Max Giesinger rockt am Freitagabend den Kolossal: Sensibel, knackig, mit großer Präsenz. Foto: Schnekenburger

1800 Besucher kommen zum Ferienzauber-Konzert. Musiker nimmt sich Zeit für sein Publikum.

Rottweil - Da braucht es kein perfektes Timing – auch wenn’s das am Freitagabend war: Rund 1800 Besucher, im Alter von ungefähr sieben bis 77 Jahre, feierten Max Giesinger im Kraftwerk.

Die Fans sind bestens vorbereitet und haben die Zeit fest im Blick. Bereits um 18.30 Uhr trotzt eine lange Schlange Wartender tapfer der nasskalten Witterung im Neckartal. Das Ziel ist klar. Max Giesinger beim 29. Rottweiler Ferienzauber im "Kolossaal" – eine echt kolossale Angelegenheit. Als der Singer/Songwriter Haller zwei Stunden später die Bühne betritt, lassen sich viele Besucher auch diesen Eindruck nicht nehmen.

Es geht bereits eng zu im Kolossaal, und der Musiker erntet mit seinen pfiffig begleiteten, durchaus aus mal melancholischen Liedern zurecht viel Applaus. Dass er noch einmal eineinhalb Stunden später auf der Bühne sitzen und jetzt mit Max Giesinger als Akustik-Duo stimmungsvoll auftreten sollte, war da nicht absehbar, passt aber zu dem atmosphärisch sehr dichten Abend.

Gekommen sind die Besucher natürlich nicht wegen Haller, sondern wegen dem Giesinger, dessen Song "80 Millionen" längst zum festen Repertoire vieler gerne auch junger Mitsänger gehört. Bereits seit Wochen ist der Abend ausverkauft. So etwas schmeichelt natürlich. Doch der Star, der am Freitag sein Album "Der Junge, der rennt" als Deluxe-Version herausgebracht hat, von wegen "Perfektes Timing", das allerdings eher Zufall ist, denn die Truppe absolviert gerade eine Mammut-Tournee, gibt sich zum einen ganz unprätentiös, zum anderen als echter Vollblut-Musiker.

Die Band legt das Intro zu "Der Junge, der rennt" vor. Knackiger, dennoch voller Sound. Und Max Giesinger singt im Spot von hinten ins Publikum rein. Auf dem Weg zur Bühne durch die dicht gedrängten Reihen lässt er sich viel Zeit. Keine Frage: Giesinger ist bei seinen Fans. In jedem Moment. Nicht nur, als er auch später noch mal in die Menge eintaucht.

Giesinger ist keiner, der sich feiern lässt, sondern einer, der mit seinen Fans zusammen feiern will. Seine Musik zum Beispiel. Und das läuft trotz Tourstress nie routiniert und kein bisschen abgespielt, sondern in jedem Moment mit großer Authentizität und viel Verve. Auch die Architektur des Konzerts erweist sich als sehr effektiv. Treibende Rhythmen, flottes Tempo, viel Mitmach-Potenzial wechseln sich mit Balladen ab.

Giesinger nimmt sich Zeit am Freitagabend. Viel Zeit. Seine Songs brauchen Platz, und sie bekommen so viel Platz, dass sich auch das Publikum in sie hineinfügen kann. Übrigens: Das Publikum, zumindest ein paar Kinder, dürfen ihrem Star dann noch einmal ganz nahe kommen: Als Giesinger vor den Zugaben "80 Millionen" präsentiert, singen sie mit ihm auf der Bühne. Er ist eben ein sympathischer Typ, einer zum Anfassen – und ein sensibler Songwriter und ein klasse Live-Musiker dazu.