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Beim Bürgerempfang wirbt Ralf Broß um Bereitschaft zu konstruktiver Mitarbeit. Mit Video

Rottweil - Sogar in seiner Rede zum Bürgerempfang machte es Oberbürgermeister Ralf Broß am Sonntagabend noch einmal spannend, bevor er seine erneute Kandidatur ankündigte – Auftakt nicht nur zum "Jahr der Türme".

Der Beifall in der Stadthalle ist spontan und anhaltend: "Mit Ihnen gemeinsam möchte ich die nächsten acht Jahre verantwortungsvoll gestalten", erklärt Broß. Er spricht vom Rückhalt, von Ermutigung. "Viele haben zu mir gesagt: ›Du musst wieder antreten, die Entwicklung unserer Stadt darf nicht ins Stocken geraten.‹" Er erinnert aber auch andere Stimmen, die, festgemacht an den Projekten, für die Broß steht, "einen anderen Weg in unserer Stadt lieber gesehen hätten." Seinen Wahlspruch nimmt er mit: "Gemeinsam Verantwortung tragen" soll auch das Motto seiner zweiten Kandidatur und einer zweiten Amtsperiode sein.

Bis hierhin haben die Besucher nicht nur schon einiges zu hören bekommen – von der Stadtkapelle, die den Abend mit großer Geste und Jan van der Roosts "Nobilitas" eröffnet und vom Oberbürgermeister – sondern auch zu sehen. Das Leitmotiv, wie könnte es anders sein, ist "Türme". Entsprechend ist die Stadthalle dekoriert. Von Pulver- bis Testturm ist alles am Start im "Jahr der Türme", das 2017 in Rottweil werden soll. Sogar eine Filmpremiere gibt es an diesem Sonntagabend in der Rottweiler Stadthalle. Gezeigt wird der Streifen "Jahr der Türme". Nicht abendfüllend, doch durchaus eine launige Werbung für die Stadt der Türme in eben diesem Jahr.

Im Zentrum, das ist die zentrale Achse in Broß’ Rede, steht freilich der Mensch. Mit einem Zitat von Perikles erinnert er daran, dass "die Menschen, nicht die Häuser die Stadt" machten. In diesem Fall sind es ausdrücklich auch die vielen ehrenamtlich Engagierten. Drei von ihnen werden an diesem Abend mit der Bürgermedaille ausgezeichnet. Menschen machen die Stadt, doch "die Stadt" fordert dann doch auch Häuser. Sie bergen Infrastruktur, die de,m Menschen dient – und damit wieder der Stadt.

Broß spielt immer wieder auf Unterschiede an, benennt unterschiedliche, ja gegensätzliche Positionen, um sie dann gewissermaßen über den Menschen zusammenzuführen. Und davon gibt es viele, wie er bereits bei seiner Eingangsthese feststellt: Jeder habe wohl eine andere Antwort auf die Frage, was Rottweil ausmache, es lebens- und liebenswert mache, was die Merkmale der Stadt seien. "Jeder" – das ermöglicht jede Menge Meinungen.

Die Flüchtlingsthematik eröffnet den Rückblick auf das Jahr 2016. Erfolgreich habe man sich den Herausforderungen gestellt und sich auch als Solidargemeinschaft bewährt. Broß zählt Investitionen in Erschließungen und Sanierungen auf, benennt Feuerwehrhaus-Neubau und Mehrzweckhalle Göllsdorf, den Startschuss für schnelles Internet in kleinen Ortschaften und die Konsolidierung des Haushalts als wichtige Punkte. Die großen Punkte allerdings geben das Programm vor. Und noch einmal spielt der Oberbürgermeister die rhetorische Karte, setzt die Entwicklung der Stadt mit der Darstellung der Stadt gleich. Als mittelalterliche Stadt nach außen wehrhaft wie bei Merian noch dargestellt, später offener. Dabei geht es nicht darum, das eine gegen das andere auszuspielen, sondern Entwicklung zu zeigen – auch in die Zukunft. Testturm heißt auch im Jahr der Türme nicht, dass nicht in die historische Innenstadt investiert werde. Hängebrücke, das "Pro" beim Bürgerentscheid wirbt Broß gestern schon mal ein, bedeute nicht Vernachlässigung des Denkmalensembles.

Lebensqualität sollen in der alten Stadt zurückgewonnen werden, städtebauliche Missstände behoben: "Turm, Brücke und Innenstadt bilden ein Ensemble, das selbstbewusst Tradition und Innovation verbindet und daraus neue Kraft für die gesamte Stadt schöpft." Und dann ist da noch die JVA. Auch so ein Großprojekt, das nicht nur Freunde hat. Dennoch – oder gerade deshalb: "Alle drei genannten Projekte – Turm, Hängebrücke und JVA haben wir zusammen mit den Bürgern vorangebracht". Deren Beteiligung erfordere Offenheit in der Politik, aber auf der anderen Seite auch Bereitschaft zu konstruktiver Beteiligung.