Teile des abgestürzten Motorseglers liegen am Unglücksort in der Nähe von Koblenz. Foto: Frey

Unglück: Motorsegler kollidiert mit Sendemast bei Koblenz. Bühlinger war äußerst erfahrener Pilot.

Rottweil - Dieblich ist ein kleines Dorf in der Nähe von Koblenz. Die wenigsten Rottweiler dürften bisher davon gehört haben. Jetzt allerdings ist die rheinland-pfälzische Gemeinde ein Ort, der in trauriger Erinnerung bleiben wird: Ein Bühlinger und seine neunjährige Tochter kamen dort am Sonntag bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Der 48-Jährige war auf dem Zepfenhaner Flugplatz gestartet und wollte seine Tochter nach Trier, wo sie wohnte, zurückbringen. Die Strecke kannte er gut.

Aus noch ungeklärter Ursache stieß der Motorsegler gegen den Sendemast Nasseck des Südwestrundfunks (SWR) auf Dieblicher Gemarkung. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Koblenz herrschten am Sonntag schlechte Sicht und Nebel. Die beiden Flugzeuginsassen wurden bei dem Unglück, das sich kurz nach 16 Uhr ereignete, tödlich verletzt. Der Sendemast aus Stahl ist laut SWR 280 Meter hoch und steht auf einer Höhe von rund 420 Metern. Zunächst war unklar, ob der Sendemast nach der Kollision einsturzgefährdet ist. Inzwischen wurde er untersucht und ist laut SWR wieder freigegeben.

Der 48-Jährige war ein äußerst erfahrener Pilot. Ab dem Alter von 14 Jahren hob er auf dem Klippeneck ab. Mit 17 beendete er dort seine Segelflugausbildung beim damaligen Segelflug-Club Rottweil. Anschließend machte er sein Hobby zum Beruf: Er wurde Pilot bei der Luftwaffe und schulte Phantom-Piloten.

Experten der BFU suchen nach Ursache

Seit 2008 war der Bühlinger im Ruhestand, aber weiterhin als Pilot, etwa für Unternehmen, tätig. 2012 kehrte der Major a. D. in seine Heimatstadt zurück. Seine Familie beschreibt ihn als einen ausgeglichenen und zufriedenen Menschen, der noch viel vorhatte. So wollte er am Weihnachtsspiel der Waldorfschule mit seiner Geige mitwirken. Darüber hinaus restaurierte er ein Flugzeug. Und es zog ihn nach draußen: zum Marathonlaufen, Bergsteigen und Klettern. Das Fliegen aber und seine Kinder seien sein Leben gewesen, berichten die Angehörigen. Der Bühlinger hinterlässt zwei erwachsene Söhne, Lebensgefährtin, Schwester und seine Eltern.

Seit diesem Jahr gab der Bühlinger sein Wissen an Segelflug-Schüler im Aeroclub Klippeneck weiter. Auch dem Vorstand des Vereins gehörte er an. Der 48-Jährige sei umtriebig und sehr wichtig für den Aeroclub gewesen, sagt Pressereferent Jörg Ott. Das Unglück sei unfassbar. "Wir stehen alle noch ganz schön unter Schock."

Wie es dazu kommen konnte, versuchen Mitarbeiter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig herauszufinden. Zwei Beauftragte sind vor Ort, berichtete BFU-Pressesprecher Germout Freitag auf Nachfrage unserer Zeitung. Gestern waren sie noch mit der sogenannten Wracklagenvermessung beschäftigt. Dabei schauen sie sich an, wo die Wrackteile liegen, und ob sich an den Flugzeugüberresten ein Hinweis auf ein technisches Problem findet. Noch sei es "viel, viel zu früh" über die Unglücksursache zu spekulieren. Die Daten müssten erst noch in Braunschweig ausgewertet werden. Dies könne bis zu einem Jahr dauern. Dass es passiert, sei wichtig: "Wir wollen insgesamt das Fliegen sicherer machen", erklärte Freitag. Die Ursachensuche hilft im besten Fall zu verhindern, dass ähnliche Abstürze wieder passieren.

Was der Experte bereits sagen kann: Die Sichtverhältnisse seien am Sonntagnachmittag "nicht so blendend" gewesen. Kleine Flieger wie die doppelsitzige Fournier RF-5, in der die Rottweiler unterwegs waren, haben kein Radar an Bord. Der Pilot fliegt also auf Sicht.