Illegale Tuner - auch auf der Saline? (Symbolfoto) Foto: Snap_it/Pixabay

Leichtsinn auf der Straße. Freund bei Unfall verloren. Gibt es zu wenig Polizeikontrollen?

Rottweil - "Das Testosteron fährt bei manchen auf der Straße mit. Das ist nicht gut", meint Sebastian aus Rottweil (Name von der Redaktion geändert) im Hinblick auf gefährliche Überholmanöver auf den Straßen um Rottweil. So wie sie auf B 27, B 14 und B 462 wohl regelmäßig vorkommen würden.

Im Gespräch prangert er an, das es zu viele illegale Tuner im Bereich Rottweil gäbe. Und die Polizei würde es nicht kümmern. Die wäre zwar durch allgemeine Verkehrskontrollen regelmäßig wahrnehmbar, aber als illegaler Tuner müsse man sich in Rottweil nicht fürchten. Lieber wären die Beamten auf Streife in den 30er-Zonen der Stadt.

Hotspot auf Saline?

Er kenne jedenfalls die Hotspots in Rottweil, behauptet Sebastian. Auf Google Maps zeigt er ein Beispiel auf der Saline, die Reifenspuren eines Burnouts sieht man schon auf dem Satellitenbild. Halbstarke würden dort immer wieder solche Aktionen bringen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Auch die Szene an sich würde er kennen und wisse, das niemand sonst die anderen, illegalen Tunerkollegen, anschwärzen würde. Wenn die Polizei aber regelmäßig kontrollieren und nicht zugelassene Fahrzeuge aus dem Verkehr ziehen würde, wären die Beteiligten sofort abgeschreckt, ist er sich sicher.

So äußert sich beispielsweise eine Szene aus Singen regelmäßig dazu, wie überzogen die Maßnahmen der Polizei dort seien. Ist Rottweil also ein Rückzugsort für kontrollgeplagte Tuner?

Die Polizei äußert indes zur Forderung nach mehr Kontrollen, dass es in Rottweil eine Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt und Polizei diesbezüglich gebe. Auch auf den angeschafften Enforcement-Trailer und das Lärm-Display wird verwiesen. Die Kontrollmaßnahmen würden auch entsprechend den Entwicklungen in der Stadt angepasst, versichert ein Polizeisprecher.

Freund bei Verkehrsunfall verloren

Sebastian bastelt selbst schon seit vielen Jahren an Autos, wie er beschreibt. In seiner wilden Jugend habe er auch gefährliche Dinge getan und illegale Straßenrennen nahe Dörfern im Landkreis Rottweil gefahren.

2012 hat er dann einen guten Freund bei einem Verkehrsunfall verloren. "Es war wohl kein Rennen", wie Sebastian meint. Der Freund war aber "im Winter wohl zu schnell gefahren" und ist im Landkreis Tuttlingen dann ums Leben gekommen. Zwei weitere Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben.

Der Freund - er war bei den Viertelmeile-Rennen nahe seinem Heimatdorf im Landkreis Rottweil mit dabei. Er war ein guter Tuner-Kollege, wie er ihn beschreibt. Der Tod ging ihm sehr nahe.

"Seitdem lebe ich ganz anders", meint Sebastian. Er habe sein damaliges Auto verkauft, das Tunen hinterfragt. "Mittlerweile fahre ich einen sportlichen Familienkombi."

"Ein richtiger Tuner hat Angst um sein Auto"

Er meint mittlerweile: "Viele unterschätzen die Gefahr beim Rasen." Unterschätzten es, ihren Fahrstil und die Motorleistung im Bereich des handhabbaren zu belassen.

"Ein richtiger Tuner hat Angst um sein Auto. Der würde in Furcht vor einem Steinschlag lieber zu langsam als zu schnell fahren", erklärt er. Den Illegalen würde es wiederum nur um Geschwindigkeit gehen. Mit einfachen Mitteln könne über Chiptuning und das entfernen des Katalysators viel Leistung aus den Autos gezogen werden.

Auch was Soundtuning angeht, wären viele nur noch darauf aus, ihr Auto möglichst laut werden zu lassen. Wenn keine Baustelle auf der B 14 wäre, würde es laut ihm von dort wahrnehmbar laut werden, wenn manche Autos dort fahren. Er beschreibt die Geräusche der lauten Tuner abwertend als denen eines Pfurzkissens ähnlich. Es sei nichts als Angeberei.

Nicht mit Anschuldigungen, sondern auf Augenhöhe arbeiten

Als legaler Tuner hätte man jedenfalls nichts zu befürchten. Wenn alles legal vom TÜV abgenommen sei, müsse man sich vor keiner Kontrolle fürchten. "Wer mit dem TÜV spricht und sich nicht einfach nur über ihn beschwert, kann viele seiner Wünsche auch umsetzen."

Generell sei eine Zusammenarbeit mit den Behörden nichts falsches. Sebastian verweist für interessierte Tuner auf ein Angebot des Bundesverkehrsministeriums, die Track Safety Days. Bei diesen bekomme man hilfreiche Tipps zum Thema Tuning sowie Workshops und ein Fahrsicherheitstraining. Dort arbeite man nicht mit Anschuldigungen, sondern auf Augenhöhe.

Eines muss Sebastian jedenfalls zur Thematik loswerden: "Wer Rennen fahren möchte, soll auf den Nürburgring!"