An der viel genutzten Bushaltestelle an der Post in der Königstraße hängen Fahrpläne für den Anrufbus des Landkreises von 2015. Foto: Otto

Thema Busfahren beschäftigt Leser. An Haltestellen liegt einiges im Argen.

Rottweil - Unser Bericht über den 78-jährigen Rolf Zähringer, der sein Auto verkauft hat und nun auf den Busverkehr setzt, hat für viele Reaktionen gesorgt. Das Credo: Manch einer würde gerne öffentliche Verkehrsmittel nutzen – doch das werde einem nicht gerade leicht gemacht.

Haben Sie schon einmal versucht, an der Haltestelle am Landratsamt den Busfahrplan zu lesen? Nun, wenn Sie zwei Meter groß sind, dürfte ihn das gelingen, ansonsten wird es eher schwierig: Der Kasten mit den Fahrplänen ist in schwindelerregender Höhe angebracht. In Verbindung mit der ohnehin winzigen Schrift wird es zum Ding der Unmöglichkeit, etwas zu entziffern.

Ein Missstand von vielen, auf den nicht nur Rolf Zähringer, sondern auch andere Busnutzer hinweisen. "Die Leute haben mich angerufen und mich darin bestärkt, mich weiter für das Busfahren einzusetzen", berichtet Zähringer, bei dem schon am Morgen der Berichterstattung das Telefon nicht mehr stillstand.

Unübersichtlich angebrachte Fahrpläne am Friedrichsplatz, Pläne, die auf der falschen Straßenseite hängen, alt sind oder gleich ganz fehlen, oder Busbeschriftungen, die in die Irre führen – auch Georg Hezel aus Bühlingen kann ein Lied davon singen. Er fährt ausschließlich mit dem Bus, weiß aber, dass es "Anfänger" oft schwer haben, überhaupt durchzublicken. "Laut Fahrplan heißt das Ziel in Bühlingen beispielsweise Wacholderstraße – auf dem Bus steht dann aber Oberdorf, und da liest mancher dann noch Oberndorf", erzählt er. Dass die betreffende Haltestelle vor Ort dann wiederum ganz anders heißt, mache es nicht einfacher. Hezel weiß viele weitere Beispiele, die für Verwirrung sorgen.

Keller: Vandalismus ein großes Problem

Ganz abgesehen von dem Umstand, dass viele Verbindungen, die nach Ansicht der Busnutzer eigentlich nahe liegen sollten, nicht möglich sind: vom Bahnhof direkt zum Friedrichsplatz, ins Herz der Stadt? Seit die SBG-Linie nach Schramberg zum "Schnellbus" wurde und aus Zeitgründen über die Marxstraße stadtauswärts fährt, geht das nicht mehr.

Dass das Thema Busfahren die Menschen bewegt, weiß auch Hans Keller, Geschäftsführer der Stadtbus GmbH. Er zeigt im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten die Schwierigkeiten auf, gerade was das Thema der fehlenden oder unzureichenden Fahrpläne angeht. "Jede Woche hängen wir Pläne aus, jede Woche werden sie wieder abgerissen oder beschädigt", berichtet er. Vandalismus sei gerade am Friedrichsplatz ein großes Problem. Jeder Konzessionär sei dabei für seine eigenen Pläne und die Aushangkästen verantwortlich. Wie das Landratsamt auf Anfrage mitteilt, sei eine Koordination durch den Kreis nicht vorgesehen. Und sollten sich in einem Plan keine Änderungen ergeben, könnten auch "ältere" Pläne aushängen.

"Wir sind dran, Verbesserungen zu schaffen, aber es ist schwierig", sagt Hans Keller. So sei eine große Fahrplan-Vitrine mit bruchsicherem Glas, wie sie jetzt am Nägelesgraben installiert wurde, auch am Friedrichsplatz wünschenswert. Doch das sei mit Blick auf den Denkmalschutz in diesem sensiblen Bereich ein schwieriges Unterfangen, weiß Keller. Große digitale Anzeigen mit den jeweiligen Abfahrtszeiten wären ganz optimal. "Doch davon sind wir in Rottweil leider weit entfernt", so der Stadtbus-Chef.

Auf unserer Facebook-Seite ist ebenfalls eine rege Diskussion entbrannt: Madeleine W. schreibt: "Wenn das Busunternehmen gezielt von der Stadt/ vom Kreis besser subventioniert werden würde, gäbe es sicher gute Lösungen für alle, auch für die Außengemeinden. Was sagt der Gemeinderat der Stadt denn dazu?"

Rolf Zähringer jedenfalls wird viel Lob gezollt für seine Entscheidung, auf den Bus umzusteigen. Eine Forderung ist wiederholt zu lesen: "Senioren, die den Führerschein freiwillig abgeben, sollte im Gegenzug eine kostenlose Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel zustehen."