Regisseur Felix Binder (rechts) leitet Hauptdarsteller Tim Oliver Schultz an. Foto: ©  Universum Film & Bantry Bay Productions/Martin Rottenkolber

Rottweiler führt bei Leinwand-Adapation von Kultserie Regie. Einstand in Filmgeschäft mit ZDF-Parodie.

Rottweil - Freundschaft, Hoffnung und Humor – das ist das Erfolgsrezept der Fernsehserie "Club der roten Bänder". Anteil an diesem Erfolg hat auch der Rottweiler Felix Binder. Nun bringt der Regisseur den Film zur Serie in die Kinos.

"Das Schwierigste ist die erste Chance im Filmgeschäft", weiß Felix Binder. Der 41-jährige Rottweiler hat eine bekommen und sie genutzt. Nach seinem Filmregie-Studium an der Hamburg Media School erfand er seine erste eigene Fernsehserie für das Zweite Deutsche Fernsehen: "Lerchenberg". Die Liebe zum bewegten Bild entstand jedoch schon viel früher. Die ersten Filme drehte der Rottweiler schon im zarten Jugendalter auf dem Dachboden mit Playmobil-Figuren.

Binders Komödie "Lerchenberg", eine Parodie auf das ZDF mit Schauspieler Sascha Hehn, wurde eine Produktion für das Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen des Fernsehsenders, und Binder setzte durch, dass er selbst Regie führte. Das war 2013. Mit diesem Debüt war die erste große Hürde geschafft, Binder hatte im Fernsehgeschäft Fuß gefasst.

Vor vier Jahren hörte er dann das erste Mal vom "Club der roten Bänder", der ersten eigenen Serie des Senders Vox. "Als mir die Idee einer Krankenhausserie vorgestellt wurde, wusste ich ehrlich gesagt zuerst nicht, warum man mich fragt", lacht der 41-Jährige.

Trauer und Freude

Der Inhalt der Dramedy-Serie basiert auf den wahren Erlebnissen des katalanischen Autors Albert Espinosa, der in seinem Roman den Kampf gegen seine Krebserkrankung im Jugendalter beschrieben hat. "Doch als ich die Drehbücher zugeschickt bekam, war ich einfach nur begeistert. Da ist so viel Trauer, aber gleichzeitig auch so viel Freude", schwärmt Binder.

In der Vox-Adaption, die 2015 bis 2017 ausgestrahlt wurde, geht es um sechs Jugendliche in Köln, die als "Club der roten Bänder" gegen ihre Krankheiten kämpfen. Binder führte bei acht Folgen der drei Staffeln Regie, schrieb vier Drehbücher und drehte das Serienfinale. Solche niveauvollen Teenie-Serien gebe es nicht viele, sagt Binder. Zwischen Leben und Tod, Hoffnung und Verlust nahm vor allem eins den Zuschauer mit: jede Menge Emotionen.

In Anbetracht des Erfolgs der Serie, des Hypes im Internet und der zig Millionen Fans lag die Idee eines Kinofilms nicht fern. Da die Geschichte an sich jedoch abgeschlossen ist, entschied man sich für die Darstellung der Vorgeschichte, Prequel genannt.

Für Felix Binder, der auch schon bei den Serien "Der Lehrer" und "Tiere bis unters Dach" die gestalterische Leitung übernommen hatte, ist es der erste Kinofilm, bei dem er Regie führt. "Als Regisseur ist man für das ganze Projekt und dessen Gestaltung verantwortlich – von der Anleitung der Schauspieler über die Bestimmung der Kameraeinstellungen und den Schnitt bis zur Auswahl der Musik", erklärt er.

Als Erstes lese man das Drehbuch, bearbeite es und stelle dann ein Team zusammen. Dann geht es an die Vorbereitung: Was ist für welche Szene zu tun? Kostüme und Locations werden ausgewählt, Schauspieler gecastet. "In diesem Fall waren die meisten Schauspieler durch die Serie schon fix, aber eine Handvoll Rollen mussten noch vergeben werden", erklärt Binder.

Im November 2017 bekam er das Drehbuch zum ersten Mal vorgelegt, von Juni bis August 2018 wurde an 31 Tagen gedreht. Zum Vergleich: Bei einer Tatort-Folge, die ebenfalls 90 Minuten dauert, habe man in etwa 22 Tage, sagt Binder.

Der Unterschied zur Serie besteht zudem in Erzählweise und Visualisierung: "Da kann man ganz andere Bilder machen. Man hat die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers, ohne dass er nebenher bügelt oder etwas anderes macht".

Fokussiert auf die Arbeit

Eben so fokussiert hat sich Felix Binder auch auf die Arbeit am Film. Ein Glück, dass er dort vielen alten Bekannten begegnete. "Wir hatten beim Dreh einen Riesenspaß." Teenager hätten ja durchaus Potenzial, schwierig zu werden, aber nicht die Schauspieler beim "Club der roten Bänder". "Manche haben teilweise mit acht Jahren angefangen zu drehen. Die haben mehr Erfahrung als ich", sagt Binder. "Wir kennen uns ja schon seit vier Jahren und haben zusammen an der Serie gearbeitet. Wir sind ein eingespieltes Team."

Buch-Autor Albert Espinosa hatte auch etwas zu sagen. Er stand den Drehbuchautoren bei der Entwicklung der Filmidee mit Rat und Tat zur Seite. "In diesem Film sehen wir etwas Wunderbares, nämlich den Werdegang dieser Kämpfernaturen", beschreibt er die Handlung. "Es ist der Beginn der Geschichte, die ich nie erzählt habe, aber immer erzählen wollte." Insgesamt sei es ein Film, der Kraft gebe und zeige, dass die Antwort immer darin liege, etwas zu riskieren, so Espinosa.

Binder arbeitet schon am nächsten Film, darf aber noch nicht verraten, worum es sich handelt. "Im Moment ist das mein Projekt, obwohl ich persönlich ein Serienfan bin", meint er.

Wenn er nicht beim Fernsehen gelandet wäre, hätte er wohl Mathematik studiert – eine Option, die seine Eltern, das Lehrerpaar Johannes und Ingrid Binder, womöglich bevorzugt hätten, schmunzelt Felix Binder. Umso dankbarer ist er, dass sie ihn dennoch immer auf seinem Weg unterstützt haben.  Kinostart für "Club der roten Bänder – wie alles begann" ist Donnerstag, 14. Februar. Der Film wird unter anderem in Villingen-Schwenningen und Balingen gezeigt.