Gerd und Claudia Schneckenburger mit Blick über Rottweil. Foto: Meene/ Aleksandr Bryliaev; ii-graphics – stock.adobe.com/Montage: Holweger

Gerd Schneckenburger half nach Wende bei Aufbau der Sächsischen Polizei. "Rottweil ist wie ein kleines Dresden".  

Rottweil - Mit Sächsischem Gebäck und Blick auf den Rottweiler Testturm: Bei Gerd und Claudia Schneckenburger wird die Wiedervereinigung seit Jahren gelebt. Der Schwarzwälder half nach der Wende beim Aufbau der Sächsischen Polizei – und lernte dort seine Frau kennen.

"Eigentlich wollte ich nur ein halbes Jahr in Sachsen bleiben," leitet Gerd Schneckenburger seine Erzählung ein. Doch dann ist alles anders gekommen, als er ursprünglich geplant hatte. Der gebürtige St.-Georgener war Polizist und Revierleiter in Schwenningen, bevor er die Leitung der Schutzpolizei in Rottweil übernahm.

Im Jahr 1991 wurde er dann vom Freistaat Sachsen gebeten, bei dem Aufbau der Polizei nach der Wiedervereinigung des Landes zu helfen. Nach anfänglichen Überlegungen und einem Gespräch mit einem Kollegen aus Konstanz, der bereits einen Monat früher nach Sachsen wechselte, sei auch er überzeugt gewesen und nahm die Stelle an – vorerst nur für ein halbes Jahr.

Doch dann musste Schneckenburger eine Entscheidung fällen: Ihm wurde die Stelle als ranghöchster Sicherheitschef der sächsischen Polizei angeboten. Nimmt er diese an oder kehrt er zurück in die Heimat? Die Planstelle in Rottweil habe er nicht blockieren wollen, erklärte er seine Zweifel. Nach einem Gespräch mit dem damaligen Innenminister Heinz Eggert habe seine Entscheidung zu bleiben festgestanden.

Als neuer Sicherheitschef sei er unter anderem zuständig gewesen für den Schutz der Regierung, beispielsweise bei Staatsbesuchen. Außerdem war er weisungsbefugt für alle größeren Einsätze der Hubschrauberstaffel und der Wasserschutzpolizei. "Es war eine tolle Zeit" erinnert er sich. Und der Erfolg der Aufbauhilfe sei auch schnell spürbar gewesen: "Als ich nach Dresden kam, war dort die Polizei nicht so gut angesehen, die Leute waren misstrauisch," erzählt der Ex-Polizist. Doch nach einiger Zeit habe sich sehr schnell eine Vertrauensbasis aufgebaut. Er habe immer das Gespräch mit den Bürgern gesucht und ihnen deutlich gemacht, dass von nun an alles im Recht geschehe, so Schneckenburger.

Einer der Gründe, wieso aus den ursprünglichen Plänen von einem halbjährigen Aufenthalt dann nichts wurde und er schlussendlich bis zu seiner Pensionierung in Sachsen lebte und arbeitete, sei sicherlich auch das Kennenlernen seiner heutigen Frau Claudia gewesen. Seit 16 Jahren lebt der ehemalige Chef der Schutzpolizei gemeinsam mit ihr wieder in Rottweil. "Ich bin nun mal Schwarzwälder," erklärt Schneckenburger den Grund für seine Rückkehr. Für ihn sei schon immer klar gewesen, dass er wieder zurück in die Heimat möchte, so Schneckenburger.

Schwäbisches Dresden

Für seine Frau Claudia sei das nie ein Problem gewesen. "Rottweil ist wie ein kleines Dresden," erzählt diese. Die beiden knapp 600 Kilometer voneinander entfernten Städte seien sich ähnlicher, als man vielleicht vermutet hätte. Der Stolz auf die Heimat und die enge Verbundenheit zur Stadt, sei bei der Dresdner Bevölkerung genauso groß wie bei den Rottweilern. Außerdem seien beide Städte sehr kunst- und kulturbegeistert, was ihr sehr gefalle. Durch den "sehr breiten Freundeskreis" ihres Mannes habe sie hier auch sehr schnell Fuß gefasst. Es ist deutlich zu sehen: Auch bei den Schneckenburgers zuhause wird die Wiedervereinigung seit Jahren gelebt.

Auch heute noch denkt der Ex-Polizist gerne an damals zurück – trotzdem war es für ihn sehr überraschend als er im Frühjahr einen Briefumschlag des Freistaates Sachsen in seinem Briefkasten entdeckte. Es war eine Einladung zu einer Feierstunde zu 30 Jahren Partnerschaft von Baden-Württemberg und Sachsen, unter anderem mit den beiden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und Michael Kretschmer.

"Es war für mich eine Ehre da eingeladen zu werden," so Schneckenburger. Am 16. Juli fand die Veranstaltungen im Dresdner Residenzschloss statt, vor Ort waren etwa 30 bis 40 Personen. "Es war eine sehr nette Veranstaltung," berichtet Schneckenburger von der Feier. Er habe sich sehr gefreut, dass die Arbeit in der Aufbauphase auch heute – 30 Jahre später – noch gewürdigt wurde: "Es war eine tolle Anerkennung."