Im Krafwerk herrscht ausgelassene Stimmung. Der britische Sänger begeistert seine Fans.
Rottweil - Der Star beginnt pünktlich. Und er gibt sich bescheiden. Kein langes Bitten, keine gaaanz große akustische Rampe, ein kurzes Intro reicht, um Morrison auf der Bühen zu präsentieren – und dann ist er da. Einfach so. Hängt sich die Gitarre um, singt, als gäbe es nichts anderes. Das ist es, was das Publikum haben will. Da wird den Besuchern im Kolossaal wohl auch klar, dass sie genau das bekommen werden.
James Morrison präsentiert sich gestern als Sänger gewissermaßen "zum Anfassen". Das Programm ist fest, doch die Dramaturgie des Abends so, dass man sich davontragen lassen kann. "Man", das sind Morrison und sein ebenfalls sehr gut disponiertes Team auf der Bühne, und das sind natürlich auch die Besucher. Die einen schwelgen in den Hits, die den Sänger Mitte der 2000er-Jahre hochgeschossen haben, die anderen freuen sich über das neue Material, über "Higher Than Here", mit dem sich Morrison im vergangenen Jahr zurückgemeldet hat, auf "Demons" natürlich und "Stay Like This" oder "Wonderful World". Diese Songs legt der Musiker seinen Gästen besonders ans Herzen. Sie stehen gewissermaßen im Zentrum des Konzerts. Und sie klingen authentisch, aus dem Moment geschaffen. Sicher ein bisschen illustrer alsdie Studio-Takes, doch das darf man von einem Konzert schließlich erwarten.
Dabei kann James Morriosn auf seine Begleiter – und insbesondere auch die Begleiterinnen – bauen. Die Background-Sängerinnen geben den Songs noch einmal so richtig Zunder. Sie begleiten charmant, stützen und legen bei Bedarf richtig los, ein bisschen so, als wäre für Momente kein anderer auf der Bühne. Die Band hält sich zurück. Die Musiker tauchen die Stimmung in verschiedene Farben. Das kann mal richtig rockig zur Sache gehen, ein rotziges E-Gitarren-Riff reicht – wenn es sitzt. Und das tut es gestern Abend im Kraftwerk durchaus. Auch die heißen Orgelsounds sind wohl platziert und lassen die Musik hochkochen. Keine Frage, James Morrison weiß um die Qualitäten seiner Sidemen. Wenn er singt, verlässt er sich scheinbar blind auf sie. Dann ist er in seine Texten versunken, sicher, dass ihn die Musik wieder herausholen wird. Und dann ist er auch ganz nahe beim Publikum. Nicht, weil er den Besuchern gibt, was sie hören wollen, sondern weil er seinen Gästen im Kolossaal seine Musik, ein bisschen sein Leben, so servieren will, wie sie es hören wollen, ein bisschen zum Mitleben. Und dann, nach intensiven 80 Minuten, die Dankeschöns – mit "You Give Me Something" und "Higher Than Here".
n Online Bildergalerie Weitere Fotos aus dem Kraftwerk gibt es im Internet unter www.schwarzwaelder-bote.de.