Schauspielerin Nora Kühnlein liest Texte von Marguerite Duras. Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder Bote

Aktion: Schauspieler machen auf aktuelle Situation aufmerksam / Proben und Produktionsstau / Dankbares Publikum trotz Kälte

Von Tatsiana Zelenjuk

Rottweil. "Wir sind noch da!" Mit dieser Botschaft meldeten sich die Schauspieler und die Intendanz des Rottweiler Zimmertheaters am Montag aus dem Lockdown-Light.

Beim bundesweiten Aktionstag der Theater und Orchester, zu dem der deutsche Bühnenverein aufgerufen hatte, machte das Zimmertheater auf seine Situation aufmerksam – und für die rund 30 Zuschauer vor dem Alten Rathaus war es eine schöne Gelegenheit, wieder mal ein bisschen Theaterluft zu schnuppern.

Trotz der Kälte sind sie gekommen, um ihre Solidarität zu zeigen und ihr kleines, aber feines Theater zu unterstützen. Und die Schauspieler genossen es ebenso, endlich wieder vor Publikum zu stehen – wenn auch nur kurz – und Beifall zu hören – wenn auch durch die Handschuhe etwas gedämpft.

Eins ist klar: Die Magie des Theaters entsteht erst dann, wenn Schauspieler auf Zuschauer treffen. Intendant Peter Staatsmann schilderte bei seiner Begrüßung: "Wir sind jetzt in einer Situation, die sich eigenartig anfühlt. Wir proben viel und nachhaltig. Aber erst in dem Moment, in dem das Publikum dazukommt, passiert was im Theater. Erst wenn der Zuschauer da ist und der Schauspieler merkt, dass sein Spiel von jemandem aufgenommen wird, geht das Theater wirklich los." Nun liege alles seit Wochen auf Eis. "Wir legen eine Veranstaltung nach der anderen auf Eis, in den ›Kühlschrank‹, in die ›Gefriertruhe‹ – und hoffen, dass wir im Januar wieder spielen können", sagte Staatsmann.

Intendantin Bettina Schültke erklärte, worum es beim Aktionstag geht: "Vielen Theatern wird ja vorgeworfen, dass sie nur jammern. Wir wollen aber nicht nur jammern, sondern mit dieser Aktion ein positives Signal senden. Wir wollen sagen: Uns gibt es noch, und wir proben viel." Manche großen Theater, weiß Schültke, lassen bis Ende Januar oder sogar bis Ende Februar zu. "Als Privattheater müssen wir aber Geld einnehmen", betonte sie.

Texte zum Schmunzeln

Für die Aktion hat das Zimmertheater Texte von vier Autorinnen – Marlene Streeruwitz, Marieluise Fleißer, Annie Ernaux und Marguerite Duras – zusammengestellt. Texte über Frauen, über Theater, Kunst und Kultur. Vorgetragen von Stephan Müller, Nora Kühnlein, Meinolf Steiner und Lukas Kientzler, riefen sie unterschiedliche Gefühle hervor: Manche stimmten nachdenklich, manche brachten das Publikum zum Schmunzeln. So zeigten die kleinen Kunstsplitter an diesem kalten Nachmittag große Wirkung.

Und neben den Schauspielern auf der Bühne – ein Kunstobjekt aus morschem Holz, ein Tour de Culture, also ein Kulturturm, der gefährdet ist. "Es ist ein Objekt, das gut zu uns passt in dieser Zeit, in der Kunst und Kultur bröckeln könnten", meinte Peter Staatsmann. "Wir müssen da ein bisschen retten."