Unbekanntes Trio stellt Gegenstand in Heilig-Kreuz-Münster ab. Ungutes Gefühl bleibt.
Rottweil - "Lassen Sie Ihr Gepäck niemals unbeaufsichtigt": Der Satz passt auf einen Flughafen. Wird dort ein herrenloser Gegenstand entdeckt, sind die Sicherheitsbehörden alarmiert. Ähnlich ergeht es Ivan Drempetic, als er im Münster einen Fund macht.Irgendetwas stimmt nicht.
Vor der Kirchenbank steht ein Objekt, das dort nicht hingehört. "Ein Fremdkörper", von Fremden deponiert. Man muss nicht gleich ans Schlimmste denken, aber mancher Gedanke drängt sich einfach auf. Ein herrenloser Gegenstand? Erst im Dezember wird am Bonner Hauptbahnhof eine herrenlose Sporttasche mit einer Bombe entdeckt. Spezialisten können die Explosion noch verhindern. Und jetzt der Boston-Marathon: Am Montag gehen zwei Bomben in der US-Metropole hoch, drei Menschen sterben. Noch ein Terroranschlag. Solche Nachrichten hinterlassen mulmige Gefühle. Aber Boston und Bonn sind ja weit weg von Rottweil, denkt man.
Dennoch: "Das weckt komische Gefühle", erzählt Ivan Drempetic, Mesner des Rottweiler Heilig-Kreuz-Münsters, als er von dem eigenartigen Fund berichtet, den er am vergangenen Sonntag gemacht hat. Erst recht, weil sich in dem Gotteshaus viele Menschen versammeln, um gemeinsam Gottesdienste zu feiern oder Konzerten zu lauschen.
Kurz vor 12 Uhr verlässt er die Kirche, kurz nach 16 Uhr betritt er sie wieder. Irgendwas ist anders, das bemerkt der Mesner sofort. "Ich weiß schon, wo ich gucken muss": die Ecke mit dem Marienaltar. Was er dort entdeckt, überrascht und besorgt ihn zugleich: "Ein Fremdkörper", berichtet er.
Vor einigen Bankreihen steht ein ihm unbekannter Feuerlöscher – nur etwa einen Meter vom kircheneigenen Exemplar entfernt. Der Mesner stellt fest, dass der fremde Feuerlöscher leer sein muss, so leicht wie er ist, und verstaut ihn im Keller.
"Was steckt dahinter?", fragt er sich. Wer stellt an einem sonnigen Sonntagnachmittag einen leeren Löscher in einem Gotteshaus ab? Im ersten Augenblick hat er Angst. Herrenlose Gegenstände? Angesichts der Terroranschläge weltweit sind längst nicht mehr nur die Sicherheitsbehörden alarmiert, wenn sich irgendwo ein einsames Objekt findet. Auch Drempetic kommt ins Nachdenken.
Doch er hat eine Idee: Seit 19 Jahren ist er Münstermesner. In dieser Zeit erlebt er so einiges. Leuchter und Kerzen werden geklaut, Opferstöcke aufgebrochen – das komme immer mal wieder vor, sagt er. Vor allem im Bereich des Nordeingangs und des Marienaltars häufen sich die Vorfälle. Aus diesem Grund installiert die Münstergemeinde dort zwei Kameras.
Sie haben festgehalten, was sich am Sonntag abspielt: Um 15.31 Uhr betreten zwei Männer und eine Frau die Kirche. Sie schauen sich um, diskutieren und verschwinden dann von der Bildfläche. Kurze Zeit später sind sie zurück im Blickfeld der Kameras. Ein etwas dickerer Mann mit einem weißen Hemd stellt den Feuerlöscher, den er mitgebracht hat, links vom Marienaltar ab. Begleitet wird er von einem weiteren in einem hellblau-gestreiften Hemd. Anschließend verlassen sie das Münster. Die Frau, die mit einer Art alufarbenem Koffer in der Hand gekommen war, ist nicht mehr zu sehen.
Noch ein herrenloser Gegenstand? Ivan Drempetic schaut natürlich nach. Er findet nichts. Auch keine Hinweise auf die Fremden: Bisher hat sich noch niemand gemeldet, der Hinweise geben könnte. Er kennt zwar viele Leute in Rottweil, diese drei allerdings nicht. Auch Recherchen beim Hersteller des Feuerlöschers haben ihn nicht weitergebracht.
Immerhin: Ein Schaden ist nicht entstanden. "Was soll ich bei der Polizei?", fragt sich der Kirchendiener deshalb. War es am Ende einfach ein Scherz? Die Fragen bleiben. Und mit ihnen ein ungutes Gefühl.
Weitere Informationen: Wer Hinweise zu den Unbekannten hat, kann sich im Pfarrbüro der Kirchengemeinde Heilig-Kreuz, Telefon 0741/9 43 25 11, und bei Ivan Drempetic melden.