe nicht gut genug gespielt. Die Deutschen seien nicht schnell genug gewesen, ohne Ideen, ohne Esprit. Also verdient verloren und ausgeschieden.

Die Halle beginnt sich bereits nach dem ersten Tor zu leeren, nach dem zweiten gibt es kein Halten mehr. Die Party ist vorüber, bevor sie richtig angefangen hat. "Ich sag dazu gar nichts", meint ein geknickter Fan, der es wohl noch nicht fassen kann.

Dabei ist alles so schön gerichtet beim Public Viewing. Etwa vor Rudi’s Bar. Dort stehen zwei Flachbildschirme im Freien, der Grill ist angeworfen, die Plätze vor dem Lokal sind besetzt. Man lässt es sich bei Würsten, einem Glas Bier oder einem Longdrink gut gehen, plaudert, ist entspannt. Bis das bittere Ende folgt.