Applaus: Den gab's am Dienstagabend für die Flying Pickets auch vom Publikum. Foto: Schnekenburger

Alte Bekannte zu Gast unterm Turm: Britische Gruppe serviert Besuchern heiße A-cappella-Musik.

Rottweil - Hoppla! Da haben sich ja echte Klassiker im Ferienzauber-Zelt wiedergefunden. Auch wenn dieses Zelt am Dienstagabend an einer ganz anderen Stelle stand als Anfang der 1990er-Jahre, als die Flying Pickets quasi zum Inventar des Festivals gehörten.

Nein, kein "Das waren noch Zeiten!" jetzt, und auch kein "Wisst Ihr noch?". Oder vielleicht doch? Nicht unbedingt wegen des Ferienzaubers, den die britische A-cappella-Gruppe auch vom Kraftwerk her kennt, sondern wegen der Songs, die das seit einiger Zeit als Quintett auftretende Ensemble im Programm hat und auch am Dienstag servierte. Übrigens unter dem "Magic Mushroom", wie Simon John Foster in einer Moderation anmerkte und damit nicht etwa auf verbotene Substanzen, sondern auf den Wasserturm anspielte. Ob er wusste, dass die markante Immobilie gerade Gesprächsthema ist?

Sei’s drum, zurück zum Konzert. Da legten die fünf Sänger ohne viel Aufhebens mächtig vor. Und sie fanden eine Mischung, die neue Songs in ein solides Gerüst aus Pickets-Klassikern einbettete. Mitunter konnte das ungewohnte Effekte bergen. Wenn ein A-cappella-Ensemble HipHop zitiert, wird das nicht selten bewusst als Pointe eingebaut. Nebenbei: So weit ist das gar nicht weg, denn auf Beatboxer müssen sich beide Genres mitunter verlassen, und die Flying Pickets haben da keinen schlechten als verlässliche Percussionbasis in ihren Reihen. Wenn Martin George, den man eher einen Bowie-Titel unterjubeln würde, aber vor dem sängerisch fein gestalteten Hintergrund HipHop gibt, wirkt der Effekt quasi doppelt.

Das Publikum spielt gerne mit, die Tausende, achwas die "sieben Millionen" Fans, die die Briten vor sich wähnen lassen sich schnell als Cheerleader instrumentalisieren. Wobei sei lieber selbst entscheiden, wann sie Beifall geben. Deutlich häufiger als von George bestellt. Vor allem die Soul-Nummern haben es den Ferienzauber-Gängern angetan. Wenn die Sänger so nebenbei ein bisschen modulieren und sich leidenschaftlich in die Melodien und Motive hängen, als wären sie in diesem Moment ihre Existenz, gibt es schon mal Szenenapplaus. Und einer der Klassiker darf an diesem Dienstagabend auch nicht fehlen. Er ist gewissermaßen eine Hymne und ein Bekenntnis: "Let Me Entertain You"