Zukunftswerkstatt: Sieben Jahre nach der Reaktorkatastrophe ist die Situation immer noch kritisch
Seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima hält die Rottweiler "Bürgerinitiative für eine Welt ohne atomare Bedrohung" engen Kontakt zu der Partnerorganisation "Friends of the Earth" in Japan.
Rottweil/Tokyo. In einer Zukunftswerkstatt fanden sich in Rottweil japanische, belarussische und Rottweiler Jugendliche zusammen, um über die Energiewende zu debattieren. Ein Jahre später fand zusammen mit der belarussischen Stiftung "Kinder von Tschernobyl" eine Reise nach Fukushima und Hiroshima statt, und umgekehrt kam eine Gruppe aus Wissenschaftler, Betroffenen und Umweltschützern aus Japan mit nach Belarus, um sich vor Ort und direkt bei den Betroffenen über die langfristigen Auswirkungen radioaktiver Belastung zu informieren. Dieser Kontakt hält bis heute an.
Sieben Jahre nach der Reaktorkatastrophe wenden sich deshalb die japanischen Freunde in einem Brief an ihre belarussischen und deutschen Partner und berichten über die aktuelle Situation. Auch sieben Jahre später ist die Landschaft in der Präfektur Fukushima noch immer in großen Gebieten im Ausnahmezustand. Überall liegen die schwarzen Plastiksäcken, gefüllt mit der kontaminierten Erde.
In den Städten, Dörfern, Gärten und Feldern wurde in der Landwirtschaftsregion die Erde fünf Zentimeter tief abgegraben und in die Säcke gefüllt. Jeder Sack wiegt eine Tonne. Insgesamt sind es 36 Millionen Säcke, die nun schon jahrelang dort liegen und in ein Zwischenlager kommen sollen. Wann das sein wird, ist ungewiss. Sobald die gemessene Strahlenbelastung unter der von den Behörden erlaubten Jahresdosis von 20 Millisievert liegt, werden die monatlichen Unterstützungsgelder von 800 Euro für die umgesiedelten Menschen vom AKW-Betreiber Tepko eingestellt.
So wird Zone um Zone wieder für die Rückkehr freigegeben. Meist sind es die älteren Menschen, die zurückkehren. Ein Bürgerverein misst die radioaktive Belastung und kontrolliert Lebensmittel.
Die Wirtschaft ist in den einstigen Sperrgebieten weitgehend zerstört. Die Reisfelder liegen brach. Noch immer protestieren vor dem Parlament in Tokyo jeden Freitag Atomgegner. In einem Prozess mit 13 000 Klägern wurden erste Urteile gesprochen.
Die Provinzregierung Fukushima hat beschlossen, dem Strombedarf der Region mit erneuerbarer Energie zu decken. Die japanische Regierung allerdings hält trotz Protesten, Folgekosten und hohem Risiko, gerade aufgrund von Seebeben, immer noch an der Atomenergie fest.
Um sich über eine Energiewende ohne Atomkraft zu informieren, wird im April eine Gruppe aus Japan nach Deutschland kommen und auch in Rottweil sein.