Zuerst gab es das Geld, dann die druckfrischen gefälschten Ausweis- und Führerscheindokumente. Foto: © Andrey Popov – stock.adobe.com

Bande verdient ihr Geld mit gefälschten Dokumenten. Netzwerk reicht bis in den Kreis Rottweil.

Kreis Rottweil - Weil er dafür sorgte, dass Geld und gefälschte Dokumente an die richtigen Personen kamen, wurde in Rottweil ein 31-jähriger Serbe zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt.

"In Serbien endet unsere Einflusssphäre", sagte Staatsanwalt Markus Wagner treffend. Dennoch ist es der Kriminalpolizei vergangenes Jahr gelungen, mehrere Personen wegen banden- und gewerbsmäßigen Urkundenfälschung in Tateinheit mit dem Verschaffen von falschen amtlichen Ausweisen dingfest zu machen. Die zentralen Akteure waren dabei nicht nur in Serbien zu finden, sondern auch in Rottweil und Schramberg.

So war bereits im Juli 2017 ein 29-jähriger serbischer Staatsangehöriger vor dem Amtsgericht Rottweil verurteilt worden. Seinen Lebensunterhalt hatte er mit gefälschten Dokumenten finanziert. Kroatische, belgische, italienische Reisepässe, ID-Karten und Führerscheine verkaufte der Serbe unter anderem an Kunden aus Schramberg und Villingen-Schwenningen. Seine Freundin aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis unterstützte ihn bei dem Transfer der Daten und Geldüberweisungen. Insgesamt wurden zwölf Fälle nachgewiesen. Hergestellt wurden die gefälschten Dokumente in Serbien mithilfe einer Druckmaschine. "Komplettpakete" mit Reisepass, Führerschein und ID-Karte gab es für 1200 Euro.

Verständigung erzielt

Der 29-Jährige war letztlich zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt worden, die 24-jährige Freundin wegen Beihilfe zur Urkundenfälschung zu einem Jahr auf Bewährung.

Der 31-jährige Serbe, um den es beim aktuellen Verfahren vor dem Amtsgericht ging, soll die gefälschten Dokumente, darunter vor allem belgische, kroatische und italienische Papiere, in Serbien auf Auftrag gefertigt haben. Passbilder und persönliche Daten wurden per Whatsapp übersandt, das Geld per Bargeldtransfer. Die Dokumente kamen mithilfe eines Busunternehmens nach Stuttgart.

Verteidiger Torsten-Rolf Kießig regte nach der Anklageverlesung eine Verständigung an. Man einigte sich bei einem vollumfänglichen Geständnis des zweifachen Familienvaters auf einen Strafkorridor zwischen zwei Jahren und acht Monaten sowie drei Jahren und zwei Monaten Haft.

In seiner Aussage schilderte der Serbe, dass der 29-jährige Bekannte auf ihn zugekommen sei. Der Angeklagte sollte wohl den Mittelsmann zwischen dem 29-Jährigen und dem Produzenten spielen, weil Ersterer durch Schulden in Ungnade gefallen war. "Ich habe keine Täuschung mitgemacht, nur Hilfe geleistet", meinte der Angeklagte. Er habe es des Geldes wegen getan. Für die zwölf Aufträge habe er insgesamt rund 1500 Euro bekommen. Die Namen des Produzenten wollte er nicht nennen. "In meinem Ort wird geredet. Ich habe Angst um meine Familie", sagte er. In Serbien, so erklärte sein Verteidiger, sei die Gefahr, nach einer Aussage mit eingeschlagenem Schädel im Straßengraben zu landen, sehr groß.

Hätte er gewusst, wie schwer die Tat geahndet werde, wäre er nie dabei gewesen, sagte der 31-jährige Serbe aus. "Ich bin schon seit sieben Monaten im Gefängnis. Darunter leidet die Familie." Dass er 2014 schon einmal wegen Urkundenfälschung in Offenbach vor Gericht stand – obgleich er nicht verurteilt wurde – spreche dafür, dass ihm die Folgen des Handelns bewusst gewesen sein müssen, fand Staatsanwalt Markus Wagner. "Das passt nicht zu den vereinbarten ehrlichen Angaben."

Ohne die belastenden Chat-Verläufe hätte es das Verfahren wohl nicht gegeben, machte ein Ermittler der Kriminalpolizei bei seiner Aussage deutlich. Von einer Vertrauensperson habe man einen Tipp zu gefälschten Dokumenten für Nicht-EU-Bürger bekommen und 2016 mit der Telefonüberwachung der Verdächtigen begonnen. Später habe man gefälschte Dokumente in Folge von Durchsuchungen sichergestellt.

Auffällig sei die Professionalität des Vorgehens gewesen. Teilweise habe die Erstellung der qualitativ hochwertigen Fälschungen nur einen Tag gedauert. Zudem gab es neben dem umfangreichen Wissen über Aufenthalts- und Einreisemodalitäten keinerlei Rückfragen oder Preisverhandlungen.

Ein "eingespieltes Team"

"Es war klar: Das ist ein eingespieltes Team", meinte der Zeuge. Der 29-jährige Serbe habe sich ein Netzwerk aufgebaut gehabt, darunter auch einige Gastronomen in Villingen-Schwenningen. Für die Geldüberweisungen und die Kundenvermittlung seien Strohmänner eingebunden worden. "Die Fälschungen waren gut genug, um unter anderem bei den Städten Villingen und Schramberg einen Wohnsitz anzumelden, Mobilfunkverträge abzuschließen und Polizeikontrollen zu passieren", so der Ermittler.

Die Produktion der gefälschten Ausweise ließ sich bei dem 31-jährigen Serben letztlich nicht nachweisen, weshalb sich das Gericht auf seine Aussage verlassen musste – auch wenn sein Geständnis nicht in allen Punkten überzeuge, da waren sich Staatsanwalt und Gericht einig. Von Beihilfe zur Tat könne keine Rede sein, meinte Wagner. "Der Angeklagte war in das System eingebunden".

Verteidiger Kießig warb beim Gericht um Verständnis für die Verhältnisse des Angeklagten, der als Alleinernährer in einem Land lebe, das immer noch die Nachwehen des Krieges spüre. Perspektiven gebe es nicht viele. Zudem solle angerechnet werden, dass der Serbe bis zur Auslieferung bereits einige Monate bei schlechten Bedingungen im Kosovo in Untersuchungshaft saß.

Schließlich wurde der 31-Jährige wegen Urkundenfälschung in zwölf Fällen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Die Zeit im Kosovo wird auf die Haftzeit angerechnet.