Foto: Bartler-Team

Versuch geglückt: Musiker und DJ sorgen im Kraftwerk für beeindruckende Klangkulisse. Publikum ist bunt gemischt.

Rottweil - Das Publikum ist bunt gemischt – und teilweise weit gereist. Kein Wunder: Parov Stelar hat sich angesagt. Im Kraftwerk soll der österreichische DJ und Produzent mit seinem Trio-Projekt auftreten. Während sich die einen also schon auf den Weg machen, machen sich andere erst einmal schlau, was sie denn da beim Ferienzauber erwarten wird.

Kurz gesagt: Ein Abend, den man eigentlich auch hätte beim Jazzfest unterbringen können. Thematisch zumindest. Tatsächlich aber eher nicht, denn die Alte Stallhalle hat zwar Charme, den hat das Kraftwerk aber auch. Der weitaus wichtigere Grund aber ist die Lage. Da tat sich der Sound gestern Abend deutlich schwerer, in bewohntes Gebiet zu dringen. Kein Fehler bei dem, was da aus den Lautsprechern kam. Denn das Trio machte nicht viel Aufhebens. Gegen 20.50 kamen Max the Sax und Jerry di Monza, die beiden Live-Musiker, auf die Bühne und ließen es krachen. Parov Stelar hatte seine Vorbereitungen am DJ-Pult da schon längst abgeschlossen – und trieb jetzt die Musik an.

Fette Bässe pulsen in hohem Tempo durch den Kolossaal. Wen die Musik nicht zum Tanzen überredet, den bringt der Schalldruck auf die Beine. Und zunächst klingt es sogar noch ziemlich jazzig. Immer wieder lassen Trompeter di Monza und Saxophonist the Sax einen Vorgeschmack davon aufblitzen, was die Besucher in den nächsten gut eineinhalb Stunden noch erwarten dürfen. Bissige Riffs, scharf gespielt, dann wieder ein munteres Miteinander. Ja, die Drei auf der Bühne funktionieren auch als Team gut. Soul und R’n’B gibt es im Programm, wobei Parov Stelar ein feines Händchen für Kontraste beweist. Das Trio heizt nicht in einem durch, ist zudem, obwohl die Live-Musiker bis zum Schluss mit viel Zug auf den Punkt spielen, so besetzt, dass keine Reserven mehr da sind – außer aus der Elektronik. Und die bringt Stelar groß raus.

Er legt quasi den Teppich, gibt die Farbe vor und baut dann gleich den ganzen Raum. Dabei setzt er scharfe Akzente, liefert aber auch akustischen Rückzugsraum und ein stets verlässliches Fundament. Man darf es sich als alles vorstellen nur nicht als weiches Kissen. Wenn’s tatsächlich mal ein bisschen ruhiger wird, ist das der Anlauf für die nächste Runde, ein bisschen Luftholen, kein Ausruhen. Das gibt es beim Parov Stelar Trio nicht.

So geht es schließlich auch dem Publikum. Es durfte sich entscheiden zwischen Konzert und Rave. Es musste aber nicht. Beides war jederzeit und nacheinander möglich. Und für die Besucher – im Gegensatz zu den Musikern – auch eine kurze Pause.

Von der Programmarchitektur des Ferienzaubers her war der gestrige Abend ein Versuch, die Idee, eine neue Facette zu präsentieren. Nicht die erste neue in diesem Jahr. Und der Versuch war erfolgreich.