Wassermassen wie hier in Neufra 2014 können auch abseits von Gewässern schnell entstehen und zur Gefahr werden. Foto: Scheidel

In Rottweil will man vorbereitet sein und Risikomangement vorantreiben. Hotspots werden lokalisiert.

Rottweil - Dass sintflutartige Regenfälle zerstörerische Kräfte haben können, zeigt sich immer wieder: Binnen Minuten werden ganze Dörfer überflutet, immense Schäden entstehen – auch da, wo man es eigentlich nicht vermutet hat. In Rottweil will man darauf vorbereitet sein und jetzt das "Starkregenrisikomanagement" vorantreiben.

Schon 2016 hatten die Grünen den entsprechenden Antrag gestellt. Damals machte die Gemeinde Braunsbach Schlagzeilen, wo nach einem heftigen Unwetter eine Flutwelle schwere Schäden hinterließ. 2014 hatte Neufra zum wiederholten Mal mit Wassermassen zu kämpfen. Doch das Thema Hochwasserschutz ist das eine. Beim Starkregenrisikomanagement (SRRM) geht es darum, Gefahrenstellen auch abseits von Gewässern rechtzeitig auszumachen, wie Tiefbauamtsleiter Roland Hönisch am Mittwochabend im Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss (UBV) erläuterte. Denn wenn bei Starkregen – davon spricht man, wenn lokal begrenzt mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in der Stunde fallen – das Oberflächenwasser nicht schnell genug ablaufen kann, kann es quasi überall zu dramatischen Überflutungen kommen. Das Land Baden-Württemberg stellt den Kommunen nun einen Leitfaden für ein einheitliches Verfahren zur Verfügung. Für die Kosten zur Erstellung der Gefahrenkarte und bauliche Maßnahmen gibt es bis zu 70 Prozent Förderung.

Durch die Zunahme versiegelter Flächen und die Bodenverdichtung in der Landwirtschaft steige das Risiko immer weiter, begründete Hubert Nowack den Antrag der Grünen. So nehme Rottweil beispielsweise durch die starke Bebauung in Zimmern von dort immer mehr Oberflächenwasser auf. Die Stadt soll die Gefahrenstellen ermittelt und entsprechende Maßnahmen anregen. "So kann man auch Häuslebauern rechtzeitig Hinweise geben", so Nowack. Und natürlich müssten die Ergebnisse in künftige Planungen mit einfließen.

Quer durch die Fraktionen erntete der Vorschlag Zustimmung. "Es regnet selten, aber wenn, dann heftig", so Jürgen Mehl (SPD). Hermann Breucha und Karl-Heinz Weiss (FWV) sprachen aktuelle Projekte wie die Arrondierung des Neubaugebiets Brunnenäcker in Göllsdorf an, die bis zur Prim hinabreiche. Roland Hönisch betonte, dass man den Hochwasserschutz natürlich in der Bauleitplanung bereits berücksichtige und auch Starkregenfälle im Auge habe. Letzteres werde mit dem SRRM nun auf eine fundierte Datengrundlage gestellt. Für deren Erhebung spielen topografische Gesichtspunkte, Fließwege von Oberflächenwasser, die Bodenbeschaffenheit und vieles mehr eine Rolle. Weil Wasser "an den Gemarkungsgrenzen nicht Halt macht", so Hönisch, werde man auch die umliegenden Gemeinden ansprechen. Günter Posselt (CDU), regte an, bei älteren Bürgern mit Ortskenntnis abzufragen, wo es früher schon Überflutungen gegeben hat. Auch in Hausen sei schon völlig überraschend ein Haus "abgesoffen", wo es nie vermutet worden wäre.

Für die Grundlagenermittlung auf der Gemarkung Rottweil mit rund 72 Quadratkilometern sind laut Hönisch Kosten von rund 350.000 Euro anzusetzen. Für Voruntersuchungen und die Einholung erster Angebote bei zertifizierten Büros – von denen es noch nicht allzu viele gibt – sind 150.000 Euro im Haushalt 2019 angesetzt.

Der Ausschuss gab sein einstimmiges Ja zum Einstieg ins Starkregenrisikomanagement – in der Hoffnung, so Jürgen Mehl, dass die Zuschüsse dann ebenso stark fließen.