Ein Schritt in die richtige Richtung: Musikschulleiterin Gabriele Hammen und Kulturamtsleiter Marco Schaffert freuen sich, über den Dächern von Rottweil über die Erhöhung des Fördersatzes für Musikschulen. Foto: Neumann Foto: Schwarzwälder Bote

Zuschuss: Rottweiler Musikschule freut sich über mehr Geld vom Land / Leiterin sieht Luft nach oben

Verhaltener Jubel bei den Musikschulen in Baden-Württemberg. Der Landtag hat entschieden, dass der bisherige Fördersatz auf Personalkosten von Musikschulen von zehn Prozent auf 12,5 Prozent angehoben wird. Davon profitiert auch die Musikschule Rottweil.

Rottweil. "Die Erhöhung des Fördersatzes ist keine einfache Sache gewesen", so sieht das zumindest Gabriele Hammen, Rottweiler Musikschulleiterin und Sprecherin der Musikschulregion Schwarzwald-Baar-Heuberg.

Doch nach zahlreichen Gesprächen mit Landtagsabgeordneten fiel eine Entscheidung. Der Fördersatz auf Personalkosten von Musikschulen wird ab diesem Jahr um 2,5 Prozent erhöht. Ziel der Erhöhung: Die Kommunen sollen unterstützt werden, das Gleiche gilt aber auch für die Eltern. Eine drastische Erhöhung des Entgelts sei damit nicht mehr zwingend notwendig.

Unterm Strich sind es 25 000 Euro mehr

Dennoch ist der Jubel in Rottweil verhalten, wie sich im Gespräch mit Gabriele Hammen und Kulturamtsleiter Marco Schaffert, zeigt. 2019 bekam die Rottweiler Musikschule 100 000 Euro an Fördergeldern. 2020 sind es voraussichtlich 125 000 Euro. Hammen sieht es eher als "Investition statt Subvention".

Denn auch mit dieser Erhöhung sei es noch lange nicht getan. Der Fördersatz bezieht sich ausschließlich auf die förderfähigen Personalkosten. Er gilt also nur für die Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen, nicht aber für die von Erwachsenen. "Der Fördersatz sollte auch hierfür gelten", findet Hammen. "Schließlich profitieren auch lokale Musikkapellen durch den Musikunterricht für Erwachsene an der Musikschule". "Außerdem stärkt es das Sozialleben und solle ein Bildungsanliegen sein", meint Marco Schaffert.

Die Musikschule Rottweil beschäftigt derzeit 36 Lehrer. 24 davon sind angestellt und werden nach Tarifvertrag bezahlt, sie unterrichten im Durchschnitt 16,5 Stunden pro Woche. Der Rest sind Honorarkräfte, welche auf sechs Stunden pro Woche im Durchschnitt kommen. Die Musikschule Rottweil möchte aber nicht ausschließlich auf Honorarkräfte bauen, auch wenn dies kostengünstiger wäre. Hammen betont, dass die Musikschule keine gewinnbringende Einrichtung, sondern eine Bildungseinrichtung sei. Im Fokus steht die Förderung von Kindern, die ein Musikinstrument erlernen möchten.

Dies passiert mittlerweile schon in der Schule. Die sogenannte "Bläserklassen" sind verbreitet. Doch auch hier könne mit einem höheren Fördersatz mehr erreicht werden, meint die Musikschulleiterin.

Ein Fördersatz von 15 Prozent wäre das langfristig anzustrebende Ziel von Gabriele Hammen. "Dies scheint im Moment allerdings unrealistisch." Zum Vergleich: 1980 lag der Fördersatz für Musikschulen sogar noch bei 20 Prozent.

Die Musikschule Rottweil hatte im Jahr 2018 ordentliche Aufwendungen von insgesamt 1,02 Millionen Euro. 174 000 Euro werden jedoch durch Unterstützung von Land und Kreis wieder eingenommen. Die Einnahmen durch die Entgelte der Eltern belaufen sich auf 414 000 Euro. Dennoch werden die Entgelte Jahr für Jahr minimal erhöht. "Ein geringer Fördersatz würde eine höhere Erhöhung bedeuten" so Hammen. Die restlichen 423 000 Euro zahle die Stadt Rottweil.

"Man kann nur neidisch sein" ergänzt Hammen, auf die Frage was sie denn vom österreichischen Modell halte. Österreichische Musikschulen werden zu 80 Prozent von Kommunen und Ländern finanziert. Das Schulgeld, das sehr gering ist, mache 20 Prozent der Finanzierung aus.

Die Musikschule Rottweil zählt zur Zeit knapp 1500 Belegungen bei 900 Schülern. "Das häufigste sind Doppelbelegungen wie zum Beispiel das Spielen eines Instrumentes und gleichzeitig Unterricht in der Musiktheorie."

Es ist ein Schritt in die richtige Richtung

"Ein Instrument fördert die Entwicklung", sind sich Hammen und Schaffert einig. Für Hammen gehöre die Finanzierung einer Musikschule grundlegend in Landeshand, "da es sich ebenso um eine Schule handelt, ganz egal ob nun der Zusatz ›Grund‹ oder ›Musik‹ davor stünde."

Doch diese Änderung wird zumindest auf kurze Sicht noch lange nicht spruchreif werden. "Die Erhöhung ist dennoch ein Erfolg und ein Schritt in die richtige Richtung", so Gabriele Hammen.